Geminiden-Maximum

Ebenwaldhöhe, 13. 12. 2004

20041213api21.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:13. 12. 2004
Zeit:21.00 bis 23.15 MEZ
Ort:Ebenwaldhöhe
Instrument:vorwiegend freies Auge
Bedingungen:

Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:6.5
Temperatur:-3 °C
Wind:leicht aus W
Bemerkungen:Traumhafte Durchsicht

Bericht:

Es ist ein seltsames Gefühl, ohne Fernrohr auf die Ebenwaldhöhe zu fahren, aber dieser merkwürdige Umstand hat zwei Ursachen: Zum einen weiss ich, dass genug Fernrohre zum Beobachten da sein werden, zum anderen aber ist es das Ereignis, das ich beobachten möchte. Für einen Meteorschauer braucht man kein Fernrohr, und das heurige Geminiden-Maximum fällt optimal. Es wird gegen 23 Uhr erwartet, die Nacht ist mondlos und das Wetter perfekt.

Auf der Fahrt nach Kleinzell sind die Straßen durchwegs trocken, stellenweise ist es leicht nebelig, doch die wirkliche Nebeldecke liegt höher. Als ich die Kurven zur Ebenwaldhöhe empor fahre, mache ich mir wieder einmal Sorgen: Kaum Nebel auf der gesamten Strecke, nur ein paar Fetzen zwischen Steinbruch und Gaupmann. Nach der Gaupmann-Abzweigung kommt Erleichterung auf, ich sehe die Sterne!

Kaum steige ich auf dem Parkplatz aus dem Auto - es sind überraschend wenige Beobachter hier -, sehe ich den ersten Geminiden. Ich erblicke einen verwaisten Dobson, er gehört Andreas, der hier irgendwo sein muss. Am Ende des Parkplatzes, etwas vom Wind geschützt, fotografiert Gerald Rhemann. Dort finde ich auch Andreas. Ein rotes Licht blinkt mitten auf der Wiese auf. Es ist Thomas Weiland, der, wie es sich gehört, liegend den Meteorschauer beobachtet.

Der Geminiden-Schauer ist beachtlich. So alle 30 Sekunden erscheint ein Meteor, manchmal auch zwei oder gar drei gleichzeitig. Sie sind recht hell, reichen an Sirius heran, manche sind sogar heller (ich mache keine detaillierte Auswertung, das überlasse ich Thomas, der das besser kann, ich schaue nur). Eine beeindruckende Erscheinung!

So "nebenbei" schauen wir Deep Sky, an Andis 10" Dobson und an dem 10" WAA LX200, das Kurt mitgebracht hat. Die Nacht entpuppt sich als äußerst gut; unglaublich, schon eine Woche halten diese Verhältnisse an, und es werden noch ein paar Nächte dazukommen.

Die visuellen Highlights: Der Andromedanebel! Im Dobson, mit einem 30mm Weitwinkelokular, erkennt man bei einem scheinbaren Gesichtsfeld von mehr als 2° fast die ganze Galaxie mit zwei deutlichen Spiralarmen, beide Begleiter sind ebenfalls im Gesichtsfeld. Ein unglaublicher Anblick. Da kann das LX200 mit 2,5m Brennweite und f/10 nicht ganz mithalten, aber der Kernbereich von M31 ist trotzdem beeindruckend.

M33, ebenfalls eine Wucht. Im Dobson "schwebt" die Galaxie förmlich vor dunklem Hintergrund, ihre Spiralarme sind deutlich, ebenso der kleine Kern, auch die markanten H-II-Gebiete sind gut zu sehen. Sie sieht im LX200 auch sehr gut aus.

Orionnebel - da erübrigen sich fast die Worte. Im Dobson passt das gesamte Schwert, von Iota Orionis über M42/M43 bis zum Running Man NGC 1973/75/77 in das Gesichtsfeld, und die weit ausladenden Filamente von M42 reichen an den Rand des Gesichtsfelds. Wieder kann man leichte Farben in ihnen erahnen. Im LX200 vergrößern wir die Kernregion, sie ist reich strukturiert, 5 Trapezsterne sind deutlich, der sechste ist blickweise zu sehen.

M1, im Dobson sticht der unregelmäßige, diffuse Nebel so hell heraus, dass man sich nicht vorstellen kann, jemals Schwierigkeiten zu haben, ihn zu sehen. He, es macht mir riesigen Spass, die Objekte im Dobson einzustellen und visuell zu beobachten. Eine schöne Abwechslung!

Die Pleiaden - der Nebel um Merope ist sehr deutlich. Die Farben der Sterne sind umwerfend, und im Dob mit dem 30mm Okular passt der ganze Haufen auf einmal ins Gesichtsfeld. Ein herrlicher Anblick!

Jetzt zu einem schwierigen Objekt. Kurt hat seinen H-β-Filter mit, und so wagen wir uns an den Pferdekopfnebel. Nach einigen Minuten des "Einsehens" kann ich ihn im LX200 recht gut erkennen; toll, dieses schwierige Objekt bei 10". Am Dobson, mit dem gleichen Okular und Filter, ist das ganze weniger problematisch, erkennt man den dunklen Nebel - den man ja nur sieht, weil er vor einer extrem schwachen "Nebelwand" steht - ziemlich gut. Auch der Flammennebel neben ζ Orionis ist deutlich.

Der Komet C/2004 Q2 Machholz ist nach wie vor sehr hell und gut mit freiem Auge zu sehen. Er wird ein schönes Objekt werden. Im LX200 füllt er im 35mm Plössl fast das ganze Gesichtsfeld aus und sein dichter Kernbereich ist gut zu sehen. Im Dobson erkennt man deutlich den breit gefächterten Staub- und den dünnen Gasschweif. Wieder ein bemerkenswerter Anblick!

Und immer wieder Geminiden. Schade, dass morgen die Arbeit ruft und einen recht frühen Aufbruch zur Folge hat. Aber spontan beschliesse ich, morgen Abend wieder hierher zu kommen, diesmal mit Fernrohr, denn "der Berg ruft!".