Beobachtungsabend: Jupitermonde, Mond und Deep Sky

Payerbach/NÖ, 04. 05. 2003

20030504wvo20.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
 
e-Mail:vollmann@gmx.at
 
Datum:04. 05. 2003
 
Zeit:20.15 bis 23.30 MESZ
 
Ort:Payerbach/NÖ
 
Instrument:Newton 457/2040mm
 
Bedingungen:

Durchsicht:1 Freis. vis. Grenzgröße:6.0
Aufhellung:keine Angabe Seeing:keine Angabe
Wind:keine Angabe aus keine Angabe  
Temperatur: Luftfeuchtigkeit:
Sonstige Bemerkungen:


 
Bericht:

Heute Abend waren wieder einige Jupitermonderscheinungen vorausgesagt. Zuerst beobachtete ich zufällig beim Aufstellen des Fernrohrs die Bedeckung von Mond 4 (Kallisto) durch Mond 3 (Ganymed). Um 20h20m MESZ war ich überrascht nur drei Jupitermonde zu sehen. Fünf Minuten später war alles klar: weit vorangehend waren die Monde Ganymed und Kallisto so nahe aneinander gestanden, dass ich sie bei niedriger Vergrößerung nicht trennen konnte. Die Mitte der Bedeckung war vom Bureau des Longitudes für 20h12,8m MESZ angegeben.

Kurz darauf ging es los mit der Konjunktion der Jupitermonde 1 (Io) und 2 (Europa). Für eine Bedeckung hat es diesmal nicht gereicht, aber der Himmelskalender gab eine Konjunktionszeit von 21h14m MESZ und einen minimalen Abstand der beiden Monde von nur 1,2 Bogensekunden an - also fast eine Bedeckung beim Scheibchendurchmesser der beiden Monde von 0,9 bzw. 0,8 Bogensekunden. Ich beobachtete ab 21h00m MESZ bei 408-facher Vergrößerung. Die Luftunruhe war zwar stark, aber die beiden Mondscheibchen klar sichtbar. Io erschien deutlich gelb und etwas größer als Europa, die ziemlich hellgrau war. Die Annäherung der beiden Monde war innerhalb weniger Sekunden deutlich und auch dass Io etwas nördlich an Europa vorbeiging. Die beiden Monde waren ständig getrennt, berührten sich aber zur Mitte der Konjunktion nahezu. Aus meinen Skizzen leite ich eine beobachtete Zeit von 21h14,2m MESZ plus/minus 0,5 Minuten für die Konjunktion ab.

Später am Abend war die Luft noch unruhiger geworden. Daher verfolgte ich die Verfinsterung von Mond 1 (Io) durch 2 (Europa) nicht bei hoher Vergrößerung wie am 27.Apr., um den Schatten zu sehen, sondern begnügte mich mit der relativ niedrigen Vergrößerung von 137x und machte Helligkeitsschätzungen des Mondes 1. Ich verglich ihn mit Mond 2, 4 und zwei nahe stehenden Sternen. Die Verfinsterung war für 23h08,6m MESZ vorausberechnet und die gesamte Dauer von 23h06,0m bis 23h11,2m. Für den Helligkeitsverlust war diesmal 0,608 vorausberechnet, was 1,0 Größenklassen entspricht. Ich machte ab 23h02m Helligkeitsschätzungen und konnte eine sehr deutliche Verfinsterung feststellen: Io wurde weit schwächer als die anderen drei Jupitermonde. Als Mitte der Verfinsterung leite ich aus meiner Lichtkurve 23h08,9m MESZ mit einer Unsicherheit von etwa 0,3 Minuten ab (siehe Grafik). Als Dauer der Verfinsterung ergibt sich 23h06m bis 23h11m MESZ. Die Verfinsterung war sehr spannend zu beobachten, aber die Helligkeitsschätzung nicht ganz leicht: die unterschiedlichen Farben von Io (ziemlich gelb) und Europa bzw. den Vergleichssternen (alle weiß) und der im Fernrohr deutlich unterschiedliche Durchmesser von Io und Sternen trug zur Ungenauigkeit bei. Trotzdem ist die Lichtkurve ganz gut geworden und das Beobachtungsergebnis stimmt im Rahmen der Beobachtungsgenauigkeit sehr gut mit der Rechnung überein.

Hier gibt es die Zusammenfassung meiner Jupitermondbeobachtungen von heuer: Jupitermondbeobachtungen 2003.

An diesem Abend gab es noch viele andere Sehenswürdigkeiten. Besonders schön war die schmale Mondsichel mit dem gerade voll beleuchteten Mare Crisium, an dessen Rand nahe dem Schatten eine "Brücke" über den Schatten erkennen konnte. Es ist zwar nicht die "berüchtigte" Brücke von O'Neil (siehe http://www.shallowsky.com/moon/rukl26.html), aber auch nett zum Anschauen!

Interessant war auch eine Sternbedeckung am hell im Erdlicht strahlenden "dunklen" Mondrand: um 21h23m24s MESZ mit einer Unsicherheit von 1 bis 2 Sekunden verschwand ein Stern 8.Größe. Das beobachtete ich bei 137x. Das Verschwinden geschah aber nicht blitzartig, sondern nach der Bedeckung des Hauptsterns war noch für ca. 0,5 Sekunden ein schwacher Begleiter zu sehen (ca. 10.Größe). Späteres Nachschlagen ergab, daß ich den Stern BD+24°787 am Ort 5h13m03,4s +24°23'49" (2000.0) beobachtet hatte. Im "Washington Double Star Catalog" von 2001 findet man ihn als Doppelstern COU 468 mit Helligkeiten von 7,9 und 8,5mag und einer zuletzt 1991 gemessenen Distanz von 0,7 Bogensekunden verzeichnet.

Neben einigen Zwergnovae (diesmal ohne Ausbruch) beobachtete ich auch die besondere Galaxie NGC 3433 Leo: sie ist von Arp in die Liste der pekuliaren Galaxien aufgenommen worden und zeigte bei 137x+227x einen elliptischen Zentralteil mit zwei oder drei "Auswüchsen". Mir gelang auch eine Beobachtung der sehr polnahen Galaxie NGC 3172 im Kleinen Bären. Sie war trotz einer Helligkeit von nur 13,8mag visuell recht leicht sichtbar und erschien als kleiner etwas länglicher Nebel. Im Feld der Galaxie M 88 im Haar der Berenike (sehenswerte Spiralgalaxis) beobachtete ich die Zwergnova AL Com. Ich konnte sie nicht sehen, aber stellte meinen bisherigen persönlichen Rekord für die visuelle Sichtung eines schwachen Sterns auf: blickweise konnte ich den Vergleichsstern 16,8 und 17,0mag noch bei 227-facher Vergrößerung erkennen. Danach ging ich schlafen, ich spürte noch die letzte Nacht die bis 3 Uhr früh ging...