Beobachtungsnacht: Deepsky, Neptun und Mars

Payerbach/NÖ, 20. 07. 2003

20030720wvo23.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:20. 07. 2003
Zeit:23.00 bis 02.00 MESZ
Ort:Payerbach/NÖ
Instrument:Newton 457/2040mm
Bedingungen:

Freis. vis. Grenzgroesse:6.0

Bericht:

Hier mein Bericht der Nacht vom 20. auf den 21.Juli 2003. Ich hab erst spät das Fernrohr aufgebaut und beginne erst um 23h00 MESZ mit der Beobachtung des Sternhaufens M 11 Sct: er ist bei 107x einfach schön, vollkommen aufgelöst, über 100 Sterne, die sich in zwei Ost-Westbänder anordnen und dazwischen ein sehr sternarmes Band zeigen. Mitten im sternarmen Gebiet sitzt noch ein Sternklümpchen und etwas südöstlich davon der hellste Haufenstern 8.Grösse, der deutlich gelblich erscheint. Das ist wirklich eins meiner Lieblingsobjekte!

Der Himmel ist heute sehr klar. Eine Grenzbeobachtung wird der Galaxienhaufen Abell 2065 in der nördlichen Krone (CrB-Galaxienhaufen). Ich verwende den sehr guten Artikel und Karte von Steve Gottlieb (siehe http://www.angelfire.com/id/jsredshift/agc2065.htm. Die hellsten Galaxien dieses Haufens sind in grösseren Amateurfernrohren gerade noch zu erkennen:
#1 ist schwach aber recht deutlich, flächig, aber nur wenige Bogensekunden Durchmesser. Die Sterne sind scharf bei 227x, gutes Seeing jetzt!
#6 ist sehr schwach, blickweise sichtbar, flächig
#2 und #3 sehr schwach, kaum sichtbar, nur angedeutet
#4 sehr schwach, blickweise, flächig
die hellste Haufengalaxis (siehe Artikel von Gottlieb) habe ich auf einer Computersternkarte eingezeichnet und sie ist zwar schwach aber nicht schwer sichtbar. Sie hat etwa 10" Durchmesser, ist zentral verdichtet und wirklich am leichtesten aller Galaxien dieses Haufens zu sehen.
Der CrB-Galaxienhaufen ist deshalb so schwer im Fernrohr zu sehen, da er ziemlich weit entfernt ist: etwa eine Milliarde Lichtjahre. Seine hellsten Mitglieder haben nur 15.-16.Grösse und sind daher visuell nicht leicht zu sehen. Heute Abend war es aber kein Problem, mit einer guten Karte einige der Haufenmitglieder aufzuspüren. Mehr zu Galaxienhaufen für Amateurbeobachter findet man hier: http://www.angelfire.com/id/jsredshift/agcintro.htm

Danach beobachte ich noch NGC 5907 Dra, eine wunderschöne lange Spindelgalaxie im Drachen und die nahe gelegene NGC 5866 Dra, die bei 227x deutlich ihr zentrales Staubband über den hellen Kern zeigt. Im Drachen liegt auch die Galaxiengruppe um NGC 5982, von der ich NGC 5985, 5982, 5981, 5976, 5976A und 5989 zeichnen und identifizieren kann. Das Besondere an dieser Gruppe ist dass auch im Gesichtsfeld bei 227x verschiedenste Galaxienformen gleichzeitig zu sehen sind. Z.B. ist NGC 5985 elliptisch und wenig zentral verdichtet, NGC 5982 eine Spindel mit sternförmigem Kern und heller Mitte und NGC 5981 eine ziemlich längliche Spindel 1:3. Schön!

Nach einem kleinen Schläfchen im Beobachtungssessel suche ich mir noch Neptun und kann heute wieder Triton eindeutig identifizieren (408x). Leider ist das Seeing wieder schlechter geworden und Mars wabert wieder; er zeigt ziemlich dieselben Details wie gestern. Heute kann ich aber auch den Marsmond Deimos finden: er steht ziemlich weit westlich von Mars und ist bei 265x und 408x ein Grenzobjekt, sichtbar wenn ich Mars aus dem Gesichtsfeld halte aber auch blickweise wenn er im Feld ist. Zur besseren Beobachtung muss ich mir in ein Okular einen den Mars abdeckenden Alufoliestreifen montieren und es dann wieder versuchen. Ich glaube Phobos ist nur so zu schaffen.