| Durchsicht: | sehr gut (1) |
| Aufhellung: | gut (2) |
| Freis. vis. Grenzgroesse: | 5.0 |
| Temperatur: | +8 °C |
| Wind: | sehr stark aus NW |
| Bemerkungen: | Anfangs sehr stark bewölkt, nach 21 Uhr größtenteils wolkenlos |
Heute ist der Tag der Tage in der Sichtbarkeit des Kometen Machholz, denn heute passiert er die Pleiaden und sein Schweif sollte den Sternhaufen erreichen. Eine Seltenheit, und daher fiebern wir diesem Ereignis einigermaßen entgegen. Die Wetterprognosen von BOLAM 21km sind nicht hoffnungslos. Irgendwann zwischen 19 und 22 Uhr MEZ sollte der Himmel aufklaren (BOLAM gibt das aktuelle Wolkenmodell in 3-Stunden-Intervallen an).
Wir haben diese besondere Konstellation zum Anlass genommen, einen Astropraxis-Abend auf der Sofienalpe anzukündigen; erfreulicher Weise hat Radio Wien die Ankündigung zum Anlass für eine Live-Einschaltung am Abend genommen und so können wir heute auf der Sofienalpe - wo sich viele WAAler mit ihren Teleskopen eingefunden haben - viele interessierte Gäste begrüßen und neue Interessenten gewinnen. Zeitweise herrscht eine Stimmung wie bei Hale-Bopp, an den sich die meisten unserer Gäste noch gut erinnern können (ja, es ist schon acht Jahre her ...), viele hatten damals an genau diesem Ort hier ihren ersten Kontakt mit dem Sternenhimmel.
Nachdem es gegen 18 Uhr schon recht klar war, müssen wir gut zwei Stunden damit verbringen, darauf zu warten, dass sich ein hartnäckiges Wolkenfeld verzieht. Doch es tut es und gibt einen wunderbaren Winterhimmel mit Komet Machholz frei.
Während der Komet in zahlreichen Fernrohren bewundert wird, schaffe ich sogar eine Farbaufnahme des Kometen mit der CCD-Kamera und einem 50mm Objektiv; drei Aufnahmen zu je 90 Sekunden Belichtungszeit reichen vollauf. Ich improvisiere mit den Farbfiltern, lege sie nur auf das Objektiv, was zu störenden Reflexen führt, aber ich möchte die Aufnahme rasch beenden, wer weiss, wann die nächsten Wolken kommen. Die Überraschung ist groß: Der Gasschweif des Kometen ist abgerissen! Von der Coma weg fast kein Schweif, der recht dichte Abriss schwebt genau vor den Pleiaden. Was für ein Anblick (am Computerbildschirm).
Komet Machholz vor den Pleiaden. Der abgerissene Gasschweif geht direkt
in den Merope-Nebel über, der breite Staubschweif weist hingegen nach unten.
Der Komet ist mit freiem Auge deutlich, aber nicht auffällig. Scheinbare Helligkeit schätzungsweise 4 mag. Viele unserer Gäste sind erstaunt, dass da nicht mehr zu sehen ist. Leider waren einige Ankündigungen in den Medien etwas zu übertrieben und haben eine Sensation erwarten lassen. Doch die sollte Machholz nie werden, das war von vornherein klar. Aber er ist ein schöner Komet, vergleichbar mit C/2001 Q4 heuer im Mai.
Die klare Nacht verleitet viele trotz des heftigen Windes - der die sensationellen +8°C kälter empfinden lässt - lange zum Verweilen. Immer wieder werden Orion- und Andromedanebel, diverse offene Sternhaufen und auch andere Galaxien in unseren Fernrohren bewundert. Ob da nicht ein paar Gäste in dieser Nacht zu Hobbyastronomen werden? Mal sehen ...
Gegen Mitternacht ebbt der Besucherstrom ab und wir bauen ab. Und schmieden schon Pläne, die nächste Nacht auf der Ebenwaldhöhe zu verbringen. Im Hinterkopf habe ich aber auch noch den Morgenhimmel. Zum Glück sind die Winternächte lang!