Beobachtungsabend

Payerbach/NÖ, 13. 04. 2003

20030413wvo21.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
 
e-Mail:vollmann@gmx.at
 
Datum:13. 04. 2003
 
Zeit:21.00 MESZ
 
Ort:Payerbach/NÖ
 
Instrument:Newton 45/204cm
 
Bedingungen:

Durchsicht:keine Angabe Freis. vis. Grenzgröße:4.0
Aufhellung:keine Angabe Seeing:4
Wind:keine Angabe aus keine Angabe  
Temperatur:+4 °C Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:


 
Bericht:

Osterferien - und das Wetter wird schön! Der Mond -- drei Tage vor Vollmond -- hellt den Himmel zwar auf und es ist auch dunstig, so daß nur Sterne bis 4,0mag mit freiem Auge zu sehen sind.

Ich kann um 21h30 MESZ mit der Beobachtung beginnen und bewundere natürlich Saturn: oje, die Luft ist auch ziemlich unruhig und mehr als 227-fache Vergrößerung geht heute nicht. Trotzdem ist Saturn schön und zeigt die weit geöffneten Ringe und das südliche Äquatorealband, alles in creme-, ocker und gelblichen Farbtönen. Neben Titan kann ich noch die Monde Rhea, Tethys und Dione identifizieren.

Am schönsten ist heute Abend aber Jupiter: trotz der ziemlich schlechten Luftruhe (Antoniadi 4 = "mäßig, die Luftunruhe stört die Beobachtung merklich, nur blickweise bekommt man Details zu sehen") bietet er einiges bei 227-facher Vergrößerung: zwischen 22h00m und 24h00m MESZ beobachte und zeichne ich den Planeten immer wieder. Besonders auffallend ist der dunkle Braunton der beiden Äquatorbänder und die hellen bzw. cremefarbenen Zonen. Das NEB (nördliches äquatoreales Band) zeigt immer wieder Strukturen: dunklere Buchten und eine Girlande die etwa um 23h00 MESZ im Zentralmeridian ist. Interessant ist natürlich der Große Rote Fleck, den ich ab 22h45m bei der Annäherung an den Zentralmeridian Jupiters beobachte. Er ist viel heller als das SEB (südliches äquatoreales Band) und hat einen ockerfarbenen Farbton -- auf jeden Fall nicht rot. Er geht um 23h46,9m MESZ durch den Zentralmeridian, was einer Länge im System II von 86,6 Grad plus/minus 0,3 Grad entspricht.

Auch die Jupitermonde haben etwas zu bieten: erst sind nur drei Monde Jupiter vorangehend zu sehen: ganz aussen Kallisto, die ziemlich klein und grau erscheint. Dann Ganymed der viel größer ist und deutlich gelb. Innen kommt Europa, die wieder klein und eher weiß ist. Um 23h00m40s MESZ plus/minus 3 Sekunden taucht auf der folgenden Seite auch Io aus dem Jupiterschatten auf: 1 VE (Verfinsterungsende). Da der berechnete Termin (Himmelskalender) 23h02,5m MESZ ist, ergibt sich die Abweichung Beobachtung minus Rechnung (B - R) zu -1,8 Minuten. Das ist nicht verwunderlich, da die Rechnung gerade die Mitte des Verfinsterungsendes angibt, bei der der Mond bereits halb beleuchtet ist und schon gut sichtbar. Bei der Beobachtung wird aber das Erscheinen des ersten sichtbaren Lichtpunktes gemessen: das erfolgt natürlich früher und ist bei klarerem Himmel und größerem Fernrohr etwas früher zu sehen. In dieser Opposition konnte ich ein Verfinsterungsende von Io am 26.Feb.2003 und am 21.März 2003 beobachten: ich ermittelte ein B - R von -0,9 bzw. -1,1 Minuten: merkbar später als heute. Ich beobachtete aber auch in Wien und mit einem 10cm Newton. Io selbst erschien nach der Verfinsterung ziemlich klein, etwa vergleichbar mit Europa und deutlich gelb.

Wenn schon der Große Rote Fleck nicht rot ist, dann ist es auf jeden Fall der Kohlenstoffstern SS Virginis: er ist schon bei 51-facher Vergrößerung ziemlich rot sichtbar und hat etwa 9.Größe. Er befindet sich am Weg zum Quasar 3C 273 in der Jungfrau: trotz dem aufgehellten Himmel ist der Quasar gut als Sternchen sichtbar und ich schätze die Helligkeit heute zu 12,7mag. Bei besserem Himmel habe ich den auch schon mit dem 80mm Refraktor gesehen. Angaben zum Ort und Karten von SS Vir bzw. 3C 273 findet man auf der AAVSO Website. Einen zweiten Quasar kann ich heute nicht sehen: OJ 287 im Krebs: bei 227-facher Vergrößerung ist der schwächste sichtbare Stern heute "nur" 14,3mag und der Quasar ist schwächer. Es ist ziemlich interessant, den Lichtwechsel der Quasare zu verfolgen: er erfolgt oft rasch mit deutlich sichtbarer Veränderung in nur wenigen Wochen. Das bedeutet dass die lichterzeugende Quelle sehr klein ist (Größenordnung Lichttage bzw. -wochen) und bei der ungeheuren Entfernung der Quasare (3C 273 z.B. 2 Milliarden Lichtjahre) kommt daher als "Motor" eigentlich nur ein Schwarzes Loch in Frage.

Der Mond ist nicht nur ein Deepsky-Störenfried sondern es gibt viel auf ihm zu sehen: bei 227-facher Vergrößerung ist ein "Mondspaziergang" mit dem Dobson ein Vergnügen: entlang des Terminators (z.B. Schrötertal, Gassendi) und am Mondrand (Mare Australe) gibt es viele Sehenswürdigkeiten.

Um Mitternacht bewundere ich dann noch den Planetarischen Nebel NGC 40 im Kepheus: er erscheint als feine Nebelhülle um den hellen Zentralstern 11mag. Auch gibt es ein Wiedersehen mit M 13 im Herkules: bei 227-fach ist er ziemlich aufgelöst vor dem hellen Grund der zentralen 5 Bogenminuten. Auch das "dunkle Y" ist deutlich sichtbar: die Mitte ist etwas nach Süden verschoben und die Arme des Y zeigen etwa nach Norden, Osten und Westen. Einfach schön und ein gutes "Betthupferl".