Mond und 5 Planeten

Sofienalpe, 29. 03. 2004

20040329api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:29. 03. 2004
Zeit:19.30 bis 21.45 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX-200, Philips ToUCam Pro
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.0
Temperatur:3 °C
Wind:leicht aus W
Bemerkungen:Tiefer, rutschiger Boden durch Schneeschmelze und nassen Schnee.

Bericht:

Müssen wir Beobachter ausgehungert sein ... Es zieht uns nach einem wolkenlosen Tag wieder hinauf auf die Sofienalpe, wissend, dass die Bedingungen dort alles andere als freundlich sind. Solange die enormen Schneemassen nicht restlos geschmolzen sind, wird sich auch nichts daran ändern, dass die Wiese nicht zu betreten ist und der Parkplatz eine Schlammlandschaft ist. Aber was soll's, der Himmel ist klar, und so kommt auf unserem nahe gelegenen Stammplatz auch heute wieder gute Stimmung auf.

Der Mond strahlt hoch am Himmel und taucht die Szene in ein angenehmes, weisses Licht, und fünf Planeten zieren den Abendhimmel. Merkur und Venus stehen gleichzeitig in größter Elongation von der Sonne, eine Besonderheit, die an diesem wolkenlosen Abend gut zur Geltung kommt.


Merkur und Venus gleichzeitig in größter Elongation

Das Seeing könnte besser sein. Viel besser sogar. Eigentlich ist keine Fotonacht, ich möchte aber doch die fünf "Stars" des Abends in einem Zug im Bild festhalten.


Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn (v.l.n.r.)

Bei Merkur ist heute nichts zu machen. Vom Seeing grotesk entstellt, erkennt man heute nicht einmal die Phase. Die tiefe Lage macht den Planeten zum Spielzeug der Erdatmosphäre, die ihn zu einem hübschen Regenbogen auseinander zieht. Wer will, kann in obigem Bild im gelben Bereich den Halbmerkur erkennen, blickweise ist er im Fernrohr jedenfalls zu erkennen.

Die Venus erscheint ruhiger, weil höher, ein scharfes Bild ergibt sich aber auch hier nicht. Deutlich wird ihre mittlerweile schon ausgeprägte, dicke Sichelgestalt und ihr scheinbarer Durchmesser ist auch schon beachtlich.

Scherz muss sein. Also nehme ich auch den nur vier Bogensekunden kleinen Mars auf. Erstaunlicher Weise erkenne ich die Phase des Planeten und blickweise sogar eine Polkappe und das dunkle Mare Erythraeum. Mehr aber auch definitiv nicht bei einem Seeing, das selbst um die zwei Bogensekunden ausmacht.

Jupiter zeigt noch den GRF knapp vor dem Verschwinden und besticht wiederum durch seine ungewöhnlichen Farben und etliche Weisse Ovale. Die helle Zone im SEB, die vom GRF ausgeht und langsam nach Süden verläuft, ist noch immer da. Ich beobachte sie seit mehr als einem Jahr.

Zu guter Letzt noch Saturn, dessen Bild deutlich besser wird, als das Seeing erwarten lässt. Vor allem die Farben kommen heute deutlich heraus.

Der Vergleich der scheinbaren Größen aller fünf hellen Planeten ist ausgesprochen reizvoll und nur selten innerhalb einer halben Stunde zu bewerkstelligen. Doch jetzt schwenke ich zum Mond, der hoch im Süden steht.


Mond. Digicam-Schnappschuss durch 50mm Plössl

Der Mond steht heute in einer traumhaften Phase. Die Apenninen sind zur Gänze im Licht, Plato und Eratosthenes stehen genau am Terminator, die Lange Wand nicht weit davon entfernt. Trotz des schlechten Seeings - die Bilder werden arg verzerrt - mache ich einige Webcam-Videos. Von den rund 600 Frames kann ich aber meist nur weniger als 30 verwerten, im schlechtesten Fall gar nur 6. Doch das reicht für den Mond, er ist hell genug.


Bildmosaik der Apenninen

Das Bildmosaik der Apenninen zeigt erstaunlich viele Details, unter anderem die Hadley- und die Bradley-Rille sowie die herrlichen Krater Eratosthenes (links unten, ganz am Terminator), Archimedes (links oberhalb der Mitte, mit flachem Boden) und Autolycus und Aristillus.


Plato. Man beachte den Schattenverlauf im Krater!

Bei Plato hat es mir der Schattenverlauf im Krater angetan. Der an sich flache Wall wirft durch die niedrig stehende Sonne einen bizarren Schatten auf den flachen Kraterboden. Und in diesem Licht kommt eine mir bis dato unbekannte Formation zum Vorschein: Ich nenne sie "Platos Zwilling", ein total versunkener Krater, der südlich an Plato angrenzt und sogar noch etwas größer ist als das Original. Es war gar nicht leicht, den Kontrast so zu wählen, dass der Schatten überhaupt gut zu sehen ist. Da ist das Auge am Fernrohr der Kamera haushoch überlegen.


Die Lange Wand (Rupes Recta)

Im Süden ist die Lange Wand (Rupes Recta) eine bemerkenswerte Formation nahe am Terminator, auch sie habe ich schon lange nicht so gut gesehen.


Im südlichen Bergland

Nach dieser erfolgreichen Mondbeobachtung erfolgt leider schon der Abbau, denn morgen ist wieder einmal ein Arbeitstag. Ein weiterer sehr schöner Beobachtungsabend kann verbucht werden.