Der Komet C/2003 K4 (LINEAR) und der Kugelsternhaufen NGC 6229

Wien 21, 27. 06. 2004

20040627wvo00.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:27. 06. 2004
Zeit:00.30 bis 01.30 MESZ
Ort:Wien 21
Instrument:Newton 105/445mm
Bedingungen:

Durchsicht:gut (2)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.0

Bericht:

Heute Nacht konnte ich noch eine Beobachtung des Kometen C/2003 K4 (LINEAR) machen -- C/2001 Q4 (NEAT) stand zum Beobachtungsbeginn um 0h30 MESZ schon zu tief. Der Komet erschien wie bei meiner Beobachtung vorige Nacht (siehe Bericht) bei 19x als zentral verdichtete Nebelwolke, der Rand ziemlich diffus und im Himmel verlaufend, der Kern sternartig. Die Gesamthelligkeit m1 schätzte ich auf 6,9mag, wobei ich heute sechs Vergleichssterne benutzte. Bei 53-facher Vergrösserung war der sternartige Kern zwar schwach aber eindeutig zu sehen: er ist ca. m2=11mag hell. Die Koma schätzte ich auf 6' Durchmesser, den Grad der zentralen Verdichtung auf DC=4. Der Komet ist also etwas diffuser geworden als noch vor zwei Wochen. Daher ist auch die Helligkeitsschätzung schwieriger und streut ein wenig -- nicht ungewöhnlich bei Kometen! Jedenfalls ist der Komet auch bei einer freisichtigen Grenzgrösse von 5,0mag (Stadtrandverhältnisse) und kaum sichtbarer Milchstrasse im Schwan ein schönes und leicht sichtbares Objekt im 105mm Newton. Das Fernglas mit geradem Einblick ist so hoch oben viel unbequemer als der Newton mit seitlichem Einblick.

Immer noch im gleichen Gesichtsfeld mit dem Kometen stand der Kugelsternhaufen NGC 6229 im Herkules. Heute beobachtete ich nach meiner Beobachtung vorige Nacht (siehe Bericht) auch bei 53x. 19-fache Vergrösserung zeigte den Kugelsternhaufen wieder ähnlich einem sehr kleinen flächigen Planetarischen Nebel ohne merkbare zentrale Verdichtung. Die Gesamthelligkeit schätzte ich auf 9,0mag durch Vergleich mit 5 Sternen -- ein ganz gutes Ergebnis, die Gesamthelligkeit in der Literatur wird mit 9,4mag angegeben (siehe Links). 53x zeigt etwas mehr das Bild eines unaufgelösten Kugelsternhaufens, der Nebel ist etwas zentral verdichtet und es ist ein sternartiger Kern sichtbar. Den Nebeldurchmesser schätze ich auf 2,0 Bogenminuten. Einzelsterne im Kugelsternhaufen sind bei dieser Vergrösserung und Fernrohröffnung nicht erkennbar. Die Einzelsterne in NGC 6229 sind etwa 3 Grössenklassen schwächer als bei M 13: sie beginnen erst um 15mag und werden bei 18mag zahlreich; beim viel bekannteren Herkules-Kugelsternhaufen M 13 lauten die entsprechenden Werte etwa 12mag und 15mag, daher ist er viel leichter zumindest am Rand in Einzelsterne auflösbar, sogar schon mit dem kleinen 105mm Newton. Diese Kenndaten lassen sich aus den Katalogeinträgen gut erkennen: siehe Links! Es ist kein Wunder, dass NGC 6229 viel schwächere Einzelsterne zeigt: er ist mit etwa 100.000 Lichtjahren etwa viermal so weit von uns entfernt wie der berühmte M 13.

Eintrag zu NGC 6229 bei seds.org: http://www.seds.org/~spider/spider/MWGC/n6229.html
Bill Harris Globular Cluster Database: http://physun.mcmaster.ca/~harris/WEHarris.html
Eintrag zu NGC 6229 in der GCDB (beachte das Farben-Helligkeitsdiagramm!): http://www.mporzio.astro.it/~marco/gc/cluster_4.php?ggc=NGC+6229
Eintrag zu M 13 in der GCDB (beachte das Farben-Helligkeitsdiagramm!): http://www.mporzio.astro.it/~marco/gc/cluster_4.php?ggc=M+13
Falls der Link nicht klappt, hier die Einstiegsseite: http://www.mporzio.astro.it/~marco/gc/