Beobachtungsnacht

Payerbach/NÖ, 14. 06. 2002

20020614wvo22.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
 
e-Mail:vollmann@gmx.at
 
Datum:14. 06. 2002
 
Zeit:22.00 MESZ
 
Ort:Payerbach/NÖ
 
Instrument:Newton 45/204cm auf Dobson-Montierung
 
Bedingungen:

Durchsicht:1 Freis. vis. Grenzgröße:6.0
Aufhellung:keine Angabe Seeing:keine Angabe
Wind:keine Angabe aus keine Angabe  
Temperatur:16 °C Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:


 
Bericht:

Noch in der Dämmerung schaue ich mir neben Mond, Venus und Jupiter auch den Stern 55 im Krebs an (auf der Sternkarte auch als Rho1 Cancri eingezeichnet). Dort ist vor kurzem ein ziemlich jupiterähnlicher Planet entdeckt worden. Im Fernrohr erscheint der Stern gelblich (Spektraltyp G8, etwas gelber als die Sonne) und bildet ein weites Paar mit 53 Cancri in 4,6' Abstand. 53 Cancri ist im Fernrohr etwas rötlich: ein roter Riese weit im Hintergrund von 55 Cnc. Er hat aber einen hübschen kleinen Begleiter 10mag, in 43" Abstand, der bei 51x gut sichtbar ist (Doppelstern h460, entdeckt von J.Herschel).

Um 23h00 MESZ wird es langsam halbwegs dunkel. Mein Sternfreund Peter von Baeckmann ist mit seinem 90mm Goto-Maksutov (ETX) eingetroffen und findet die Objekte tatsächlich schneller als ich mit dem Telrad, Sucher und Sternkarte. Endlich bringe ich auch die Kollimation meines Newton hin, an das Justieren muss ich mich als alter "Refraktorist" erst gewöhnen. Bei einem Öffnungsverhältnis von 1:4,5 ist jede Dejustierung natürlich gut mit schlechten Sternbildern zu sehen. Ist sicher auch Übungssache!

Wir stürzen uns in die Sternfluten des Frühsommerhimmels: normalerweise schaue ich mir die Objekte viel länger an und suche oft ganz ausgefallene Sachen. Heute sind viele "alte Bekannte" dran und wir machen eine "Sightseeing-Tour".

M 13 Her: das ETX löst den Haufen in den Randbereichen schon etwas auf: nicht schlecht für 90mm Öffnung! Der grosse Newton zeigt bei 227x den Sternenschwarm des Kugelsternhaufen wunderschön (Kommentar: "wie auf einem Foto"). Heute ist auch wieder gut das dunkle Y am Rand des Kugelsternhaufens zu sehen: dort sind deutlich weniger Sterne, besonders der Balken des Y in den Aussenbereichen ist deutlich. Diese Struktur habe ich auch schon im 130mm Refraktor gesehen, aber nicht so gut. Am besten scheint sie bei Vergrößerungen um 200x sichtbar zu werden.

M 51 CVn: das ETX zeigt gut beide Galaxien, also auch die Begleitgalaxie NGC 5195. Der 18" bei 227x zeigt bei NGC 5194 den Kern und sehr gut die beiden Spiralarme, wunderschön! Bei NGC 5195 ist der dunkle Teil neben dem Kern zu sehen, die Lichtbrücke zwischen den beiden Galaxien kann ich nicht entdecken. Heute ist die Nacht zwar angenehm warm und trocken, aber in der Dämmerung noch immer etwas hell.

Komet Ikeya-Zhang ist immer noch im 10x50 Sucher als kleines Wölkchen zu sehen! Er zeigt im 18" bei 107x noch immer eine ziemlich grosse Koma, zirka 8' Durchmesser, zentral verdichtet und einen schwachen sternartigen Kern (ca. 13mag). Ein schwacher Schweif ist schmal über etwa 1/2 Feld, also ca. 20' lang, zu sehen.

