Komet 9P/Tempel 1 nach dem "Deep Impact"

Sofienalpe, 04. 07. 2005

20050704wvo22.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:04. 07. 2005
Zeit:22.15 bis 23.15 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:Fernglas 16x70; Roland Grafs 18" Dobson
Bedingungen:
Bericht:

Am 4.Juli versuchten wir von 22h15 bis 23h15 MESZ auf der Sofienalpe am westlichen Stadtrand von Wien eine Beobachtung des Kometen 9P/Tempel 1 nach dem "Deep Impact". Es war ein ziemliches "Wolkenlückengeschiebe" vor der herannahenden Schlechtwetterfront. Wir schafften es aber mehrmals für einige Minuten den Kometen zwischen 76 und 82 Virginis zu sehen - Spika war ein gutes "Leuchtfeuer" wann dort die Wolken wieder dünner wurden. Der Himmel war noch hell durch die Dämmerung.

Im Fernglas 16x70 auf Stativ war der Komet eindeutig als zarter Nebelhauch sichtbar, die Koma hatte ca. 4' Durchmesser. Die beiden Sterne 8mag nahe dem Kometen waren auch schwach sichtbar, der Komet muss also heller sein da sich sein Licht über eine grössere Fläche verteilt. Wenn ich die Sterne auf den Kometendurchmesser defokussiere muss er um die 7mag hell sein. Vergleichssterne am Ort (2000.0): 13h38,7m -9°53' (8,25mag V) und 13h39,6m -10°07' (7,97mag).

In Roland Grafs Sucher (Newton 20/80cm, 27x) und noch besser in seinem 45/200cm Dobson bei 70x war der Komet besser als im Fernglas sichtbar: er erschien als grosse zentral verdichtete Wolke; sternartigen Kern konnten wir keinen sehen.

Ich verglich auch mit meinen bisherigen Helligkeitsbeobachtungen an diesem Kometen von 28.Apr. bis 27.Mai (im Juni konnte ich ihn nicht beobachten):
Datum 2005Uhrzeit MESZHelligkeitAnmerkungen
Apr.2823h3010,5magsehr schwacher Nebelfleck, nicht zentral verdichtet, Koma 3' Durchmesser
Mai 923h2510,4magverwaschener Nebel, etwas zentral verdichtet, Koma 4' Durchmesser
Mai 1123h009,8magsehr schwacher Nebelfleck, etwas verdichtet, Koma 4' Durchmesser
Mai 2723h4010,1magNebelhauch mit etwa 3' Durchmesser
Ich machte alle Beobachtungen bei relativ aufgehelltem Himmel am nördlichen Stadtrand von Wien, daher stand der Komet über der Lichtglocke der Stadt. Fernrohr: Refraktor 130/1040mm, 35 und 55x. Helligkeitsschätzung: Komet fokussiert, Vergleichssterne auf den Kometendurchmesser defokussiert, Helligkeiten der Vergleichssterne aus dem Tycho 2 Katalog. Komadurchmesser geschätzt durch Vergleich mit Sternabständen.

Aus den Beobachtungen 28.Apr. bis 27.Mai ergibt sich eine reduzierte Kometenhelligkeit H10 in 1 AE (Astronomische Einheit) Abstand von Sonne und Erde von 8,9 ± 0,3mag. Bei der Beobachtung am 4.Juli erhalte ich ein H10 von 5,5mag -- der Komet ist also etwa 3,5 Grössenklassen heller geworden. Die reduzierte Helligkeit H10 wird zur Helligkeitsvorhersage für Kometen benutzt und ist definiert als m1 = H10 + 5 log d + 10 log r (m1 = visuelle Gesamthelligkeit des Kometen, d = Entfernung zur Erde in AE, r = Entfernung zur Sonne in AE).