3. WAA-Jahrestagung

23. November 2002

Mit der heurigen Jahrestagung sind meiner Meinung nach bemerkenswerte Meilensteine gesetzt worden. Zum einen ist die Idee, jeweils in einem Block ein Referat eines Amateurastronomen und eines Berufsastronomen zu präsentieren, für die Tagungsteilnehmer, die mehrheitlich Amateure waren, besonders interessant. Zum anderen ist dadurch aber auch ein Brückenschlag zwischen Amateuren und der Wissenschaft gelungen, der hoffentlich in Zukunft weiter gefestigt werden kann.


Erstmals hatten wir heuer auch Aussteller zu unserer Jahrestagung geladen
Links AstroExperts, rechts Optikhaus Binder


Auch die heurige Jahrestagung war sehr gut besucht. Das Auditorium ist voller Erwartungen


Moderator Alexander Pikhard mit seinen "Spielsachen"

Im ersten Block war der Amateurastronom Dr. Thomas Maca in Australien den Aborigines und ihrem Verhältnis zur Nacht und der Deutung des Sternenhimmels auf der Spur. Wir haben erfahren, dass die Ureinwohner Australiens ein freundliches Verhältnis zur Nacht und zu den Sternbildern hatten, die nach ihrer Überlieferung sehr realistische Figuren des täglichen Lebens darstellten und auch in ihren Erzählungen eine wichtige Rolle spielten. So sehen sie zum Beispiel ein Emu im Centaurus und ein Oppossum im Kreuz des Südens.



Univ.Prof. Dr. Franz Kerschbaum hat mit seinem Vortragsthema gezeigt, dass die Freizeitastronomen mit den ihnen zugänglichen technischen Geräten durchaus astronomische Forschung betreiben können. Auch für Amateurastronomen ist z.B. ein die Seeing-bedingten Unruhen ausgleichendes Gerät erschwinglich geworden, das ein wesentlich höher aufgelöstes Bild bei CCD-Aufnahmen ermöglicht.

Beeindruckend war an diesem Beitrag, dass es wirklich mit einer handelsüblichen Amateurausrüstung - Celestron 11, SBig ST7 mit adaptiver Optik AO7 - möglich ist, wissenschaftlich zu arbeiten. Für uns eine grosse Bereicherung!


Pausen: Wichtig zur Erholung und zum Gespräch

Im zweiten Vortragsblock hat die Freizeitastronomin Mag. Anneliese Haika Einblick gewährt in die Probleme einer mobilen Volkssternwarte in Wien. Wir haben gehört, dass es trotz widriger Umstände mit Standorten, Wetterbedingungen und einigem Personaleinsatz doch möglich ist, Interessenten die Möglichkeit zu geben, einmal durch ein großes Teleskop zu schauen und vor allem Kindern und interessierten Erwachsenen Astronomie näher zu bringen.



Mag. DI Dr. Peter Habison hat uns als Leiter des Wiener Planetariums hinter die Kulissen des neuen Zeiss-Planetariums blicken lassen. Wir haben erfahren, dass wir in Wien das Glück haben, den größten Planetariums-Typ, den die Zeiss-Werke erzeugen, bestaunen zu können. Auch New-York hat keine größere Anlage. Die neuen Laser-Geräte, die in Wien installiert wurden sind eine absolute Weltneuheit und bieten die Möglichkeit für ganz besondere Programme. Wir konnten uns aber auch aufgrund des Vortrages einen Überblick darüber verschaffen, dass es einiger Arbeit bedürfen wird, das neue Technikwunder so in den Griff zu bekommen, dass alles was möglich ist, auch genützt und möglich gemacht werden kann.

Wir haben erfahren - was in keiner der Premierenshows auch nur erwähnt wurde - wie das neue Planetarium technisch funktioniert und auch eine Antwort erhalten, ob das neue Gerät nur die Sterne wild herumwirbeln oder auch einen realistisch bewegten Himmel darstellen kann. Es kann!

Der dritte Vortragsblock hat uns in Begleitung des Amateurastronomen Günther Eder mit der Observatory Tour 2002 ins westliche Österreich und nach Oberitalien geführt und uns Sternwarten und deren Einrichtungen gezeigt, die das Herz jedes Freizeitastronomen höher schlagen lassen. Ein Höhepunkt war bestimmt die Besichtigung des ferngesteuerten 80 cm Teleskopes, das bereits getestet und hergerichtet wird für einen Einsatz in der Antarktis. Einzig tröstliche Tatsache, auch 80 cm Teleskope können eine bewölkte oder verregnete Beobachtungsnacht nicht aufhellen. Der entgangene Beobachtungsgenuß wird lediglich größer.



Ein absolut begeisternder Vortrag kam von Dr. Günther Wuchterl vom Max-Planck Institut für extraterrestrische Physik. Er zeigte uns Kostproben der Schwierigkeiten, die bei der Beobachtung und vor allem beim Nachweis von extrasolaren Planeten auftreten und wie viele Theorien von den verschiedenen Wissenschaftern dazu entwickelt wurden, wie Pegasi-Planeten entstehen. Einiges spricht dafür, dass sie in den Äußeren Zonen entstanden sind und dann ihrer Sonne immer näher kommen und irgendwann hineinstürzen, es könnte aber auch sein, dass sie vor Ort entstanden sind. Wir werden bestimmt die weiteren Ergebnisse der Forschung mit besonderem Interesse verfolgen.

"Dann haben wir versucht, diese Theorie durch Beobachtungen am 10m Keck-Teleskop zu bestätigen" - das ist derzeit das größte Fernrohr der Welt!

Alles in allem kann ich als Zuhörer nur versichern, es hat absolut gelohnt, den ganzen Nachmittag und Abend im Vortragssaal zu verbringen, die Inhalte waren sehr interessant und sie wurden auch sehr lebendig vermittelt.

Nach den anstrengenden Vorträgen ging es dann an die Preisverleihung ...


Verleihung der Alcyone-Awards

Die Preise erhielten:

  • Martin Kellner für sein bemerkenswertes Foto der Raumstation ISS in der Kategorie Digitalfotografie
  • DI Georg Zotti für seine Fotodokumentation der Namibiareise 2002 in der Kategorie Analogfotografie
  • Hatice Skarits für ihre Erklärung der arabischen Sternnamen in der Kategorie Volksbildung
Wir gratulieren den Gewinnern!

... und schliesslich ans Buffet, wo der Tag einen gemütlichen Ausklang fand.




Text: Hanne Schulmeister
Fotos: Michael Menedetter, Alexander Pikhard