Astro-Praxis hin und her

Sofienalpe, 18. 04. 2004

20040418api20.html

Beobachter:Christine und Kurt Bretschneider, Alexander Pikhard
Datum:18. 04. 2004
Zeit:20.30 bis 21.45
Ort:Sofienalpe
Instrument:10" LX-200GPS, diverse Webcams
Bedingungen:

Durchsicht:ausreichend (3)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:gut (2)
Bemerkungen:wolkig

Bericht:

Dieses Wochenende hat es in sich. Zuerst der Freitag mit einem unerwartet klaren Abend samt Jupiterbeobachtung zu späterer Stunde. Dann der Samstag. Nach Regen am Abend eine der besten Beobachtungsnächte überhaupt in Mariazell, eine 7mag-Nacht mit gutem Seeing. Und jetzt der Sonntag. Wolkenloser Himmel über weiten Teilen des Landes, von Mariazell bis zum Wienerwald. Über Wien aber dichte Wolken. Doch im Lauf des Nachmittags werden sie dünner, immer mehr Wolkenlöcher. Für Abend ist Astro-Praxis angesagt, mit einem schönen Vorübergang von Ganymed vor dem Jupiter. Es wird doch nicht? Ich stelle die Astro-Praxis im Internet auf "angesagt".

Ich überlege, welches Instrument ich mitnehmen soll. Mit zunehmender Masse des Instruments nimmt die Motivationsschwelle ab. Das 12" Meade? Nein, nicht bei diesen Bedingungen. Das 10" WAA-Teleskop ist schon besser. Logistik ist gefragt. Kurt Bretschneider erlöst mich mit der Ankündigung, mit seinem 10" LX-200 auf jeden Fall auf die Sofienalpe zu fahren. So mache ich mich auch auf den Weg, nur mit dem leichten Reisegepäck in Form eines Laptop und einer Webcam.

Doch der Himmel wird immer wolkenverhangener. Der Wetterbericht spricht schon von Gewittern in der Buckligen Welt. Ob das Sinn macht? Ich entscheide, die Astro-Praxis doch abzusagen. Es hat ohnedies kaum jemand angerufen und gefrag, ob sie stattfindet - was eigentlich sehr schade ist. He, was ist mit unseren beobachtungshungrigen Mitgliedern? Ich fahre jedenfalls Richtung Sofienalpe, von Zweifeln über den Sinn meiner Aktion verfolgt. Doch dann der erneute Anruf: Unerschrocken sind Kurt und Christine schon auf der Sofienalpe, und so setze ich meine Fahrt fort.

Oben angekommen, setzt sich die Überraschungsserie dieses Wochenendes fort: Die Venus strahlt aus einem riesigen Wolkenloch, und bald auch Jupiter. So erfolgt rasch der Aufbau des Teleskops. Hut ab, so rasch habe ich noch nie ein LX-200GPS in Betrieb gesehen! Es geht ja doch ...


Welch' düster Treiben unter bedrohlichem Himmel?

Venus besticht durch ihre schöne Phase und gutes Seeing. Christine nimmt mit ihrer Meade LPi Kamera auf, ich mit der Philips ToUCam pro. Also vom Handling ist die Philips- Kamera schon um einiges simpler! Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nach der Aufnahme stacke ich gleich mit Registax. Wow, was für Bedingungen heute - keinerlei Farbsäume! Wie gibt es denn das? Doch bald kommt die ernüchternde Antwort: Von Spielereien mit meinen Mariazeller CCD-Aufnahmen am Nachmittag hatte ich Registax auf schwarzweiss gestellt. Nochmals gestackt, und da sind die (dünnen) Farbsäume, die es zu korrigieren gilt.


Venus, schon in schöner Sichelphase und nur mehr wenig kleiner als Jupiter

Wir folgen der Wanderung der Wolkenlöcher zu Jupiter. Schon visuell ist Ganymed als dunkler Punkt vor der Jupiterscheibe gut zu sehen, wir halten ihn anfänglich für einen dunklen Wolkenpunkt.


Wer schaut heute noch durch's Teleskop? Offenbar nur mehr die Kameras!

Auch hier wieder Videos. Die Belichtung gestaltet sich schwierig, da mehr und mehr Wolken über Jupiter ziehen. Etwas Handarbeit ist erforderlich, aber es wird.


Jupiter mit Ganymed vor der Scheibe, links Europa, rechts Io

Jetzt macht der Himmel aber dicht, Abbau ist die Folge. Ein "wechselhaft-unbeständiges" Wochenende endet mit drei (!) schönen Beobachtungen und vielen teilweise unvergesslichen Eindrücken. Carpe diem, kann ich nur sagen ...

Alexander Pikhard