Das Wunder von Mariazell (Teil 2)

Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell, 09. 02. 2002

20020209fzw19.html

Beobachter: Anneliese Haika, Alexander Pikhard, Albert und Gabi Richter, Hanne Schulmeister, Franz Zwanzger
 
e-Mail: apikhard@utanet.at
 
Datum: 09. 02. 2002
 
Zeit: 19.00 MEZ
 
Ort: Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell
 
Instrument: 16" Meade LX-200
 
Bedingungen:

Durchsicht: 3 Freis. vis. Grenzgröße: 4.5
Aufhellung: keine Angabe Seeing: 2
Wind: keine Angabe aus keine Angabe    
Temperatur: ca. 5 °C Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:


 
Bericht:

Der Nachmittag war sonnig (man glaubt es kaum, bei dem Wetterbericht und dem Satellitenbild), und auch der Abend war nicht hoffnungslos. Eine leichte Schichtbewölkung sollte zwar die Beobachtung von Deep-Sky-Objekten unmöglich machen, doch für die Planeten sollte es reichen.


Eine Stärkung
Eine kleine Stärkung vor dem Beobachten tut immer gut.


Sonnenuntergang
Diffus versinkt die Sonne hinter den Mariazeller Bergen. Nun, mit
Beobachtungen in Horizontnähe wird es heute wohl nichts.

Dämmerung
Die Wolken am Horizont halten sich, doch weiter oben klart es
etwas auf, und bald erblicken wir Jupiter und Saturn.

Nebel im Tal
Im Tal fällt Nebel ein, gespenstisch hebt sich die dunkle Silhouette
der Basilika vor der hellen Nebelwand ab. Es wird sehr dunkel, da
der Nebel das Licht aus dem Tal abschattet.

Als der Himmel weiter aufklart und das Wunder von Mariazell seine Fortsetzung findet, öffne ich die Kuppel. Un zur großen Überraschung herrscht traumhaftes Seeing. Kein Anzeichen von Luftunruhe!

Wir beobachten am 5" Astrophysics-Refraktor mit einem 8.8mm Meade UWA-Okular (114x) und am 16" LX-200 mit einem 14mm Meade UWA (286x). Das 8.8mm UWA bringt dann eigentlich nichts mehr.

Saturn bietet einen überwältigenden Anblick; die Cassini-Teilung ist ohne Schwierigkeiten zu sehen, und bald kommt auch die Encke-Teilung blickweise heraus. Der C-Ring ist wunderbar fein, gräulich, und auf dem Planeten erkennt man weiße Ovale im Äquatorband.

Der Nebel bildet einen optimalen Filter. Nur schade, daß längere Belichtungszeiten erforderlich sind (1/3s bei 400ASA), sodaß ich diesen Anblick nur schwer mit der Digitalkamera festhalten kann.

Saturn
Immerhin. Saturn, mit der Olympus C-3000 Digitalkamera durch
14mm UWA, 1/3s bei 400 ASA äquivalent. Das Originalbild war
wegen der geringen Bildhelligkeit stark verrauscht, eine längere
Belichtungszeit aus der Hand aber nicht zu schaffen.

Die Ausarbeitung wird ein Hammer. Zuerst verkleinere ich das Bild auf etwa 25% mit Corel Photopaint. Dann importiere ich das JPEG-Bild in AstroArt und entferne aus den drei Rot-, Grün- und Blauauszügen das (unterschiedlich starke) Rauschen, wende eine unscharfe Maske an und komponiere wieder ein RGB-Bild. Export als JPEG und dann mit Corel noch einmal den Kontrast verstärken und eine letzte adaptive Unscharfmaske, fertig. Zu den RGB-Auszügen: Die Digitalkamera ist grünempfindlich, das G-Bild war am wenigsten verrauscht, am meisten das B-Bild.

Noch mehr Details zeigt Jupiter. Vor allem der GRF in zartem Lachsrosa ist ein wunderbarer Anblick! Das SEB ist blaß und zeigt einige weiße Ovale, das NEB wird auch schon heller, zeigt einen dunklen Rand zur EZ hin und einige rote Ovale. Traumhaft!

Leider ist durch den immer stärker werdenden Dunst nur mehr wenig Licht da, aus einer mit 1/2 Sekunde (!) aufgenommenen Aufnahme kann ich mit obiger Technik aber doch einiges herausholen.

Jupiter
Jupiter, wie oben Saturn, aber mit 1/2s.

Leider geht durch leichtes Seeing und Verwackelung viel verloren, doch der hellrote GRF und einige dunkle Details kommen auf der Aufnahme dennoch recht gut heraus.

Lange beobachten wir die beiden Planeten, bis die Bewölkung zu stark wird und wir die Kuppel schließen.

Umtrunk
Wir feiern den zweiten erfolgreichen Abend ...

Begutachtung der Bilder
... und bestaunen die ersten Rohbilder (und beraten, welche Fotos
nicht veröffentlicht werden ...)

Das Wunder von Mariazell hatte seine Fortsetzung gefunden - zwei Beobachtungsnächte an einem Wochenende, an dem niemand damit gerechnet hatte, auch nur einen einzigen Stern zu sehen.

Was lernen wir daraus? Carpe diem - nütze den Tag!

Alexander Pikhard