CCD & WebCam

Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell, 01. 11. 2002

20021101api17.html

Beobachter:Alexander Pikhard, Günther Eder, Annelise Haika
e-Mail:apikhard@utanet.at
Datum:01. 11. 2002
Zeit:17.30 MEZ
Ort:Raiffeisen-Volkssternwarte Mariazell
Instrument:16" Meade LX-200, 5" Starfire, StarlightXpress MX916, Philips ToUCam Pro
Bedingungen:

Durchsicht:1 Freis. vis. Grenzgröße:5.5
Aufhellung:2 Seeing:2
Wind:kein aus keine Angabe  
Temperatur:11 °C Luftfeuchtigkeit:90 %
Sonstige Bemerkungen:Zeitweise Durchzug hoher Wolken oder tiefer Nebelfelder, ab ca. 00.30 Ende durch Bedeckung.

Bericht:

Ich weiss gar nicht mehr, wie lange es her ist, dass ich die letzten CCD-Bilder aufgenommen habe. In der Zwischenzeit hat sich meine technische Austrüstung etwas verändert, und so wäre es längst an der Zeit, ein paar Tests zu machen:

  • Funktioniert die StarlightXpress noch mit meinem neuen Laptop mit Windows 2000?
  • Wie funktioniert die ST-4 Nachführung in Mariazell?
  • Und ein First Light für meine ToUCam Pro steht auch an ...

Mutig, mutig, bei diesen Wetterprognosen - und dem Wetter der vergangenen Monate - nach Mariazell zu fahren, aber einen Versuch allemal wert. Und es sollte sich lohnen.

Der recht heitere Nachmittag geht in einen sehr schönen Beobachtungsabend über. Sehr feucht, aber die Feuchtigkeit bleibt ohnedies draussen. Einer der Vorteile einer Kuppel.

Nach dem Öffnen der Kuppel - das kann ich noch! - der übliche Aufbau der Computerhardware. Alles angeschlossen, gut. Als erstes ein Test der WebCam, die ja hard- und softwaremässig einwandfrei funktioniert. Also eigentlich ein First Light für den Adapter ...

Es klappt. Erstes Bild ist die Vega. Hier, mehr oder weniger nur zur Dokumentation, ein mit Giotto gemitteltes Bild aus rund 300 Frames zu je 1/33 Sekunde.

Vega

Das nächste Ziel mit der WebCam, Saturn, ist noch sehr tief, also arbeite ich mit der MX916 weiter. Erfreulicherweise funktioniert sie mit AstroArt unter Windows 2000 einwandfrei, ja sogar besser als früher. Die lästigen Übertragungsfehler treten nicht mehr auf, liegt wohl an dem 1,8 GHz schnellen Rechner, der wirklich in Echtzeit auslesen kann.

Ich probiere zunächst mit ein paar bekannten Objekten herum (16" LX-200, F=4000 mm). Leider habe ich mit der Nachführung Probleme, muss auf Günther warten, um die ST-4 in Gang zu setzen.

M57
M57, 12 x 20 Sekunden, logarithmisch skaliert

M56
Der Kugelsternhaufen M56, 4 x 20 Sekunden

M15
M15,  10 x 20 Sekunden, DDP und logarithmisch

Gut, CCD funktioniert also noch. Sowohl technisch, als auch was das Handling anbelangt. Zeitweise ziehen Nebelwolken durch, im Tal herrscht totale Suppe. Aber hier oben auf der Sternwarte sind die Bedingungen bestens, die Milchstraße zieht von Osten nach Westen durch den Zenit. Doch bevor ich mich in "höhere" Gefilde begebe, noch ein wichtiges Objekt tief im Süden: Uranus. Einmal möchte ich heuer doch noch die Monde angehen. Zunächst ist zu viel Dunst da unten, doch nach einigen Minuten ist die Sicht auf den fernen Planeten zumindest zeitweise klar.

Uranus
Uranus, 16 x 20 Sekunden, doppelt logarithmisch, 200% vergrößert

Die drei Monde sind Oberon (oben), Titania (links oben, etwas näher bei Uranus) und Ariel (unten). Die Aufhellung zwischen Ariel und Uranus könnte Miranda sein. Umbriel steht zu nahe bei Uranus und geht in dem überbelichteten Bild des Planeten unter.

