Sonne

Haus St. Franziskus, Mariazell, 04. 04. 2004

20040404ped10.html

Beobachter:Alexander Pikhard (ed.)
Datum:04. 04. 2004
Zeit:10.30 bis 11.30 MESZ
Ort:Haus St. Franziskus, Mariazell
Instrument:10" Meade LX200GPS, Meade LPi Kamera
Bedingungen:

Durchsicht:ausreichend (3)
Seeing:schlecht (4)
Bemerkungen:Stark bewölkt

Bericht:

Es ist heute Morgen sehr ruhig im Haus St. Franziskus. Einige sind schon früh aufgebrochen, um am Oberösterreich-Ausflug von Antares teilzunehmen (Anmerkung: Es wird vom 24. bis 26. Oktober 2004 einen WAA-Ausflug nach Oberösterreich geben). Die anderen kommen auch erst spät zum Frühstück, immerhin hat der Ausklang der Jahreshauptversammlung des Astroteam Mariazellerland bis 1.30 Uhr gedauert.

Entgegen aller Prognosen ist der Vormittag noch teilweise sonnig, und Christine und Kurt Bretschneider drängen zur Sonnenbeobachtung mit ihrem mitgebrachten LX200 - und dazu, ihre Meade LPi Kamera testen zu können.

Die Sonne zeigt sich mit einigen schönen Fleckengruppen, und im 40mm Superplössl passt die ganze Sonne auch gerade noch auf einmal ins Gesichtsfeld. Ein spontanes Foto der Sonne geht sich wegen immer wieder durchziehender Wolken nicht aus. Das macht nichts, denn SOHO fotografiert die Sonne ohnedies täglich. An Stelle eines eigenen Fotos hier das SOHO-Bild:


Die Sonne, aufgenommen von SOHO, am 4. April 2004

Vor allem der randnahe Fleck (rechts oben) mit schönen Fackelgebieten gibt ein ideales Ziel für eine Aufnahme ab. Als Schwierigkeit entpuppt sich wiederum, dass Laptops unter Tags im Freien sehr schwer zu bedinen sind. Gerald Wechselberger leistet unschätzbare Hilfe als Schattenspender.


Die Sonne im Visier. Daneben: Computerarbeitsplatz mit menschlichem Schattenspender


Ein prüfender Kontrollblick zur Sonne


Schöne neue Welt: Auch Beobachten ist zum Schreibtischjob geworden

Mit noch mehr menschlichen Schattenspendern und unter eine Decke testen wir dann die LPi Kamera. Gerald Wechselberger und ich bestätigen einwandfrei: Das ist keine Webcam! Aber immerhin schaffen wir es, durch Abschalten aller automatischen Features wie Stacking und Guiding, zwei Bilder pro Sekunde aufzunehmen. Für die Sonne (und den Mond) reicht das, beim Jupiter könnte es zum Problem werden, da hier nicht länger als drei Minuten lang belichtet werden kann.

Der Wind erschüttert das Fernrohr und lässt den Sonnenrand wellenförmig verzerrt erscheinen. Wie das? Die Kamera liest die Zeilen viel zu langsam aus! Auf manchen Aufnahmen erscheint der Sonnenfleck zur Banane verzerrt.

Wir stacken anschließend gleich mit Registax, das zum Glück auch die einzelnen BMP- Bilder verarbeiten kann, rund 120 sind es geworden. Jedes 900 kB grpß, da ist die Festplatte bald voll. Die langsam ausgelesenen Bilder sind teilweise so arg verzerrt, dass Registax den Alignment-Vorgang nicht mehr automatisch durchführen kann. Ich wähle die brauchbaren Frames händisch aus. Dann schafft Registax den Task und das Ergebnis ist ein sehr schönes, kontrastreiches Bild des großen Sonnenflecks. Beachtlich bei diesen Bedingungen!

Technisches Fazit: Die Meade LPi ist definitiv keine Webcam. Die mitgelieferte Software kann keine AVI-Files erzeugen und ist darüber hinaus wirklich extrem spartanisch, zu einfach für fortgeschrittene Beobachter. Vielleicht schreibt ja jemand eine bessere Software für diese Kamera, die technisch mit der Philips ToUCam Pro ziemlich ähnlich zu sein scheint. Wer also wirklich gute Planetenaufnahmen machen will, wird an der Philips-Kamera nicht vorbeikommen. Und für schwächere Objekte ist die LPi durch die Beschränkung der Belichtungszeit auf 15 Sekunden und ihr extrem schlechtes Signal/Rauschverhältnis als Folge fehlender Kühlung auch ungeeignet. Somit ist die Kamera das, wozu sie offenbar konzipiert wurde: Ein Autoguider.