Mondfotografie und Aristarchus-Plateau

Wien 21, 22. 03. 2005

20050322wvo18.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:22. 03. 2005
Zeit:18.30 bis 19.30 MEZ
Ort:Wien 21
Instrument:Newton 105/445mm
Bedingungen:

Bericht:

Seit einiger Zeit versuche ich mit meiner (immer noch recht neuen) Digitalkamera den Mond zu fotografieren. Mittlerweile bin ich mit den Ergebnissen recht zufrieden. Zwei Bilder der letzten beiden Tage sind hier (oben Richtung Zenit, also so wie am Himmel sichtbar):

2005 März 21, 19h13 MEZ 2005 März 22, 18h48 MEZ

Die Bilder zeigen nicht nur das "Zunehmen" durch das Wandern der Lichtgrenze sondern auch schon die wesentlichen Strukturen auf dem Mond: "Meere", Berge und grössere Krater (zumindest in Andeutungen)! Der deutlich merkbare Unterschied in Farbe und Schärfe der Bilder kommt von der Erdatmosphäre: am 21. war es klar, am 22. schon ziemlich dunstig mit dünnen Wolkenschleiern.

Eine sehr hübsch gemachte Seite für "Mondsüchtige" ist von Antonio Cidadao: http://www.astrosurf.com/cidadao/moon_obs.htm

Technische Details der Aufnahmen: Kamera Minolta Z-2 auf Stativ, Kamerazoom auf die längste Brennweite gestellt (63mm, entspricht bei Kleinbild 380mm), ISO 50 bis 100 (niedrigste Empfindlichkeit für beste Bildqualität), manuelle Blenden-, Belichtungs- und Scharfeinstellung. Als grossen Vorteil der Digitalkamera empfinde ich die Möglichkeit sofort das Ergebnis beurteilen zu können. Für die obigen Aufnahmen "stackte" ich vier Bilder mit Registax (http://registax.astronomy.net/) und schärfte das Endergebnis mit Gimp (http://www.gimp.org/) -- alle Programme sind kostenlos erhältlich! Die Bilder entsprechen ziemlich gut dem Anblick mit einem kleinen Fernglas, z.B. 8x30 (wobei das Fernglas schon etwas mehr Details zeigt).

Natürlich betrachtete ich den Mond auch mit meinem "Schnell-Schau-Fernrohr", einem kleinen Newton 105/445mm, der in wenigen Sekunden auf das Balkongeländer gestellt ist.

Sehr interessant fand ich am 22.März das Aristarchus-Plateau -- es ist mir bisher noch nie so richtig aufgefallen. Aristarchus ist auf dem Foto oben als heller Punkt an der Lichtgrenze sichtbar und war an diesem Abend noch etwa halb mit Schatten gefüllt. Das Aristarchus-Plateau ist eine rautenförmige "Meeresinsel" 170x200km gross mit ziemlich geraden Seiten, die sich aus der Ebene des Oceanus Procellarum etwa 2 Kilometer hoch erhebt. Die Erhebung war durch den Schattenwurf (tiefer Sonnenstand über der Gegend) im Fernrohr deutlich erkennbar. Ziemlich auffallend waren auch die Agricola-Berge im Norden, die als ziemlich gerade Linie an das Plateau anschliessen. Sie waren bei 110x strukturiert aber grossteils hell sichtbar. Am Plateau selbst ist natürlich der Krater Aristarchus am auffallendsten. Aber das kleine Fernrohr zeigt auch schön den Begleiter-Krater Herodotus, den hellen Fleck des Mons Herodotus und die grösste Rille auf dem Mond, das Schröter-Tal. Bei genauer Beobachtung und Vergleich mit dem "Mondatlas" von Antonin Rükl (neue Auflage als "Atlas Of The Moon" bei Sky Publishing) identifizierte ich noch viele Einzelheiten. Die Gegend hat übrigens Alex Pikhard am gleichen Abend auch beobachtet: siehe Bericht. Ich lese auch gerne über den Mond im neuen Buch von Charles Wood, "The Modern Moon - A Personal Guide" (auch bei Sky Publishing) nach. Er arbeitet auch an einer exzellenten Webseite: "Lunar Picture Of the Day": http://www.lpod.org.

Fotos des Aristarchus-Plateau:

Consolidated Lunar Atlas: http://www.lpi.usra.edu/resources/cla/info/c20/

Tom Williamson: sehenswerte Farbaufnahme: http://www.lpod.org/archive/2004/01/LPOD-2004-01-03.htm

Johannes Schedler: sehenswerte Farbaufnahme, mit Beschriftung: http://www.lpod.org/archive/2004/04/LPOD-2004-04-12.htm

Apollo 15: http://www.lpod.org/archive/2004/01/LPOD-2004-01-17.htm