Sternführung

Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell, 15. 06. 2002

20020615api_fhr.html

Beobachter: Alexander Pikhard
e-Mail: apikhard@utanet.at
Datum: 15. 06. 2002
Zeit: 21.30 - 22.45 MESZ
Ort: Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell
Instrument: 16" Meade LX-200, 12" Meade LX-200, 5" Starfire Refraktor
Bedingungen:
Durchsicht: 1-2 Freis. vis. Grenzgröße: -
Aufhellung: - Seeing: 2-3
Wind: kein
Temperatur: 15 °C Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:
Bericht: Es ist uns offenbar gelungen, Besucher, die zu Mittag kurz vorbeigekommen waren und denen wir die Sonne gezeigt hatten, so weit neugierig zu machen, daß sie uns an diesem Abend, trotz bedrohlich aufquellender Wolken, wieder besuchen. So ergibt sich für Anneliese und mich die Premiere einer Führung auf der Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell.

Wir beginnen mit einem Blick zum Mond durch das 12" LX-200. "Achtung! Suchtgefahr!" lautet meine Warnung, denn der Mond ist ein beeindruckendes Objekt. Wir gehen in die Kuppel und betrachten noch einmal den Mond, im Refraktor im Gesamtüberblick und im 16" in einem (etwas zu stark vergrößerten) Detailausschnitt.

Ich weise auf das aschgraue Mondlicht hin. Erste Verwirrung. Wer beleuchtet jetzt was? Jetzt wäre ein Modell gut, doch es geht auch mit Gestikulieren. Wir schwenken zur Venus. Ja, das Flimmern, der rote und blaue Farbsaum, das macht alles unsere Lufthülle. "Die Venus wird von der Erde beleuchtet?" - "Nein, von der Sonne." - "Wieso?" Jetzt verstehe ich die Verwirrung, die Sonne steht ja (für uns) unter dem Horizont. Das müssen wir uns fürs Ferienspiel merken! Wenn die Sonne untergeht - für einen Beobachter auf der Erde -, beleuchtet sie ja trotzdem noch den Mond und die anderen Planeten. Wir müssen lernen, einfacher zu denken, wenn wir Führungen halten. Vieles, was für uns selbstverständlich ist, ist es nicht für Einsteiger, und mögen sie noch so interessiert sein. Wir müssen uns darauf einstellen, dann können wir Astronomie erfolgreich verbreiten.

Ich stelle Arkturus ein. "Was fällt Ihnen auf?", lautet meine Frage. "Die Strahlen", "das Funkeln" lauten die Antworten, aber das ist nicht das, was ich hören will. Ich werde hartnäckig. "Was noch?" - "er ist kleiner als die Venus". Ja, das ist schon gut. Aber ich bohre weiter - etwas selbst erkennen erzielt den größten Lerneffekt. Vergleichen wir den Anblick im Fernrohr mit dem freien Auge... einige prüfende Blicke. "Er ist heller" - Volltreffer! Trotzdem frage ich weiter: "In welchem der beiden Fernrohre [5" Refraktor, 16" Spiegel] ist er heller?" - im [16" Spiegel]. Jetzt haben wir gewonnen. Ich erläutere, warum man große Fernrohre braucht, und erzähle etwas über die größten Fernrohre der Welt.

Jetzt wird die Diskussion interessant. Wir sprechen über große Sternwarten in entlegenen Gegenden der Erde und daß diese so teuer sind, daß nur mehrere Institute und sogar Nationen gemeinsam ihre Errichtung und ihren Betrieb finanzieren können. Es kommt die Frage, ob sich Österreich an so einer Organisation beteiligt ... Gotcha! Wir reden über die ESO, welchen Nutzen sie für Österreich hätte und was bisher passierte. Daß Österreich nicht bei der ESO ist, stößt bei unseren Gästen auf vollstes Unverständnis. Es tut gut, zu sehen, daß es in der Bevölkerung durchaus ein Bewußtsein gibt, wie Österreich Forschung betreiben sollte (das zeigt auch die Umfrage im Rahmen der Science Week). Hoffentlich wird dieser Umstand den zuständigen Politikern auch bewußt (gemacht).

Daß Fernrohre nicht nur die Sterne heller machen, sondern auch mehr Details zeigen, erläutere ich an einem kurzen Schwenk zum Doppelstern Pi Bootis.

Es ist dunkel geworden und die Frage nach Sternbildern beantwortet Anneliese mit einer Präsentation unter freiem Himmel - Sternbilder kann man in einer Kuppel, auch mit einem zwei Meter breiten Spalt wie hier, nicht gut erklären. Unser Laser leistet wieder gute Dienste. Und wieder kommt eine Diskussion über aktuelle Forschung auf.

Zurück in der Kuppel betrachten wir noch M57 und M13 samt Erläuterungen. 

Wir gehen noch einmal hinaus ins Freie und lassen unsere Gäste ein wenig an unserem kleinen Teleskoptreffen teilhaben. Nach dem Motto, "Astronomie macht durchaus Spaß".

Die etwas unorthodoxe Führung endet mit einem Blick zur Milchstraße, der jetzt schon möglich ist. Ich glaube, wir haben zur Verbreitung von Astronomie wieder einen guten Beitrag geliefert.