Bioastronomy - Habitable Worlds

Bericht über die 8. internationale Konferenz über Bioastronomie

Reykjavik, Island, 12. - 16. Juli 2004

Eine Konferenz zu dem hochinteresanten Thema Bioastronomie und das noch dazu in Island und in den Ferien. Eine Gelegenheit, die zu verlockend war, um sie nicht zu nützen. Also flog ich am 11. Juni über Berlin nach Reykjavik - nein, besser gesagt nach Keflavik, dem 50km von Reykjavik entfernten internationalen Flughafen Islands.

Vielleicht hat sich so manch einer gefragt, warum eine Konferenz über die Suche nach Leben auf anderen Himmelskörpern ausgerechnet in Reykjavik veranstaltet wird. Nun, ein erster Bummel durch die Stadt zeigte es ganz deutlich:

Erstens ist Reykjavik offenbar ein bisher unbeachteter Planet ...


Ein unetdeckter Planet?

und zweitens sind die Außerirdischen auch schon da. Sie führen sogar ein Hotel in der Stadt:


Widerstand ist zwecklos!

Aber Scherz beiseite - Island, die Insel von Feuer und Eis, ist selbst schon ein großes Labor für die Suche nach Extremophilen - Mikroorganismen, die unter extremen Bedingungen leben - und daher ein mehr als passender Ort für diese Tagung. Mitarbeiter der University of Iceland und der National Energy Authority of Iceland sorgten für den reibungslosen Ablauf des gesammten Programms. Auch Mitglieder des jungen isländischen Vereins von Amateurastronomen (http://www.stjornuskodun.is/) halfen fleißig mit.

Die Tagung fand im Háskólabió Kinocenter am Universitätscampus von Reykjavik statt.

Im Hintergrund das Universitätsgelände

Der Vortragssaal

Nachdem Bioastronomie bzw Astrobiologie viele Wissenschaftszweige verbindet, waren die Themen an den einzelnen Tagen sehr unterschiedlich und abwechslungsreich.

Den Anfang machten am Montag Vorträge über extrasolare Planeten und die verschiedenen Aspekte der Habiltabilität: Die Entstehung extrasolarer Planeten, unterstützende und hinderliche Faktoren der Habitabilität sowie die Suche nach erdähnlichen extrasolaren Planeten waren einige der Themen.

Am Nachmittag eröffnete die österreichische Astrochemikerin Pascale Ehrenfreund vom Observatorium Leiden in den Niederlanden die zweite Vortragsreihe über Entstehung und Entwicklung von Leben auf der Erde. Einige Vorträge zu diesem Thema waren Forschungen im Gastland gewidment. Die vielfältigen Erscheinungsformen des Vulkanismus in Island machen es leicht, bestimmte Arten von Mikroorganismen praktisch im Haus zu untersuchen. Das aus den Tiefen aufsteigende heiße Wasser wird ja zum Teil direkt in die Haushalte geleitet (das Heißwasser im Hotel schwefelte recht heftig). Daher kann man schon an der Wasserleitung beginnen, nach Hitze-liebenden Mikroorganismen zu suchen, wie Jakob Kristjánsson von der Universität Island ausführte. Ob es denn empfehlenswert wäre, das Leitungswasser zu trinken, wollte ein Teilnehmer der Konferenz nach dem Vortrag wissen ...

Montag Abend konnten die Teilnehmer der Tagung ihre mitgebrachten Poster präsentieren.


Zahlreiche Poster behandeln ...

... das Thema Bioastronomie von allen Seiten

Der Bogen der Themen spannte sich auch hier von Astronomie über Mikrobiologie, Geologie bis hin zu philosophischen Themen.

Nach der Mittagspause wurde über mögliches Leben auf  anderen Himmelskörpern unseres Sonnensystems referiert: Zunächst war die Suche nach Leben auf Europa und Mars zentrales Thema der Vorträge. Am Mittwoch Vormittag war sogar ein ganzer Abschnitt der neuesten Forschung auf dem Mars gewidmet.

In den Kaffeepausen zwischen den einzelnen Abschnitten ("Sessions") bot sich bei Kaffee und kleine Snacks (wir wurden hervorragend gefüttert!) die Gelegenheit für Gespräche oder für genaueres Studium der diversen Poster.




Studenten aus Österreich vertieft in ihr "Lieblingsposter"

Am Donnerstag wurde das Thema "Leben auf anderen Himmelskörpern unseres Sonnensystems" dann mit weiteren Vorträgen zu möglichen Lebensnischen auf Mars, der Erforschung des arktischen Vostoksees, Titan vor Huygens und Erwartungen an die Landesonde Philae der Rosetta Sonde fortgesetzt.

Als nächstes wurde die Möglichkeit von Leben auf extrasolaren Planeten erörtert. Zu diesem Thema sprach u.a. Helmut Lammer vom Grazer Institut für Weltraumforschung über die Stabilität von Atmosphären erdähnlicher Planeten in der habitablen Zone von M-Sternen.


Helmut Lammer bei seinem Vortrag

Der Freitag Vormittag war den Vorträgen über die Suche nach intelligentem Leben außerhalb unseres Sonnensystems gewidmet. Highlight war der Vortrag von Frank Drake (Erfinder der berühmten "Drake Formel", mit welcher er und Carl Sagan in den 70er Jahren versucht hatte, die Zahl der intelligenten Zivilisationen in unserer Galaxie abzuschätzen).


