Beobachtungsbericht

11. Oktober 1999, Sofienalpe

11. Oktober, 21h -  23h30

Ort: Wien/Sophienalpe

Beobachter: Gerhard Bachmayer, Wolfgang Howurek

Instrumente: Ceravolo HD145 (Maksutov Newtonian, 145mm, F6.2), Intes Micro MN76 (Maksutov Newtonian, 180mm, F6)

Wetterbedingungen: zuerst klar, dann zunehmende Bewoelkung, 12Grad, leichter Wind

Schon Ende September hatten Wolfgang "Howdii" Howurek ( er will sich einen MN86, den groesseren Bruder meines Teleskopes, zulegen), Walter Koprolin und ich einen ersten Test meiner Neuerwerbung( MN76 Maksutov Newtonian von Intes Micro) vorgenommen.  Dabei wurde eine sehr gute optische Qualitaet ( zwischen Lambda/8 und Lambda/10 Wellenfrontfehler), aber auch eine staerkere Dejustierung konstatiert, die dann letzte Woche von Howdii mittels seines Laserkollimators beseitigt wurde. Nun wollten wir das Ergebnis am Stern und am Planeten ueberpruefen und auch gleich einen ersten Performancevergleich mit Howdii's Ceravolos vornehmen.

Wahrend der Abkuehlzeit stoeberten wir schon einmal -  mit UHC-Filter bewaffnet - den Nordamerika-Nebel auf. Da ich bis jetzt diesen immer nur mit meinem Televue Ranger mit einem 3.3 Grad Gesichtfeld( mit 32mm Okular) beobachtet habe, wo der Nebel natuerlich bequem Platz hat, verirrte ich mich zunaechst und musste Howdiis Hilfe in Anspruch nehmen. ( Zu meiner Ehrenrettung sei aber gesagt, dass der Sucher
wegen der Justiererei der letzten Tage nicht mehr mit dem Blick durchs Okular uebereinstimmte, und der Telrad-Sucher noch bequem in seiner Schachtel ruht und der Montage harrt). In beiden Teleskopen konnte man recht schoen den Golf von Mexico erkennen, und auch der Pelikan-Nebel war muehelos erkennbar - gar nicht so schlecht fuer einen Standort so nahe bei Wien!

Dann ging es weiter ( mit nachjustiertem Sucher und 32mm Televue Ploessl) zum westlichen Teil des Cirrus-Nebels um 52 Cygnus ( NGC6960). Mit UHC gut, mit OIII sehr gut zu erkennen. Beim oestlichen Bogen( NGC6992) machte sich dann recht deutlich die groessere Oeffnung des MN76 bemerkbar, der Nebel war merklich heller und die feinen Verzweigungen und Filamente besser wahrnehmbar als im Ceravolo. Interessant fuer mich war, das man die Vergroesserung noch etwas steigern und trotz kleinerer Austrittspupille (und damit weniger Licht) mehr aufloesen konnte. Das Hirn leistet hier wohl einiges an Signalverarbeitung.

Nun war es aber Zeit geworden einen ersten Test am Stern zu wagen. Wir waehlten dazu Wega und schauten uns das intra- und extrafokale Sternenbild mit einem Telvue Radian 5mm ( 216x Vergroesserung) an. Man sah deutlich, dass die Justierung wesentlich besser geworden war, aber auch, dass die Geraete thermisch noch deutlich arbeiteten. Howdii zeigte mir, woran ich Tubusturbulenzen und andere Stoerfaktoren
erkennen kann, und meinte, dass laengere thermische Ausgleichzeiten ein Charakteristikum des Maksutov-Designs ist. Ich glaube aber, dass dieser Nachteil bei weitem durch die optischen Performancevorteile dieser Bauart ( kleine Obstruktion und damit sehr gutes Kontrastverhalten, Abbildungsleistung sehr guter Refraktoren aehnlicher Oeffnung relative leicht erreichbar) uebertroffen wird. Ausserdem kann man im Falle des MN76 recht wirksam mit dem eingebauten Ventilator "nachhelfen" und einiges an "Wartezeit" verkuerzen.

Durch die ploetzlich vom Westen aufziehenden Wolken haben wir dann noch schnell auf das Doppel-Doppel in der Lyra geschaut, das sauber getrennt mit viel Platz zwischen den engen Paearchen im Gesichtsfeld des 5mm Radians erschien.

Im Osten waren nun Saturn und Jupiter hoch genug "geklettert", ausserdem war dort der Himmel noch sehr klar und versprach es auch noch einige Zeit so zu bleiben. Jupiter war bei 216x eine Pracht, obwohl sich hie und da einige Turbulenzen bemerkbar machten. Im SEB war deutlich der Grosse Weisse - Aeh.. Rote - Fleck zu sehen, und ausserdem eindeutig der Schatten von Europa, die sich gerade im Transit
vor dem Planeten befand. SEB und NEB zeigten mehrere Knoten und auf der suedlichen Hemisphare waren noch einige Baender erkannbar.

Danach schwenkten  wir zu Saturn ( die Wolken rueckten schon naeher). Hier machten sich Luftturbulenzen  durch ruckartige Bewegungen des Ringes staerker bemerkbar. Meistens blieb das Bild bei 216x aber doch recht ruhig und Cassini-Teilung, Wolkenbaender und dunkle Polkappe waren eindeutig sichtbar.

Nun hatten sich aber die Wolken endgueltig vorgeschoben, und da keine Besserung in Aussicht war packten wir wieder alles ein und fuhren heim.

Gerhard Bachmayer.

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