Mars

Wien 12, 04. 11. 2005

20051104api22.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:04. 11. 2005
Zeit:22.30 bis 23.30 MEZ
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX200, Philips ToUCam pro
Bedingungen:
Durchsicht:ausreichend (3)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:sehr gut (1)
Temperatur:10 °C
Luftfeuchtigkeit:mittel
Wind:kein
Bemerkungen:Dunstig in einem Wolkenloch
Bericht:

Unverhofft komme ich zu einer der besten Marsbeobachtungen in dieser Sichtbarkeit. Einen Blick zum Himmel habe ich schon abgeschrieben, als ich kurz auf die Terrasse gehe, um frische Luft zu schnappen. Umso größer ist das Erstaunen, als von einem wolkenlosen Himmel Mars herunterstrahlt. Rasch baue ich das Fernrohr auf, in nicht einmal 5 Minuten ist es einsatzbereit. Ein erster Blick durchs 14mm Pentax, um das Seeing zu beurteilen - traumhaft! Gestochen scharf steht Mars im Feld, nichts bewegt sich, schon visuell kann ich viele Details um Solis Planum ausmachen und natürlich auch den hellen Fleck an der Stelle, wo Olympus Mons steht. Rasch zur Webcam.

Eine erste Aufnahme entsteht mit 3x Barlowlinse, also 9m Brennweite. Das Bild "steht", Mars deformiert sich nicht, schon während der Aufnahme erkenne ich blickweise den hellen Fleck von Olympus Mons. Das Ergebnis aus 900 gestackten Aufnahmen:


Mars, F=9000mm (f/30), 900 von 1200 Frames

Ich wage mich weiter vor und verlängere die Brennweite jetzt noch einmal um einen Faktor von rund 1,5. Damit erlange ich f/45 oder 13,5m Brennweite. Mars passt jetzt "gut" auf den Chip, eine kleine Herausforderung für die Nachführung des natürlich nicht an zwei Sternen trainierten Instruments. Noch immer perfekte Ruhe, kein Zittern, keine Verzerrung. Jetzt limitiert mich wirklich nur mehr das theoretische Auflösungsvermögen.


Mars, F=13500mm (f/45), 1200 Frames. Aufnahmezeitpunkt 22.51 - 22.53 Uhr MEZ. Norden unten.

Natürlich bewege ich mich im Bereich einer "leeren" Vergrößerung, auch wenn dieser Begriff bei Fotografie natürlich nicht existiert. Aber gehen Sie so weit vom Bildschirm weg, dass sie mit gestreckten Armen das Bild des Mars mit zwei Daumen verdecken können. Der Anblick entspricht jetzt einer 900-fachen Vergrößerung und das ist für 30cm Objektivdurchmesser natürlich zu viel. An sich. Denn es kommen immer noch feine Details heraus, die ich bei f/30 noch nicht sehen konnte. Die kleinsten erkennbaren Details liegen jetzt bei 0,2" - unter dem theoretischen Auflösungsvermögen für visuelle Beobachtung.

Mit Hilfe diverser Marskarten kann ich eine Vielzahl an Formationen identifizieren, oder glaube zumindest, es zu können. Es ist erstaunlich, wie stark die Albedostrukturen von Karte zu Karte und auch von meiner Aufnahme abweichen. Am ehesten kommt noch der gute, alte Mars Previewer hin. Der Vergleich mit den offiziellen NASA-Karten und auch mit Starry Night ist hingegen sehr schwierig. Die kleinsten Details, die ich anhand dieser Karten identifizieren kann, müssten demnach rund 70km groß sein - das deckt sich auch mit den 0,2". Unter 100km auf dem Mars mit einem Amateurgerät aus der Stadt heraus - das passt.