Jupiter

Wien 12, 21. 04. 2004

20040421neb21.html

Beobachter:Alexander Pikhard, Natalie Ebner
Datum:21. 04. 2004
Zeit:21.30 bis 22.45 MESZ
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX-200, Philips ToUCam Pro
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:gut (2)

Bericht:

In "diplomatischer Mission" als WAA-Präsident unterwegs, wird es auch heute wieder etwas später, doch der klare Abend macht es mir doch viel zu schwer, nicht ans Teleskop zu gehen. Und es soll sich lohnen. Über Wien ein ungewöhnlich klarer Himmel! Ein paar Kontrollblicke durch das 12" aus dem an sich schon lichtverschmutzen Süden Wiens zeigen ganz passable Galaxien: M104, sogar mit Staubband (14mm Pentax). M87 hell, rund, diffus und sehr deutlich (21mm Pentax). M84 und M86 in einem Gesichtsfeld (40mm Pentax), doch bei dieser schwachen Vergrößerung ist der Himmel doch sehr hell.

Ein Blick zu Gamma Virginis: Hm, doch recht arges Seeing dort "unten" - er steht noch tief. Ich kann ihn nicht trennen. Dafür reichen die Bedingungen heute nicht.

Und jetzt Jupiter, der viel höher steht. Die ersten Blicke durch 21mm Pentax sind sehr vielversprechend. Doch ich kämpfe etwas mit der Schärfe. Um das Seeing zu testen, defokussiere ich, denn so erkennt man die Schlieren besser. Alles klar: Großräumige, langsam bewegte Schlieren. Für einige Sekunden ist das Bild unbrauchbar, aber dazwischen steht es auch für einige Sekunden absolut ruhig. Im 14mm Pentax kommen enorm viele Details heraus. Der GRF dreht sich gerade über den Rand, blass, aber doch deutlich rot. Die Bänder sind heute deutlich rostrot, die EZ merklich gelb. Callisto steht nahe bei Jupiter, deutlich der schwächste der vier Monde. Eigentlich ideal für die Webcam; wenn ich so eine ruhige Phase erwische, kann nichts schiefgehen.

Ich probiere ein paar Serien mit drei Metern Brennweite. Eine davon ist brauchbar.


Jupiter bei 3m mit Ganymed, Europa und Callisto (v.r.n.l.)

Da die sehr ruhigen Phasen länger anhalten, wage ich mich über einen Versuch mit der 2x-Barlowlinse, also mit 6m Brennweite (seit langem das erste Mal). Und von den vier so gewonnenen Sequenzen wird eine wirklich gut. Vor allem gelingt es mir, die Farben (verstärkt, aber im richtigen Ton) so wiederzugeben, wie es dem visuellen Eindruck entspricht.


Jupiter bei 6m mit Callisto. Verkleinert.

Die gelbliche Farbe der EZ geht auf mehrere sehr gelbe Wolken zurück. Die deutlich rostrote Färbung des NEB und SEB entsteht primär in einem dünnen Bereich dieser Bänder. Und der S-Rand des NEB (unteres Band, oberer Rand im Bild) zeigt wieder die seit über einem Jahr beobachteten, türkisfarbenen Wolken, an deren ungewöhnlichen Anblick ich mich jetzt schon gewöhnt habe. Auffällig auch wieder die zweigeteilte Färbung des GRF, dessen südlicher (oberer) Bereich deutlich rot ist, der nördliche, zur EZ reichende Bereich aber eher grau. Erstaunlich: Gleich drei STBs sind zu sehen, also drei dünne Bänder in der südlichen gemäßigten Zone, in der auch etliche Weiße Ovale zu sehen sind. Der Norden (unten) ist deutlich ruhiger, aber auch fein strukturiert.

Es war aber wert, einen Blick durchs Fernrohr zu riskieren.