Mondesfinsternis

Wien 17, Höhenstraße/Promenadeweg, 16. 05. 2003

20030516olh04.html

Beobachter:Ottokar Lhotsky
 
e-Mail:ottokar.lhotsky@aon.at
 
Datum:16. 05. 2003
 
Zeit:04.00 bis 05.05 MESZ
 
Ort:Wien 17, Höhenstraße/Promenadeweg
 
Instrument:Fernglas Swarovsky Habicht SL 7x50
 
Bedingungen:

Durchsicht:2 Freis. vis. Grenzgröße:keine Angabe
Aufhellung:1 Seeing:keine Angabe
Wind:kein aus SW  
Temperatur:5 °C Luftfeuchtigkeit:80 %
Sonstige Bemerkungen:Wolkenloser Himmel, kaum Morgendunst, Sterne und Planeten unsichtbar


 
Bericht:

Aufgrund der wenig einladenden Prognosen habe ich mich eher erwartungslos und ohne Fernrohr auf den Weg zu einem Beobachtungsplatz gemacht, den ich (vom Vorbeifahren) mit einer fast horizontalen Freisicht-Schneise nach südwesten in Erinnerung habe.

Doch es sollt sich zu einer Mondesfinsternis der etwas anderen Art entwickeln: Ein zunächst sehr heller tiefstehender Mond, dem man um 4:00 sein fortgeschrittenes Halbschattenbad gar nicht ansieht, wird von links her langsam vom Kernschatten abgedeckt. Die Schattengrenze ist unscharf und blassrot. Anfangs ist mit dem Feldstecher auch ein hellerer gelblicher Streifen entlang des linken oberen Mondrandes zu erkennen. Es ist immer wieder beeindruckend, wie dieser Schatten einem die Erdgröße und Raumverteilung bewußt macht, wenn man dem Mond "ausgerechnet" im Licht steht.

Mit fortschreitender Verfinsterung, die auch im verdunkelten Teil immer weniger Details, und ab der Hälfte überhaupt keine mehr erkennen ließ, wurde es langsam Tag. Der graublaue Mondhintergrund verschmolz schließlich mit dem verfinsterten Teil, Vögel begannen zu singen und zwei Kuckucke zu rufen. Auch zwei Flugzeuge waren schon auf.

Im Nordosten war die Dämmerung einer blassen Morgenröte, später orangen Färbung gewichen, sodaß bei erneuter Betrachtung der schon sehr schmalen Mondsichel das Fernglas herhalten mußte. Durch dieses waren noch Einzelheiten auszumachen, wie etwa das kreirunde Mare Crisium und ein feiner schwarzer Kondensstreifen, der die rosa Sichel vorübergehend in die Hälfte schnitt.

Das in der blauen Umgebung schon sehr verlorene Mondrestchen bewegte sich jetzt bereits mit erkennbarem Tempo zum Horizont. Was dabei so seltsam berührt, ist, daß der Mond hier nicht nur einsam verblaßt - ausgelöscht wird von der Sonne, ohne Aussicht auf eine sonst übliche Wiederbelebung, sondern auch gleich begraben wird unter unserem Planeten, und das bei unbekümmertem Vogelkonzert ...