Beobachter: | Alexander Pikhard | ||||||||||||||||||||||||||
Datum: | 19. 03. 2004 | ||||||||||||||||||||||||||
Zeit: | 18.15 bis 21.45 MEZ | ||||||||||||||||||||||||||
Ort: | Sofienalpe | ||||||||||||||||||||||||||
Instrument: | 12" Meade LX-200, Philips TuUCam Pro | ||||||||||||||||||||||||||
Bedingungen: |
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Bericht: | Unerwarteter Weise zeigt sich das Wetter an diesem Freitag noch schön, die angekündigte Front ist noch weit entfernt, und so zieht es noch einmal in dieser sehr schönen Woche etliche Beobachter auf die Sofienalpe. Die Bedingungen sind jetzt schon viel besser, die große Wiese ist schneefrei und einigermaßen trocken, endlich können wir wieder "auf dem Hügel" beobachten. Nur ein kleines Schneefeld muß vorher überquert werden, kann aber auch umgangen werden. Die fünf Planeten sind auch wieder da, wenngleich Merkur etwas im Dunst über dem Tullner Feld verblasst. Im Fernrohr ist er gut zu erkennen, sogar als kleines, recht rundes Scheibchen, allerdings vom sekundären Spektrum arg in die Länge gezogen. Ein Blick zur Venus verrät gutes Seeing. Ausnahmsweise also eine Webcamsequenz von diesem detaillosen Planeten, die allerdings die Phase sehr schön zeigt.
Das gute Seeing lässt mich - Mars steht zwar hübsch nahe den Pleiaden, gibt aber nicht viel her - zum Saturn schwenken, der schon bei nicht ganz ausgekühltem Rohr eine echte Pracht ist. Wenngleich der Planet auch im 7mm Pentax (429x) beobachtet werden kann, bietet sich im 14mm Pentax (214x) der schönste Anblick. Blickweise ist sogar die Encke-Teilung zu sehen! Also rasch an die Webcam. Ich mache zunächst eine Aufnahme mit 3m Brennweite. Beim Stacken bemerke ich, dass die Kamera, trotz einer Belichtungszeit von nur 1/25s, durch die beim Saturn schon notwendige Nachverstärkung auch die Monde des Planeten festgehalten hat. Um Planet und Monde darzustellen, muss ich den Planeten ausmaskieren (mit unscharfem Rand aus ästhetischen Gründen) und den Rest verstärken, bis der Hintergrund herauskommt.
Es ist so: Reicht 1/25s nicht mehr aus, wie bei Saturn bei meinem Öffnungsverhältnis von 1/10, dann muss die Nachverstärkung der Kamera hinauf gereglet werden. Diese erzeugt Rauschen, das nur mit einer entsprechenden Anzahl von Bildern ausgemittelt werden kann, im Fall dieser Sequenz waren es rund 1600 Frames. Darin ist viel Information enthalten (1400 Frames waren brauchbar für eine Qualität von 85% auf der Registax-Skala), also auch die Monde. Erstaunlich, dass die Kamera sogar Enceladus mit 11.6 mag noch zeigt. Ich muss wohl meine Videos vom 9. September vom Mars noch einmal ausgraben und stacken, denn da sollten die Marsmonde auch kein Problem gewesen sein ... Jetzt aber die 2x-Barlowlinse montieren. Zwei Sequenzen des Saturn, eine mit 2000, die zweite mit 2200 Frames, werden aufgenommen. Bei der zweiten zeigt sich: Das Seeing "kippt". Saturn beginnt sich zu verformen, das Ende für hochauflösende Planetenaufnahmen. Von der ersten Sequenz kann ich für eine Qualität von 90% noch rund 600 Frames verwerten. Ich stacke zweimal, einmal für die östliche, einmal für die westliche Ringhälfte ("Anse" in sehr antiquierter Sprechweise) und kombiniere die Aufnahmen.
Das Seeing hat sich schon bemerkbar gemacht, doch die Encke-Teilung ist auf der westlichen Seite wieder zu sehen. Wieder nur auf der westlichen Seite, wie schon das letzte Mal. Ob das wirklich etwas mit der Phase des Planeten zu tun hat, die man jetzt, drei Monate nach der Opposition, schon deutlich erkennt? Doch jetzt zu Jupiter. Der GRF wandert jetzt im Lauf des Abends durch den Zentralmeridian und eine hochinteressante Jupitermond- Erscheinung steht auch auf dem Programm. Ihr galt eigentlich mein Hauptaugenmerk an diesem Abend, also mache ich eine Aufnahmesequenz. Generell mit 3m Brennweite wegen des doch schlechteren Seeing mache ich Sequenzen von je ca. 600 Frames zu je 1/25s mit leichter Nachverstärkung - muss wohl etwas Dunst in der Atmosphäre sein, denn normaler Weise nehme ich den Planeten mit 1/33s ohne Nachverstärkung auf. Doch in dieser Einstellung fehlen mir heute eindeutig die Farben, daher die gewählten Werte. Nun zur Aufnahmeserie:
Das Seeing hat hier natürlich eine Auswertung der Helligkeiten sehr schwer gemacht, da in den gestackten Aufnahmen Callisto je nach durchschnittlichem Seeing mehr oder weniger gut heraus gekommen ist. Wenn ich einmal mehr Zeit habe, werde ich aus den 13 Bildern der obigen Sequenz ein animiertes Bild machen. Dazu müssen sie noch gedreht und genau eingepasst werden, eine ziemliche Spielerei. Wie aber kommt so eine Erscheinung überhaupt zustande?
Obwohl die Jupiteropposition erst wenige Wochen zurück liegt,
stehen vom Jupiter aus gesehen Erde und Sonne schon in deutlich
unterschiedlicher Richtung - die Geschwindigkeit der Erde ist
dafür maßgeblich. Während der Bedeckung steht der Mond
von der Erde aus betrachtet hinter dem Jupiter, während der
Verfinsterung von der Sonne aus betrachtet. Liegen die Raumrichtigen
von Erde und Sonne vom Jupiter aus gesehen deutlich auseinander (vor
bzw. nach der Opposition), ergibt sich für die weiter entfernten
Monde Ganymed und Callisto genau die beobachtete Situation:
Knapp um die Opposition (und theoretisch, da unbeobachbar, auch knapp
um die Konjunktion) liegt der Jupiterschatten von der Erde aus gesehen
so genau hinter dem Planeten, dass es zwischen Bedeckung und
Verfinsterung keine kurze Sichtbarkeit geben kann. Na, Lust auf die Beobachtung von Jupitermonderscheinungen bekommen? Ein spannendes Gebiet in dem es fast immer etwas zum Beobachten gibt! |