Auf den Spuren von Cassini-Huygens

Sofienalpe, 05. 02. 2005

20050205api18.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:05. 02. 2005
Zeit:18.00 bis 22.00 MEZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX200, Philips ToUCam Pro
Bedingungen:
Durchsicht:schlecht (4)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:sehr gut (1)
Freis. vis. Grenzgroesse:4.5
Temperatur:-6 °C
Luftfeuchtigkeit:hoch!
Wind:kein
Bemerkungen:Starker Dunst, enorm viel Schnee
Bericht:

Es gehört schon einiges an Fanatismus dazu, im Winter zu beobachten. Aber mit der geeigneten Ausrüstung ist es kein Problem. Ein klarer Nachmittag hat jedenfalls wieder den "ganz harten Kern" der WAA-Beobachter - Andreas, Roland und mich - auf die Sofienalpe gelockt. Während der Schnee in der Stadt mehr oder weniger "von gestern", also geschmolzen ist, gibt es ihn hier in enormen Mengen. Der Parkplatz ist geräumt, was aber dazu geführt hat, dass er von bis zu zwei Meter hohen Schneehaufen flankiert ist. Die Wiese ist jenseits jeglicher astronomischer Verwendbarkeit, Einsinken bis zu den Hüften ist garantiert.

Am Ende des Parkplatzes finden wir ein paar sehr gute Stellplätze. Von Vorteil ist, dass der Schneepflug angesichts einer 2m-Wächte quer über die Mostalmstraße kapituliert hat und so eine nette "Sackgasse" in den Schnee gegraben hat, in der wir ohne Probleme unsere Instrumente aufstellen können. Fester Untergrund ist allerdings nicht vorhanden, doch fest genug, um zu beobachten.

Es ist sehr dunstig, vom Kleinen Wagen sieht man anfangs überhaupt nur drei Sterne. Verrückt, bei diesen Bedingungen hierher zu fahren? Keineswegs! Denn die Sterne funkeln nicht. Gutes Seeing zeichnet sich ab. Mein LX-200 muss gut zwei Stunden abkühlen, denn die Aussentemperatur ist tief. Doch dann offenbart sich ein Blick zum Saturn, genauso gestochen scharf wie an jenem 16. Jänner. Ist denn das möglich - zweimal so knapp hintereinander solche Bedingungen? Und heute habe ich das nachgeführte 12" LX-200 mit. Laptop starten, Webcam anstecken, 2x-Barlowlinse hinein und feuer ...

Ich mache mehrere Serien mit 20 und 5 Bildern pro Sekunde, der Schwerpunkt liegt aber beim Fokussieren. Trotz eisiger Kälte nehme ich mir viel Zeit dafür, es soll sich lohnen. Unglaublich, die Cassini-Teilung "steht" im Bild, kein Geflimmere, ruhig "schwebt" der Planet auf dem Bildschirm. Noch in der gleichen Nacht stacke ich die Bilder, und ja, da wird eine wirklich gute Aufnahme daraus:


Saturn, aus ca. 2100 Frames zu je 1/25s, 6m Brennweite, auf 75 Prozent verkleinert

Alle Details, die wir auch visuell in Rolands 18" Dobson sehen können, sind auf der Aufnahme zu erkennen: Die Cassini-Teilung, die Encke-Teilung, der C-Ring, die feinen Strukturen im A- und B-Ring, mehrere zarte Wolkenstreifen auf dem Planeten, die dunkle Polkalotte (sie ist der wärmste Ort auf Saturn, wie IR-Beobachtungen gezeigt haben), und auch der Schatten des Planeten auf den Ringen ist wieder zu erkennen, wir liegen ja schon drei Wochen nach der Opposition. Mit Phantasie kann man auch erkennen, dass der Planet durch die Cassini-Teilung und sogar den A-Ring zu sehen ist. Nur die Monde, die im 18" so schön um den Planeten herum stehen, die kann die kurzbelichtete Aufnahmeserie nicht festhalten.

Es kommt ein Gefühlt von Cassini-Huygens auf. Der tolle Anblick des Planeten. Der visuelle Eindruck erinnert ja wirklich an die Cassini-Fotos. Und die Umgebung, die erinnert an Titan. Eis, so weit das Auge reicht, Dunst (gut, dass es nicht Methan ist!), eine seltsam bemerkenswerte Nacht ist das heute. Und die paar Minuten perfekten Seeings, die waren es wert, hierher gefahren zu sein. Auch wenn unsere Ausrüstung mehr und mehr unter einer Schicht bizarrer Eisblumen zum ausserirdischen Skulpturenwald mutiert.

Mein LX-200 kapituliert unter dem Eis, ich baue ab. Es ist wirklich sehr feucht, trotz der Kälte. Doch das Beobachten geht weiter. Zu späterer Stunde kommen noch mehr Beobachter. So gut es geht. absolvieren wir eine visuelle Tour mit Rolands 18". Das Einstellen wird mühsam, alle Sucher sind vereist. Einen legen wir provisorisch frei. Damit wird es möglich, unter dem klarer werdenden Himmel ein paar schöne Deep Sky Objekte zu beobachten: M42, M35, M36, M37, M38, h+χ Persei, M81, M82 und auch den Kometen C/2004 Q2 (Machholz). Er ist immer noch sehr hell und immer noch andeutungsweise mit freiem Auge zu sehen. Im Fernrohr ist er gross und hell, immer noch beachtlich.

Gegen 22 Uhr verlasse ich die Sofienalpe; ich muss meine Ausrüstung noch auftauen, was gleich im Auto geschieht, denn im Gegensatz zur Hinfahrt wird auf der Rückfahrt ordentlich eingeheizt. Obwohl - auch wenn die Instrumente nach und nach versagt haben, kalt war mir eigentlich nicht. Es war ein schöner Abend, Fortsetzung folgt ...

Hier noch ein paar Impressionen von der tiefwinterlichen Sofienalpe von Roland Graf: