SULZER HÖHE - ERGÄNZUNG:

Direkt nachdem ich die Fotos des Transits von meiner Kamera auf den Laptop hinüber verschoben hatte, versagte die interne Stromversorgung des Notebooks den Dienst. Meine Fotos waren somit weg!! Es ist mir aber gelungen, die Daten zu retten. Daher ergänze ich meinen Beobachtungsbericht.


Am Morgen des Venustransits hieß es Früh raus aus den Federn. 5 Uhr Tagwache! Auch bei viel Verkehr hätten wir ohne Probleme, vom 2. Bezirk aus unseren Beobachtungsplatz, die Sulzer Höhe erreicht. Der Verkehr hielt sich in Grenzen. So hatten es mein Bruder - den ich erst vor Kurzem für Astronomie begeistern konnte - und ich gemütlich beim Aufbauen. Eine nette 'mobile Mini-Sternwarte' stand nun in der Nähe des Senders auf der Sulzer Höhe. Bestehend aus meinem 6" f/5 Newton und dem 20 x 80 Fernglas und dem 4" f/14 Maksutov meines Bruders. Filter auf die Rohre, eingenordet sogut es ging und auf die Sonne gerichtet.

'Die mobile Mini-Sternwarte vor dem Sender auf der Sulzer Höhe'


In der Früh war das Seeing richtig gut. Die Zeit vor dem 1. Kontakt verbrachte ich noch mit einer Sonnenfleckenbeobachtung. Ich zähle 5 Flecken in 3 Gruppen, was eine Relativzahl von 35 ergibt. Laut Kanzelhöhe war R gleich 52. Eine Fleckengruppe blieb vor mir Verborgen.

Der erste Kontakt rückte näher. Es stellte sich heraus, dass das Messen der Kontaktzeiten (für das ESO-Beobachtungsprojekt) schwieriger war als angenommen. Die Zeitnehmung erfolgte mittels Zeitansage. Die Sekunden dazwischen musste ich im Kopf 'interpolieren'.

Für den 1. Kontakt ergab sich so eine Zeit von 05 h 19 m 40 s (UTC). In den Minuten zwischen dem ersten und dem zweiten Kontakt, versuchte ich die Venus mit freiem Auge, durch die neuen Eclipse Shades mit schwarzer Filterfolie und orangenem Sonnenbild zu finden. Tolle Brille mit hohem Kontrast! Doch dazu ist es noch ein bisschen zu Früh, wie mir scheint. Vor dem zweiten Kontakt wechselte ich auf eine höhere Vergrößerung, um etwaige Effekte besser sehen zu können.

Das Foto wurde durch das 20x80 Fernglas und dem 3x Zoom meiner Pentax Optio S4 aufgenommen. Kuriose Instrumenten-Kombination. Da musste ich lange herumspielen, um überhaupt ein Bild hinzukriegen.


Völlig fasziniert vom leuchtenden Venusrand, nahm ich die Zeit für den 2. Kontakt 05 h 38 m 17 s (UTC). Es stellte sich dann bei der Auswertung heraus, dass das die ungenaueste Zeitnehmung war. Scheinbar habe ich, den Tropfeneffekt erwartend & vermutend, zu früh die Zeit genommen. Schade, aber nicht schlimm. Im Anschluss konnte ich die Venus auch schon mit freiem Auge und 'Sofi-Brille' erspähen.

In der Zeit bis zum dritten Kontakt, hatten wir mehrere Kontakte mit einigen, sehr interessierten Spaziergängern und Mountainbikern, welche immer zuerst an uns und unseren Gerätschaften vorbeifuhren, um innerhalb weniger Sekunden wieder umzudrehen und bei uns Halt zu machen. Zwischen den Erklärungen und 'Darf ich mal durchschauen' Fragen, mussten wir uns in den Schatten setzen. Das kleine bisschen, um das die Sonne sich verdunkelte war leider überhaupt nicht zu spüren :-) Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel und mir fiel auf, dass ich vergessen hatte nicht nur meine Augen, sondern auch meine Haut vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Die Sonnencreme stand nämlich zu Hause.

Als 'Zeitvertreib' suchte ich mit dem Fernglas den sichtbaren Teil von Wien ab. Unter anderem waren der Donauturm, das AKH, der Milleniumtower und die Müllverbrennungsanlage bei Spittelau zu sehen. Da entdeckte ich plötzlich ganz am Rand, verschwommen und im Dunst verborgen, mir bekannte Formen. Es scheint, als ob ich zufällig die Universitäts Sternwarte entdeckt habe. Zumindest 2 Kuppeln meine ich erkennen zu können. Sicher bin ich mir da allerdings nicht, daher werde ich das bei nächster Gelegenheit überprüfen. Leider ist mir durch Dunst und Luftunruhe kein besseres Bild gelungen.


Da mein Teleskop (noch) nicht für die Fotografie ausgerüstet ist, habe ich es mir recht einfach gemacht, um Fotos des Transits zu ergattern. Ich habe das Fernglas zur Projektion verwendet. Es war ja genug Zeit um auszuprobieren, wie ich mit einfachsten Mitteln, einen halbwegs guten Kontrast zusammen bekomme. Eine Jacke und eine Notizblock wurden zur Abschattung verwendet. Als Projektionsschirm fungierten die dunkel abgedeckte Transportkiste und ein Blatt Papier. Eine einfache aber recht wirkungsvolle Konstruktion, wie dieses Foto beweist.


Beim 3. Kontakt, stand einer der Mountainbiker fasziniert bei uns und fotografierte das ganze Spektakel. Bei der selben Vergrößerung wie beim zweiten Kontakt, notierte ich 11 h 04 m 07 s (UTC) als Kontaktzeit. Im Anschluss an die hektischen Sekunden verabschiedete sich der Radfahrer. Der 4. Kontakt ereignete sich laut meiner Messung um 11 h 23 m 07 s (UTC). Trotz des mittlerweile schlechter gewordenen Seeings, dem dadurch flimmernden Sonnenrand und der hohen Vergrößerung (3x Barlow & 10mm Weitwinkel ergibt 225x), war das die genaueste Messung, die ich machen konnte. Die Auswertung meiner Kontaktzeiten, durch das Beobachtungsprojekt der ESO (http://vt2004.imcce.fr/), ergibt folgendes:

T____Instants (UTC)____AU (km)_______Error
1____05 h 19 m 40 s____149464897____0.089 Prozent
2____05 h 38 m 17 s____148994547____0.403 Prozent
3____11 h 04 m 07 s____149451627____0.098 Prozent
4____11 h 23 m 07 s____149575145____0.015 Prozent

Average AU = 149371554 km
Average error = 0.151 Prozent

Aus meinen Messungen ergibt sich eine AU = 149.371.554 km. Die reale AU = 149.597.870 km. Das ergibt eine Abweichung von 226.316 km oder 0.151 Prozent. Gar nicht schlecht, wie ich finde.

So geht der lang erwartete Venustransit zu Ende. Das Wetter war traumhaft und das Erlebte unvergleichlich. Das die Physik ständiger Begleiter ist, konnte ich auch 'hautnah' erleben. SONNENBRAND! Na ja, der wird schon bald vergessen sein. Das kleine Venusscheibchen aber, wird mir allerdings noch lang in Erinnerung bleiben.