Winterdoppelsterne: Alkyone (Eta Tauri) in den Pleiaden

Wien 21, 29. 01. 2006

20060129wvo19.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:29. 01. 2006
Zeit:19.45 MEZ
Ort:Wien 21
Instrument:Refraktor 130/1040mm
Bedingungen:
Bericht:

Die Pleiaden (Messier 45) sind für ein Fernglas der allerschönste Sternhaufen am Himmel. Auch mit freiem Auge ist dieser "Sternenkindergarten" auffallend: so erklärte ich vor zehn Jahren meinem damals noch ziemlich kleinen ältesten Sohn diesen Sternhaufen: es sind noch ziemlich junge Sterne die noch alle beisammen sind.

Ein kleines Fernrohr bei nicht allzu starker Vergrösserung zeigt westlich des hellsten Sterns Alkyone = Eta Tauri (η Tau) insgesamt 3 schwächere weiter entfernte Begleiter: auf der Seite von Hartmut Frommert ist eine Karte zu finden: Alcyone ist der hellste Stern etwas links der Mitte und ihre 3 Begleiter sind knapp rechts (westlich) davon zu erkennen -- das Bild hat Norden oben, Anblick wie mit freiem Auge und Fernglas:

Mehr über die Plejaden steht hier: http://www.seds.org/messier/more/m045_tab.html.

Ich versuchte den Vierfachstern Alkyone mit der Webcam im Fokus meines Refraktors 130/1040mm aufzunehmen und nach Distanz und Positionswinkel zu vermessen. Dazu machte ich wie immer drei kleine Videosequenzen bei ausgeschalteter Nachführung. Die Drift der Sterne über den Webcam-Chip infolge der täglichen Bewegung durch die Drehung der Erde ergibt die genaue Ost-West-Richtung. Sie lässt sich normalerweise auf 0,05 bis 0,1 Grad genau ermitteln. Daraus bestimme ich den Positionswinkel der Sterne: von A nach B Positionswinkel 0 Grad bedeutet dass Begleiter B genau nördlich vom Stern A steht; Positionswinkel 90° bedeutet dass B genau östlich von A steht, 180° südlich bzw. 270° westlich. Die Winkeldistanz der beiden Sterne ergibt sich aus der genauen Distanz in Pixels auf dem Chip und dem aus Kalibrationsaufnahmen genau bekannten Abbildungsmassstab -- die Brennweite ist genau bekannt.

Alkyone ist im Washington Double Star Catalog (WDS) mit der WDS Katalognummer 03475+2406 = Entdeckercode STFA 8 aufgelistet. Die von mir beobachteten Komponenten A bis D sind auf dem schönen Bild auf Peter Wienerroithers Seite über Alkyone bezeichnet; er konnte auch weitere schwache Begleiter mit der CCD-Kamera festhalten!

Alkyone und ihre Begleiter: Aufnahme von Peter Wienerroither. Norden ist oben.

Hier jetzt meine Messergebnisse aus meinen Webcam-Videos -- zum Vergleich habe ich noch die Angaben aus dem WDS Stand Jan.2006 dazugeschrieben:

Komponenten A-B:
JahrDistanzPositionswinkelAnmerkung
1836117,1"289°WDS
2003117,5"290°WDS
2006,08117,8"290,0°meine Messung

Komponenten A-C:
JahrDistanzPositionswinkelAnmerkung
1868180,8"312°WDS
2002181,5"313°WDS
2006,08181,8"312,5°meine Messung

Komponenten A-D:
JahrDistanzPositionswinkelAnmerkung
1868190,7"295°WDS
2002191,6"296°WDS
2006,08191,4"296,0°meine Messung

Komponenten B-C:
JahrDistanzPositionswinkelAnmerkung
182485,6"344°WDS
200085,4"344°WDS
2006,0885,6"344,3°meine Messung

Komponenten B-D:
JahrDistanzPositionswinkelAnmerkung
182474,7"304°WDS
200075,1"305°WDS
2006,0875,2"305,3°meine Messung

Komponenten C-D:
JahrDistanzPositionswinkelAnmerkung
188853,8"224°WDS
200054,5"225°WDS
2006,0854,6"224,4°meine Messung

Da meine Messergebnisse nur um wenige Zehntel Bogensekunden in der Distanz bzw. nur wenige Zehntel Grad im Positionswinkel streuen bzw. auch zum WDS nur kleine Unterschiede merkbar sind dürfte die Messgenauigkeit gut sein.

Interessant ist auch dass sich die Distanzen und Positionswinkel der Messungen der einzelnen Komponenten in den etwa 150 Jahren seit den ersten Messungen kaum verändert haben. Das deutet darauf hin dass alle vier Sterne sehr ähnliche Eigenbewegung haben und auch wirklich zusammengehören. Im WDS und in Simbad findet man auch die Eigenbewegung aller vier Komponenten von Alkyone: +0,019 Bogensekunden pro Jahr in Rektaszension und -0,043 Bogensekunden pro Jahr in Deklination. Das sind in 150 Jahren +2,9"/Jahr in RA und -6,5"/Jahr in DE -- wäre auch nur ein Stern weit im Hintergrund und hätte keine merkbare Eigenbewegung würde das bei meiner erreichten Messgenauigkeit sofort als Distanzänderung bzw. Positionswinkeländerung auffallen. Da ich das nicht beobachtete gehört offenbar nicht nur die helle Alkyone (2,9mag) sondern auch die Begleiter B (6,3mag), C (8,2mag) und D (8,7mag) zum Sternhaufen der Pleiaden.