Komet Machholz bei den Pleiaden

Ebenwaldhöhe, 08. 01. 2005

20050108api17.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:08. 01. 2005
Zeit:17.30 bis 22.45 MEZ
Ort:Ebenwaldhöhe
Instrument:12" Meade LX200, StarlightXpress MX916 + 50mm Fotoobjektiv
Bedingungen:

Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:schlecht (4)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.5
Temperatur:+10 °C
Wind:sehr stark aus SW
Bemerkungen:Der extrem starke Föhnsturm macht nicht nur Fotos fast unmöglich, sondern lässt auch die für Jänner ungewöhnlich milde Temperatur kälter empfinden. Ab 22 Uhr Aufzug einer Front von NW, gegen 22.45 ist schon der halbe Himmel bedeckt.

Bericht:

Dritter Tag der Passage des Kometen C/2004 Q2 (Machholz) bei den Pleiaden und heute ist das Wetter zunächst eindeutig traumhaft. BOLAM kündigt gegen Mitternacht eine deutliche Wolkenfront aus NW an, aber bis dahin sollte einer tollen Beobachtung nichts im Wege stehen. Da Samstag ist, wird die Ebenwaldhöhe als Ziel gewählt.

Ich komme schon früh hinauf, einige Beobachter sind schon da und bauen ihre Instrumente auf. Die Temperatur war während der Fahrt auf den Berg von +4°C im Tal auf unglaubliche +10°C hier in 1000m Höhe geklettert. Die einzige böse Überraschung hier: Sturm! Ich wähle daher, wie die meisten anderen auch, einen windgeschützeren Platz und opfere damit den halben Himmel (Westen), aber dort habe ich ohnedies nicht vor, zu beobachten. Ausserdem konzentrieren sich alle auf einen einigermassen trockenen Fleck am Rande des Parkplatzes, der ansonsten doch eher eine Schlammwüste ist. Reste von Schnee schmelzen friedlich vor sich hin ...


Dämmerungsstimmung auf der Ebenwaldhöhe, Blick nach Osten


Astro-Idylle: Arthur Heinz (re.) und ich bauen unsere Instrumente auf


Etwas später, Blick nach Norden

Bald ist es so dunkel, dass der Herbst- und Winterhimmel in ihrer ganzen Pracht über uns erstrahlen (Anmerkung für alle, die sich jetzt wundern: Nachdem die Sternbilder "einer Jahreszeit" ein Viertel des Himmels einnehmen, aber der halbe Himmel zu sehen ist, sind an einem Winterabend zunächst die Herbst- und die Wintersternbilder zu sehen; die Herbststernbilder gehen im Lauf der Nacht unter, dafür kommen im Osten schon die Frühlingssternbilder herauf). Auch der Komet C/2004 Q2 (Machholz) ist deutlich; ich vergleiche ihn mit dem Stern ο Persei (3,8 mag) und der Komet erscheint mir etwas schwächer, also rund 4mag.

An Fotos ist kaum zu denken, aber mit der huckepack montierten MX916 mit 50mm Objektiv geht es. Doch zunächst ist die Minolta Dimage Z1 dran. Mit äquivalent 380mm Brennweite fotografiere ich den Kometen und die Pleiaden 30 Sekunden lang mit 400 ISO.


Komet und Pleiaden mit 380mm, 30 Sekunden bei 400 ISO

Dann ist die CCD-Kamera dran. Mit dem 50mm Objektiv, aber viel kleinerem Kamerachip, ergibt sich ein Feld, das in etwa dem der Minolta entspricht. Mit der schwarzweiss aufnehmenden MX916 mache ich mit RGB-Filtern ein Farbbild aus drei Aufnahmen zu je 60 Sekunden. Die CCD-Kamera ist schon viel empfindlicher.


RGB-Komposit mit MX916 aus 3 Aufnahmen zu je 60 Sekunden

Heute kommt der blaue Gasschweif wirklich gut heraus, es ist hier schon wesentlich dunkler als auf der Sofienalpe. Ich versuche mich noch mit der MX916 und einem 135mm Tele, doch da macht der Sturm schon einen Strich durch die Rechnung. Nach dem Motto "besser ein schlechtes Bild als gar kein Bild" zeige ich hier trotzdem das Resultat von 10 x 60 Sekunden Schwarzweissaufnahme.


Komet Machholz, 10 x 60 Sekunden bei 135mm + MX916

An weitere Fotos, etwa von Deep Sky Objekten, ist nicht zu denken. Wir machen uns einen schönen visuellen Beobachtungsabend. Das freut besonders unsere Gäste, die - und das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen! - angeregt durch unsere Veranstaltung beim Ramba Zamba Riesenspielefest im Rathaus das erste Mal am Rathausplatz durch unsere Fernrohre geguckt haben und heute schon hierher gekommen sind, um einen wirklich guten Himmel zu sehen. Roland, Hut ab, das ist perfektes Astro-Marketing!

Alle schönen und auch viele kleinere Objekte des Winterhimmels werden beobachtet. Über M42, M1, M35 bis M38, h+χ Persei, die Pleiaden, aber auch über M31 und M33, M81 und M82 oder auch den Eskimo-Nebel oder den Eulen-Nebel möchte ich gar nichts schreiben, sie begeistern uns genauso wie unsere Gäste, die, wie gesagt, teilweise heute den ersten Kontakt mit einem wirklich guten Himmel haben.

Bemerkenswert sind einige kleinere Objekte, wie der kleine Sternhaufen NGC 2158 nahe bei M35, der heute wirklich extrem deutlich ist. Oder die kleinen offenen Sternhaufen NGC 2126 und 2281 im Furhmann. Oder die Kugelsternhaufen M79 (leider sehr tief) und NGC 2419, der "intergalaktische Wanderer" im Luchs. Auch die planetarischen Nebel NGC 2371 in den Zwillingen und M76 sind interessant, beide sind korkenförmig.

Nach 22 Uhr MEZ wird die Bewölkung von Nordwesten her stärker, zunächst tief, aber gegen 23 Uhr nimmt sie schon den halben Himmel ein. Abbau. Es war ein schöner, wenngleich nicht perfekter Beobachtungsabend hier auf der Ebenwaldhöhe, aber wir konnten die Passage des Kometen Machholz bei den Pleiaden drei Abende lang verfolgen, und das ist wirklich toll für unsere Breiten zu dieser Jahreszeit.