Jupiter und Jupitermondverfinsterung

Wien-Floridsdorf, 28. 05. 2003

20030528wvo20.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
e-Mail:vollmann@gmx.at
Datum:28. 05. 2003
Zeit:20.45 bis 21.30 MESZ
Ort:Wien-Floridsdorf
Instrument:Refraktor 130/1040mm
Bedingungen:

Durchsicht:ausreichend (3)
Seeing:sehr gut (1)

Bericht:

Auch für heute stand eine Verfinsterung eines Jupitermondes im Himmelskalender: 3 VA (Mond 3 VerfinsterungsAnfang). Wie gestern gab es einen Gewitterwolkenturm im Westen, aber Jupiter war gut zu sehen. Das Seeing war in der Dämmerung um 20h50m ausgezeichnet und zeigte bei 173x ein ziemlich ruhiges Jupiterbild mit einigen Einzelheiten. Die beiden Äquatorbänder zeigten Verdickungen und das NEB einen dunklen Einschluss.

Ganymed stand unmittelbar östlich von Jupiter, als hellster und grösster Mond, was auch im 130mm Refraktor erkennbar war. Etwas weiter östlich stand zum Vergleich Io, der etwas kleiner und heller erschien. Die Verfinsterung Ganymeds begann erst sehr langsam. Ich beobachtete bei einer Vergrösserung von 260x. Um 21h15m00s war erstmals ein geringer Helligkeitsverlust Ganymeds zu bemerken. Danach ging es schnell, schon eine Minute später war Ganymed sehr deutlich schwächer als Io. Zwischen etwa 21h16m30s und 21h18m30s war es schwierig aber sicher zu sehen, dass Ganymed nicht mehr ganz rund sondern etwas länglich erschien: er tauchte in den Jupiterschatten ein und war laut Himmelskalender um 21h17m30s MESZ gerade halb verfinstert. Besonders auffallend war das längliche (möglicherweise sichelförmige?) Bild Ganymeds um 21h18m00s herum im Vergleich mit der weiter vollkommen rund aussehenden Io. Die ruhige Luft hat sicher auch geholfen. Heute hatte das Ganymedscheibchen nur 1,3 Bogensekunden Durchmesser und bei einer Trennung von zwei Punktlichtquellen hat der 130mm Refraktor nach Dawes ein Auflösungsvermögen von 0,9 Bogensekunden. Die Beobachtung ist also vom Auflösungsvermögen des Fernrohrs her möglich, aber im Grenzbereich.

Ab etwa 21h20m30s begann der mittlerweile sehr schwach gewordene Ganymed in Momenten unruhiger Luft zu verschwinden, tauchte aber immer wieder auf und um 21h20m50s MESZ konnte ich letztmals ein sehr schwaches Lichtpünktchen sehen. Die Luft war zwar sehr ruhig, aber die Beobachtung erfolgte in der Dämmerung und bei ziemlich dunstigem Himmel mit schlechter Durchsicht.

Interessant ist auch noch der Vergleich der gemessenen Zeit des Verschwindens im Jupiterschatten mit der Angabe im Himmelskalender: sie erfolgte 3,3 Minuten später als angegeben. Das ist nicht verwunderlich, da der Termin im Himmelskalender für die Mitte der Verfinsterung gilt, also wenn der Mond gerade halb in den Jupiterschatten eingetaucht und noch halb beleuchtet ist. Er ist dann nur 0,75mag schwächer als im unverfinsterten Zustand: das ist zwar sichtbar, aber noch nicht sehr auffallend. Eine Beobachtung eines Verfinsterungsendes von Mond 3 am 24.Feb.2003 (siehe Jupitermondbeobachtungen 2003) ergab, dass ich den ersten Lichtpunkt 2,9 Minuten vor dem berechneten Termin sehen konnte. Dieses Ergebnis bestätigt die Genauigkeit der Vorausrechnung. Dass ich am 24.Feb. Ganymed erst etwas später erkennen konnte als heute beim Verschwinden liegt sicher einerseits an der größeren Schwierigkeit der Beobachtung eines Verfinsterungsendes (wo genau taucht der Mond auf?) und andererseits am etwas kleineren Fernrohrdurchmesser und der geringeren Vergrößerung, die ich am 24.Feb. benutzte.