Deepsky im Perseus

Payerbach/NÖ, 13. 03. 2004

20040313wvo18.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:13. 03. 2004
Zeit:18.00 bis 22.00 MEZ
Ort:Payerbach/NÖ
Instrument:Freies Auge, Fernglas 8x30, Fernglas 16x70 auf Stativ
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:gut (2)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.5
Temperatur:+3 °C
Wind:kein

Bericht:

Am frühen Abend in der Dämmerung versuchte ich den Merkur am Beginn seiner Abendsichtbarkeit zu erwischen. Ich versuchte es von 18h10m MEZ (Sonne 2,6° tief, Merkur 5,6°hoch) bis 18h30m (Sonne 6,0° tief, Merkur 2,4° hoch) mit meinem 8x30 Fernglas: Merkur blieb unsichtbar, trotz seiner Helligkeit mit -1,3mag heute (fast Siriushelligkeit). Grund war wahrscheinlich der in Horizontnähe doch sehr dunstige Himmel -- später am Abend zog dann sogar Hochnebel auf.

Ab 20h00 war es immer noch recht diesig und die freisichtige Grenzgrösse betrug nur 5,5mag -- nicht sehr gut für meinen Standort ausserhalb der Ortschaft und erhöht am Berg.

Bei den Offenen Sternhaufen im Perseus denkt man zuerst an den Doppelsternhaufen h und Chi Persei. Es gibt im Perseus aber noch viel mehr zu sehen. Ich begann die Beobachtung mit dem 8x30 bei Alpha Persei. Schon mit freiem Auge sind dort etwa 20 hellere Sterne verteilt über ca. 4x2 Grad zu sehen. Der 8x30 zeigt den Alpha Persei Sternhaufen = Melotte 20 durch das grosse Gesichtsfeld von 8 Grad am besten: dutzende Sterne füllen das Gesichtsfeld, viele sind weiss aber auch einige gelbliche und rötliche sind erkennbar. Der Alpha Persei Sternhaufen ist einer der nächsten offenen Sternhaufen: er liegt mit nur 600 Lichtjahren Entfernung auf einem vorderen Platz in der WEBDA Liste (http://obswww.unige.ch/webda/dist_list.html). Interessant finde ich auch, dass der Sternhaufen deutlich länglich entlang des Milchstrassenäquators erscheint. Können wir dort mit freiem Auge die Auflösung eines Sternhaufens durch die galaktische Rotation in der Milchstrassenebene sehen?

Die Gegend um Alpha Persei bis nahe zu h und Chi Persei ist recht arm an schwächeren Sternen. In dieser Richtung verdecken relativ nahe dunkle Wolken aus Staub die weiter entfernten Objekte des Perseus-Spiralarms unserer Milchstrasse. Alpha Persei mit seinem Sternhaufen liegt vor diesen Dunkelwolken. Nordwestlich von Alpha Persei, etwa zwischen Lambda und b1/b2 Persei gibt es aber offenbar ein "Fenster" in den Dunkelwolken. Dort ist eine schöne Dreiergruppe aus offenen Sternhaufen zu sehen: NGC 1528, 1513 und 1545, alle sehr nahe an der Ebene unserer Milchstrasse gelegen. Das zeigt die Karte aus der Uranometria 2000 sehr gut.

Das hellste und auffallendste Objekt ist der offene Sternhaufen NGC 1528. Im 8x30 war er als fast vollmondgrosser heller Nebelfleck zu sehen. Bei genauem Hinsehen erkannte ich am Westrand einen Stern, ansonsten war der Sternhaufen nicht in Einzelsterne auflösbar. Noch besser zeigte er sich im Fernglas 16x70 auf Stativ: es waren etwa 20 Sterne erkennbar, der Haufen zeigte aber noch etwas "Nebel"untergrund von nicht aufgelösten Haufenmitgliedern. Der Stern am Westrand erschien bei der höheren Vergrösserung deutlich als Doppelstern. NGC 1528 wird in der WEBDA-Liste mit einer Entfernung von 2.500 Lichtjahren geführt. Gehört er noch zu "unserem" Spiralarm oder schon zum nächsten aussen liegenden Perseusarm?

Etwas mehr als ein Grad südwestlich von Lambda Persei versuchte ich NGC 1513 zu sehen. Im 8x30 gelang mir das nicht. Der 16x70 liess am Ort der Uranometria ein sehr schwaches kleines Wölkchen an der Wahrnehmungsgrenze sichtbar werden: der Sternhaufen! Auch er liegt in derselben Region der Milchstrasse, in 2.500 Lichtjahren Entfernung. Er scheint also viel kleiner zu sein als NGC 1528.

Sehr locker ist der dritte offene Sternhaufen dieser Gegend: NGC 1545. Sowohl der 8x30 als auch der 16x70 zeigten nur 6 hellere Sterne. Der 16x70 liess dann den hellsten Stern als Dreifachstern erkennen. Er ist im Washington Double Star Catalog (WDS) als S 445 AB und AC, Helligkeiten 7,3/8,2/9,3mag und Entfernungen von 71 bzw. 150 Bogensekunden eingetragen. Auch NGC 1545 liegt wirklich in derselben Raumgegend, 2.300 Lichtjahre entfernt. Also bilden NGC 1528/1513/1545 einen "Dreifachsternhaufen" im Perseus!

Ein harter Brocken bei diesen Bedingungen war der Emissionsnebel NGC 1491. Er steht etwa ein Grad nordöstlich von Lambda Persei und erscheint im 16x70 als sehr kleiner schwacher Nebelfleck, ohne dass Einzelheiten sichtbar werden. Auch dieser leuchtende Gasnebel gehört zum "Dreifach-Sternhaufen": er ist 2.500 Lichtjahre entfernt.

Zum Schluss probierte ich noch den California-Nebel NGC 1499 nördlich von Xi Persei. Mit Nebelfilter habe ich ihn schon ohne Probleme im 10x50 Fernglas gesehen. Heute zeigte aber der 16x70 nur Andeutungen der Nordkante des Nebels. Es war einfach zu diesig. Etwas später um 22h00 war es schon ziemlich zugezogen, nur noch Jupiter leuchtete durch den aufziehenden Hochnebel.