Deep Sky CCD

Hakos/Namibia, 23. 05. 2004

20040522api21.html

Beobachter:Alexander Pikhard, Günther Eder
Datum:23. 05. 2004
Zeit:21.00 bis 04.00 Namibia-Ortszeit
Ort:Gästefarm Hakos, Namibia
Instrument:Celestron 8, StarlightXpress MX916
Bedingungen:
Durchsicht:exzellent (1+++)
Aufhellung:exzellent (1+++)
Seeing:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:7.5
Temperatur:+11°C
Luftfeuchtigkeit:trocken
Wind:stark aus E
Bemerkungen:wolkenlos
Bericht:

Unsere letzte Nacht in Namibia, und als wollte sich der Himmel für die vergangenen Tage entschuldigen, präsentiert er sich heute in jeder Brillianz und Transparenz, wegen der Jahr für Jahr hunderte Astrotouristen in dieses entlegene Land strömen. Als wollte uns Namibia sagen, "Bitte kommt wieder!".

Während Günther mit seiner 10D diesmal auch huckepack unterwegs ist, lasse ich die StarlightXpress auch huckepack mit dem 50mm Objektiv montiert und nehme einige Regionen des Himmels auf. Farbaufnahmen sind in dieser Konfiguration nicht möglich, aber auch die Schwarzweißbilder sprechen Bände. Belichtungszeit, wenn nicht anders angegeben, jeweils 5 Minuten.

Ich lade alle ein, eine gute Sternkarte zur Hand zu nehmen, etwa Tirions Sky Atlas 2000 oder die Uranometria 2000, und die zahllosen Deep Sky Objekte, die auf diesen Aufnahmen zu sehen sind, zu identifizieren. Es sind oft über Hundert pro Aufnahme!


Die Große Magellansche Wolke, 6 Minuten Belichtungszeit


Das "Schattenkreuz" aus NGC 3532 (rechts oben), dem Eta Carinae Nebel NGC 3372 (rechts unterhalb der Mitte)
und den Südlichen Pleiaden IC 2602 (links unten, sehr locker)


Kreuz des Südens und Kohlensack, Mosaik aus zwei Aufnahmen zu je 5 Minuten, verkleinert.


Die Nebelregion um m Centauri


Die Norma-Sternwolke, im Zentrum der dichte, helle Sternhaufen NGC 6067


Die Milchstraße im Skorpion, eine Region voll heller und dunkler Nebel


Die Region um M7, "Ptolemäus' Sternhaufen", ist reich an dunklen Filamenten


"Baade's Fenster" - der sehr helle Fleck in der Milchstraße links oben - gilt als der tiefste Blick in Richtung auf
das Milchstraßenzentrum. Die Region liegt im Schützen nahe dem Stern Gamma. Rechts oben noch einmal M7.


Die Milchstraße im Schützen. Rechts oben der Lagunen- und der Trifidnebel. Links oben der offene Sternhaufen M25.
Links unten die helle Sternwolke M24. Zahlreiche Dunkelwolken durchsetzen auch dieses interessante Gebiet.


Der Pipe-Nebel im Schlangenträger ist eine der markantesten Dunkelwolken der Milchstraße.
Mosaik aus zwei Bildern zu je 5 Minuten, verkleinert.


Die Schildwolke gab mit ihrer charakteristischen Form dem kleinen Sternbild seinen Namen.


Zum Abschluss dieser Serie die Kleine Magellansche Wolke mit 47 Tucanae (oben)

Es ist nach Mitternacht, doch während Günther seine Aufnahmen beendet, kann ich nicht aufhören, diese perfekte Nacht noch nicht beenden. Selbst der Lichtschein von Windhoek ist so gut wie verschwunden - er entstand in den ersten Tagen durch hohe, dünne Wolken!

Bei einem nachmitternächtlichen Kaffee im Farmhaus stärken sich die Härtesten: Gerald Rhemann, Michael Jäger, Wolfgang Weiser, Georg Zotti, ein Beobachter der IAS-Sternwarte und ich. Und dann geht es weiter. Ich wage mich noch einmal an ein paar RGB-Aufnahmen.


M11, je 4 x 1 Minute pro Farbkanal.

Was tun? Ich wage mich trotz der fortgeschrittenen Stunde an zwei schwierige Objekte. Zunächst einmal an NGC 6334, die "Südliche Katzenpfote".


NGC 6334, je 8 x 2 Minuten pro Farbkanal

Längst ist mir klar, dass die Montierung nicht optimal eingescheinert ist - die huckepack montiert aufgenommenen Mosaike geben mit die letzte Bestätigung - doch für zwei Minuten Belichtungszeit reicht es.

Und wie schon 2002 ist mein letztes Objekt der Helix-Nebel NGC 7293. Der extrem flächenschwache Nebel erfordert eine noch längere Belichtungszeit, also noch mehr Aufnahmen. Hier ausnahmsweise einmal ein Rohbild im blauen Spektralbereich:


Rohbild von NGC 7293 im blauen Bereich, 2 Minuten

Was daraus wohl wird? Der umwerfend klare Himmel lassen mich das letzte Objekt mit einer kleinen, lokalen Klangwolke aufnehmen. Zu Bruckners vierter Symphonie laufen je 10 Aufnahmen zu je zwei Minuten pro Farbe. Was für ein Naturerlebnis, angesichts der kühlen Morgenstunde allemal eine Gänsehaut wert.

Die Symphonie ist kürzer als die Belichtungsserie, und auch eine erste Ausarbeitung erfordert viele Tricks. Da nicht mehr so ganz so gute Seeing trägt auch nicht unbedingt zu einer tollen Aufnahme bei, doch das Endergebnis ist zunächst ganz passabel.


Der Helix-Nebel NGC 7293, je 10 x 2 Minuten pro Farbkanal. Es kommen sogar die radialen Strukturen im
Inneren ansatzweise heraus!

Die Farbaufnahmen in diesem Bericht sind schnelle Erstausarbeitungen. Die endgültige Ausarbeitung des enormen Datenmaterials wird noch lange in Anspruch nehmen und wir werden die schönsten Bilder nach und nach veröffentlichen.

Namibia wollte mit dieser Nacht sagen, "Bitte kommt wieder!". Kein Problem, machen wir!