Beobachtungsnacht: Schütze, Uranus und Mars

Payerbach/NÖ, 16. 08. 2003

20030816wvo22.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:16. 08. 2003
Zeit:22.00 bis 02.00 MESZ
Ort:Payerbach/NÖ
Instrument:Newton 457/2040mm
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.5

Bericht:

Beobachtungsnacht 16./17.August 22h00 bis 2h00 MESZ. Heute wird es offiziell gar nicht vollkommen dunkel: um 22h12 endet die astronomische Dämmerung und schon um 22h11 geht der Mond auf (für Payerbach).

Es ist aber um 22h00 MESZ dunkel genug, um meine Beobachtungstour im Schützen fortzusetzen -- er ist ja nicht mehr so lange gut sichtbar. Nachdem ich letztes Mal die wunderbaren hellen und dunklen Nebel im Lagunennebel M 8 beobachtet und gezeichnet habe, brauch ich diesmal nicht weit davon weiterzuschauen: der Sternhaufen M 21 ist bei 107x vollständig aufgelöst und zeigt etwa 50 Sterne. Die helleren Sterne bilden eine Figur mit einer Ost-West angeordneten Sternkette, die zusammen mit einigen anderen Sternen ein wenig an einen hübschen Ring erinnert. Der hellste Teil der Sternkette erscheint etwas gelblich gefärbt. Danach zeichne ich den Trifidnebel M 20. Bei 107x ohne Filter erscheint er heute etwas blass, zeigt aber den zentralen Doppelstern sehr deutlich und auch ziemlich strukturiert seine drei Dunkelbänder vor dem hellen Nebelgrund. Mit einem UHC-Filter wird der Kontrast deutlich angehoben und der Emissionsnebel ist noch besser und strukturierter zu sehen. Der Reflektionsnebel im Norden von M 20 ist aber mit Filter unsichtbar, er wird blass sichtbar wenn ich den UHC Filter wieder entferne.

Ab 23h00 MESZ beobachte ich den Uranus. Der Mond ist schon zu hell und hellt den Himmel auf, so dass ich ihn heute nicht mit freiem Auge erkennen kann. Das war um den letzten Neumond herum kein Problem. Im Fernrohr zeigt er schon bei 107x sehr deutlich sein kleines Scheibchen. Es erscheint bei 408x schon recht gross und gelblich-grünlich gefärbt, zeigt aber keine Einzelheiten: die Luft ist doch recht unruhig. Ich verwende einige Zeit die Umgebung des Uranus nach schwachen Lichtpünktchen abzusuchen und sie zu zeichnen. Nachträglich kann ich auf meiner Skizze eindeutig die leicht gesehenen Uranusmonde Titania und Oberon identifizieren. Die Monde Ariel und Umbriel hab ich auch schon gesehen, aber heute konnte ich sie nicht "entdecken".

Ab Mitternacht leuchtet Mars sehr hell und gelblich-rötlich über den Bäumen im Südosten. Die ruhigste Luft habe ich gegen 0h30 MESZ. Dann wabert es bei 272-facher Vergrösserung zwar auch noch, aber es sind doch etliche Einzelheiten sichtbar: auf meinen Zeichnungen identifiziere ich nahe der Mitte das grosse Dunkelgebiet des Mare Erythraeum mit den dunklen Flecken des Margaritifer Sinus und Aurorae Sinus, im Westen noch die Gabelbucht Sinus Meridiani und im Osten sehr schön das dunkle "Auge" des Solis Lacus. Auch die Südpolkappe ist wieder kleiner geworden. Sie zeigt in den besten Momenten einen hellen Teil der etwas getrennt ist: Argenteus Mons. Über den Mars gibt es übrigens ein sehr gutes kleines Buch: "Mars" von Ronald Stoyan (siehe http://www.oculum.de). Den detailliertesten Anblick der Marsoberfläche und Polkappe erhalte ich übrigens mit einem Orangefilter Wratten 21. Im Blaufilter Wratten 38A sind blass auch einige Oberflächeneinzelheiten sichtbar; die Polkappe strahlt hell. Am schönsten ist der Mars aber wieder ohne Filter: die rötlich-ockerfarbenen hellen Flächen kontrastieren sehr schön mit den grauen Dunkelgebieten und der strahlend weissen Polkappe. Sie ist übrigens so wie das dunkle Mare Erythraeum schon bei 51-facher Vergrösserung gut sichtbar.

Heute versuche ich auch wieder die Marsmonde zu "entdecken": ohne Wissen wo sie stehen betrachte ich die Umgegend des Planeten bei 204x mit einem Okular mit abdeckendem Balken in der Mitte und bei 272x indem ich Mars aus dem Gesichtsfeld halte. Dem Mars nachfolgend finde ich in etwa drei Marsdurchmesser Distanz ein eindeutig und nicht schwer sichtbares Sternchen. Es ist der Marsmond Deimos, wie ich am nächsten Tag feststelle, der sich um die Beobachtungszeit etwa in östlicher Elongation befand. Phobos ist zur Beobachtungszeit in westlicher Elongation gestanden, aber den konnte ich so nicht "entdecken". Mit einer Vorausberechnung habe ich aber auch Phobos schon gesehen: siehe Bericht vom 26.Jul.2003:

Die Nacht ist zwar hell, aber einige Zwergnovae kann ich noch beobachten; SS UMi erwische ich sogar im Ausbruch mit 13,8mag (siehe http://www.aavso.org). Auch der Mond ist sehenswert: im Krater Posidonius ist das Rillensystem heute besonders gut sichtbar. Das Seeing wird aber immer schlechter und daher bau ich um 2h00 MESZ ab.