Frank Drake bei seinem Vortrag ...

... über SETI

Er gab einen Überblick über die aktuelle Forschungsarbeit und geplante Projekte des SETI Instituts.

Einen sehr interessanten Aspekt der Radioastronomie schnitt Claudio Maccone aus Turin an. Er setzt sich dafür ein, die erdabgewandte Seite des Mondes vor zukünftiger "Verschmutzung" durch Radio- und andere Strahlung von Satelliten oder dort zu errichtenden Stationen zu schützen, um diese im Erde-Mond-System einzigartige Stelle für die Radioastronomie - vor allem für die SETI Suche - zu erhalten. Er möchte seine Idee demnächst in Wien dem UN Committee on the Peaceful Uses of Outer Space vorlegen.

Am Freitag Nachmittag klang die Konferenz mit Vorträgen zu den Themen Kometenforschung und Öffentlichkeitsarbeit aus.

Doch neben Vorträgen und Tagung gab es auch eine Menge zu sehen. Reykjavik ist eine nette, typisch nordische Stadt.


Ein Blick über Reykjavik

Die meisten Gebäude sind sehr zweckmäßig gebaut, fast alle Häuser sind mit einer Art Wellblech verkleidet, das je nach Erhaltungszustand sehr hübsch oder auch sehr schäbig aussehen kann.


Eines der hübschesten Häuser

Von oben gesehen, prägen bunte Dächer das Stadtbild.


Bunte Dächer prägen das Stadtbild

Das Rathaus, ein modernes Gebäude mit großer Glasfassade, liegt an einem Teich um den einige recht schöne Häuser stehen.


Das Rathaus von Reykjavik

Von allen Seiten sieht man die beeindruckende Hallgríms-kirkja, die größte Kirche der Stadt.


Die Hallgrims Kirche


Das Denkmal von Leif Erikson vor der Hallgrims Kirche

Die Bucht von Reykjavik ist Hafen für Fischerboote, Kreuzfahrtschiffe und private Segelboote.


Fischerboote im Hafen


Ein Segler nützt den starken Wind

Südlich von Reykjavik liegt die kleine Hafenstadt Hafnarfjördur.


der Hafen von Hafnarfjördur

Die Stadt sitzt auf einem alten, erkalteten Lavastrom. Nahe am Hafen gibt es einen kleinen Park, der malerisch rund um vulkanisches Gestein angelegt ist.


Der Park in Hafnarfjördur


Vulkangestein als malerische Kulisse

Am Mittwoch konnten wir bei einer Halbtagstour ins Landesinnere ein bisschen von der Schönheit der Insel genießen. Schon bald außerhalb der Stadt erwartete uns eine bizarre und spektakuläre Landschaft.


Eine bizarre Landschaft, geformt durch Vulkanismus

Wir fuhren entlang der Heißwasserleitung zum Thingvallavatn, dem See, an dessen Nordende die berühmte Versammlungsstätte Thingvellir liegt.


Die Heißwasserleitung


Der erste Blick über Thingvellir


Ein Blick zum See Thingvallavatn

Hier versammelten sich ab 930 n.Chr. die Stammesführer der Insel, um wichtige Dinge gemeinsam zu entscheiden. Der Platz ist auch in geologischer Hinsicht bemerkenswert, denn er liegt genau auf dem mittelatlantischen Rücken, jener Bruchlinie, an der die nordamerikanische und die eurasische Kontinentalplatte auseinander driften. Die Bruchlinie ist in der Landschaft klar erkennbar, eine Karte macht die Gegebenheiten noch deutlicher.


Hier treiben zwei Kontinentalplatten auseinander


Der Mittelatlantische Rücken

Weiter ging es dann zum Gullfoss, einem beeindruckenden Wasserfall, der aus dem Schmelzwasser des nahegelegenen Gletschers Langjökull gespeist wird.


Der Gletscher Langjökull im Hintergrund


Der beeindruckende Gullfoss - der "Goldene Wasserfall"


Der reißende Fluss nach dem Wasserfall

Die letzte Station war der Geysirpark, wo auf engem Raum zahlreiche heiße Quellen und Geysire zu finden sind. Der berühmte "Geysir", der allen anderen den Namen gab, ist schon seit längerem inaktiv, doch sein Nachbar, Strokkur, ist überaus touristenfreundlich: er bricht etwa alle 7 Minuten aus.


Der Namensgeber aller Geysire


Eine "heiße" Gegend


Toruistengerechter Ausbruch alle 7 - 8 Minuten

Ein Abendbuffet im Hotel neben den Geysiren beendete diesen ereignisreichen Tag. Wir kamen recht müde um ca. 23.45 zum Hotel zurück - bei Tageslicht selbstverständlich, denn die Sonne war erst etwa eine halbe Stunde vorher untergegangen.

Ich habe leider nur einen kleinen Teil der Schönheiten dieser einzigartigen Insel gesehen, doch ich war bereits davon fasziniert. Island wäre einen längeren Besuch wert.

Anneliese Haika