Planeten im Sturm

Wien 12, 08. 04. 2004

20040408api19.html

Beobachter:Alexander Pikhard, Natalie Ebner
Datum:08. 04. 2004
Zeit:19.30 bis 21.15 MESZ
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX-200, Philips ToUCam Pro
Bedingungen:

Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Temperatur:6 °C
Wind:stark aus NW
Bemerkungen:Restbewölkung.

Bericht:

Aprilwetter, aber leider viel zu kalt. Dazu unangenehmer Wind. Wer denkt da ans Beobachten? Doch, nach Durchzug einer düsteren Wolkenfront bleibt ein strahlend klarer Himmel zurück, und da muss einfach ein Blick durchs Fernrohr sein.


Dramatisch zieht die Wolkenfront nach Südosten ab und macht im Westen einem strahlenden Himmel Platz

Merkur kann ich nicht mehr ausmachen, bin wahrscheinlich auch etwas zu spät dran. Bei der klaren Horizontsicht hätte man ihn trotz seiner schon geringen scheinbaren Helligkeit eigentlich sehen müssen. Also ein Blick zu den helleren Planeten des Abends (Mars lasse ich aus). Das Seeing ist nicht berauschend, umso überraschender, was die WebCam trotzdem noch schafft.


Die Venus hat ihre Phase weiter entwickelt und ist jetzt schon eine sehr deutliche Sichel geworden. Erstmals erkenne ich auch die "übergreifenden Hörnerspitzen", ein Phänomen in der Venusatmosphäre, das entsteht, weil das Sonnenlicht in der dichten Venusatmosphäre gestreut wird und an den Polen schon deutlich "von hinten" kommt. Daher ist der Terminator keine reine Ellipse mehr. Schön auch der allmähliche Helligkeitsabfall zum Terminator hin. Bilde ich es mir ein oder sind da ein paar ganz großflächige Strukturen zu erkennen?

Jupiter zeigt heute zwar seine "uninteressante" Seite (ohne GRF), doch die ist derzeit eigentlich sogar die interessantere. Die Bänder sind in diesem Bereich sehr gestört, das SEB (oben) ist zur gänze durch eine dünne, weiße Zone geteilt, im NEB (unten) fallen ebenfalls weiße Balken auf und die blitzblauen Wolken zur EZ hin, die schon vor mehr als einem Jahr erstmals beobachtet wurden, sind auch wieder da. Auffällige weiße Balken - fast sind es Zonen - erkennt man auch in den höheren nördlichen und südlichen Breiten. Es sind Ketten von Weißen Ovalen. Vor allem die nördliche Kalotte hat einen eigenen, rosigen Farbton. Io steht ganz knapp bei Jupiter und wird wohl bald bedeckt werden.

Saturn ist jetzt schon deutlich von der Venus in scheinbarer Größe überholt worden (abgesehen vom Ring) und seine Ringe sind noch immer weit geöffnet, reichen über den Planeten hinaus. Noch, denn mit Ende der Sichtbarkeitsperiode im Juni werden wir diesen Anblick zum letzten Mal bis Juni 2015 geniessen können. Dann steht Saturn aber auf einer Deklination von -17° und wird wohl kein so leichtes Objekt für Aufnahmen sein. Und in hoher Deklination geht sich dieser Anblick überhaupt erst wieder 2030 aus ...

Eine sehr hübsche Konjunktion zwischen den Jupitermonden Europa und Ganymed weit abseits von Jupiter halte ich mit der Digicam im Bild fest. Callisto, der schwächste Mond, steht weit abseits. Und Io ist in dieser Aufnahme schon fast nicht mehr von Jupiter zu trennen.


Konjunktion der Monde Europa und Ganymed

Der sehr klare Abend erlaubt sogar ein paar Deep Sky Blicke aus der Stadt. Der Orionnebel tief im Südwesten ist durchaus noch respektabel, auch wenn es noch gar nicht richtig dunkel ist. Und der offene Sternhaufen M50 im Einhorn ist recht locker, aber eigentlich auch ein hübsches Objekt.