Ich fische nun den "Schachtel-Nebel" NGC 6309 Oph heraus: bei 227x und 408x zeigt sich der Planetarische Nebel deutlich länglich, klein, ein Doppelnebel bestehend aus zwei etwa runden Nebelchen in Kontakt. Ganz in der Nähe ist Pluto: mit einer genauen GSC-Sternkarte ist er leicht zu identifizieren und erscheint bei 107x fast hell; der einzige Planet der jetzt um Mitternacht zu sehen ist!

M 11 Sct: der ist bei 107x eine Pracht: vollkommen aufgelöst, enorm viele Sternpünktchen um die 12mag, sicher mehr als 100, deutlich ist die dunkle Teilung des Haufens sichtbar und sehr schön der helle Stern 9mag in der Mitte, der deutlich gelblich erscheint, die schwächeren Sterne herum sind eher bläulich. Ein bereits entwickelter roter Riese?

Wieder probiere ich M 57 Lyr: bei 408x sehe ich in den ruhigeren Momenten immer wieder den Zentralstern aufblitzen, das ist aber wegen dem nicht so tollen Seeing nicht ganz leicht und ich kann ihn nicht halten. Mit der genauen Karte von M 57 (http://c3po.cochise.cc.az.us/astro/deepsky02.htm) sind die schwachen Sterne um den Ringnebel gut zu identifizieren: immer wenn das Seeing den Stern 15,7mag nahe dem Ring gut sichtbar werden läßt, zeigt sich auch der Zentralstern, der vor dem hellen mit Nebel gefüllten Ringinneren viel schwerer zu sehen ist. Ganz in der Nähe zeigt die POSS-Karte einladend die Spiralarme der Galaxie IC 1296 Lyr: die Galaxie ist bei 227x schwach aber deutlich sichtbar: ein kleiner Nebel, etwa rund und zentral verdichtet. Die Galaxie hat eine visuelle Helligkeit von etwa 14mag.

Wenn wir schon bei den hellsten Planetarischen Nebeln sind, darf M 27 Vul nicht fehlen: 227x zeigt wunderschön die Hantel, der Nebel ist strukturiert, der Zentralstern ist deutlich sichtbar. Auch die "Ohren" des Nebels sind hell, der Nebel erscheint viel größer als z.B. auf dem Foto in Burnhams Celestial Handbook, die Hantel ist in den zitronenförmigen Nebel eingebettet und ihre lange Achse steht etwa normal auf der der "Zitrone". Könnte auch ein angebissener Apfel sein.... (hab ich da beim Gucken Hunger gehabt???).

M 101 UMa: bei 107 und 227x ist der helle Kern auffallend. Die Scheibe ist blass, sehr fleckig mit helleren Flecken, die sich nur mit viel Fantasie zu Spiralarmen verbinden lassen.

NGC 4236 Dra: die Spindelgalaxis ist bei 107x sehr lang sichtbar, blass und ohne weitere Einzelheiten wie hellere Flecken etc.

M 8 Sgr: den können wir nur im ETX finden, der Dobson zeigt da ins Garagendach. Das kleine Fernrohr zeigt deutlich das den Nebel teilende Dunkelband. In einer warmen Sommernacht ist es passend, die Lagune zu beobachten!

M 97 UMa: die Eule zeigt deutlich ihre beiden Augen im 18" bei 227x. Nicht weit davon ist die Spindel von M 108 UMa zu sehen: sie zeigt fleckige Struktur.

In der beginnenden Morgendämmerung sehen wir dann noch NGC 6543 Dra, den Katzenaugennebel: er ist bei 408x fantastisch schön, deutlich oval, die Farbe deutlich grün, mit guter Begrenzung wobei der Rand deutlich heller wirkt. Mitten im Nebel steht der gut sichtbare Zentralstern. Gleich daneben fällt mir die Galaxie NGC 6552 Dra auf: sie ist gut sichtbar, ein zentral verdichteter etwa runder kleiner Nebel.

Es wird schon merkbar hell und ich werde langsam müde. Um 3h00 MESZ packen wir zusammen: eine schöne Sommernacht geht zu Ende.