Jetzt aber in den Zenit; vor allem der Andromedanebel ist heute ein wichtiges Ziel. Eingelich weniger der Nebel selbst... Doch zunächst eine Aufnahme der Kernregion von M31 durch den Starfire-Refraktor (F=1000), 2 x 90 Sekunden

M31

In dieser Aufnahme (doppelt logarithmischer Maßstab) kommt der kleine Kern von M31 sehr gut zur Geldung und auch die Dunkelwolken sind sehr schön, wenngleich ich sie schon etwas kontrastreicher erwischt hatte. Noch eine Aufnahme von M110 am 16" LX-200 ...

M110
M110, 10 x 20 Sekunden, unscharfe Maske

.. bevor es zu einem heißbegehrten Ziel geht: Kugelsternhaufen im Andromeda-System! Die Anregung holte ich mir bei
http://www.angelfire.com/id/jsredshift/gcm31.htm.

Da wir schon einmal in der Nähe von M110 sind, muß G73 ins Bild, der hellste Kugelsternhaufen in diesem System (15.0 mag). Das Identifizieren ist nicht ganz einfach, aber zum Glück sind einige Sterne über TheSky gut identifizierbar.

G73
G73, 10 x 20 Sekunden

Na ja, das geht ja, ist aber nicht sehr spektakulär. Also zu G1 (Mayall II), dem hellsten Kugelsternhaufen im Andromeda-System (er ist in Wirklichkeit größer als Omega Centauri in unserer Milchstraße und hat 13,7 mag). Auf der Aufnahme erscheint G1 deutlich diffuser als die restlichen Sterne, was die Indentifikation erleichtert.

G1 Vergleich HST
G1, 9 x 20 Sekunden. Rechts die Vergleichsaufnahme mit dem HST, © NASA

Das muss auch visuell probiert werden! Zunächst ist es sehr schwierig, die Sterne, die auf der Aufnahme klar und deutlich zu sehen sind (sie haben 14-15 mag) auch im Fernrohr auszumachen. Erst mit einem stärkeren Okular (14mm UWA) gelingt das. Bei indirektem Sehen ist G1 deutlich als runde, diffuse (!) Scheibe zu erkennen, klar unterscheidbar von einem Stern. Ein absolut herausforderndes Objekt, lohnend für alle, die sich etwas trauen wollen!

Weitere CCD-Aktivitäten werden durch einfallenden Dunst bald sinnlos. Der Himmel wird milchig, die Durchsicht schlechter. Aber jetzt steht Saturn schon hoch genug. Visuell gibt der Planet heute mehr her als je zuvor:

  • zwei Wolkenstreifen, im dickeren eine deutliche Verdichtung
  • Polkalotte
  • C-Ring deutlich
  • Schatten des Saturn auf den Ringen deutlich
  • speichenartige Strukturen im B-Ring
  • Encke-Minimum im A-Ring
  • Encke-Teilung blickweise

Da muss jetzt die WebCam ran. Im ersten Versuch wird Saturn knallgelb, also ein wenig an den Parametern drehen. 1/100 Sekunde erweist sich als die beste Belichtungszeit, und so entstehen noch zwei Video-Sequenzen mit je rund 500 Bildern. Aus der dritten Sequenz rechne ich mit Giotto aus den besten 5% der Bilder ein Mittelbild heraus und schärfe es noch etwas nach. Hier das Ergebnis:

Saturn
Saturn, Mittel aus rund 500 Bildern zu je 1/100s Belichtungszeit

Für den ersten Versuch mit der WebCam ganz brauchbar. Zwei Bänder und Polkalotte auf Saturn, C-Ring, Schatten des Saturn auf dem Ring, die Speichen im B-Ring (rechts) und das Encke-Minimum im A-Ring kommen auch auf der Aufnahme heraus. Nur die Encke-Teilung ging unter. Soo gut war das Seeing auch nicht. Und soo virtuos bin ich auch mit Giotto noch nicht. Aber es wird ...

Kaum sind die Videos aufgenommen, senkt sich eine Nebeldecke über die Sternwarte. Aus. Ende.

Aber wer hätte das Gedacht. In diesem Herbst, mit diesen anhaltend scheußlichen Wetter, zumindest eine halbe Nacht und viele schöne Ergebnisse. Danke, Günther, für die Assistenz mit der ST-4, auch wenn uns die Leitsterne im Nebel abgesoffen sind!