Komet 73P Schwassmann-Wachmann 3

Wien 21, 04. 05. 2006

20060504wvo03.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:04. 05. 2006
Zeit:03.00 bis 04.00 MESZ
Ort:Wien 21
Instrument:Newton 105/445mm
Bedingungen:
Freis. vis. Grenzgroesse:5.0
Bericht:

Nach dem Monduntergang wurde es dunkler und trotz leicht diesigem Wetter war der Stern 5,0mag im Kleinen Bären gerade noch mit freiem Auge sichtbar -- nicht schlecht für den Stadtrand von Wien! Ich nützte die Gelegenheit zur Beobachtung der zwei hellsten Teile des Kometen 73P Schwassmann-Wachmann 3. Die Fragmente "C" und "B" standen hoch oben im Sternbild Herkules -- dort ist der Himmel am dunkelsten und am klarsten.

Bruchstück C war südöstlich von Pi Herculis (π Her) im 105mm Newton bei 19x schnell gefunden: es war leicht sichtbar und ziemlich hell, ein deutlich zentral verdichteter kleiner Nebel mit 10 bis 15 Bogenminuten Durchmesser und deutlich sichtbarem Schweif 1/2° lang etwa Richtung Südwesten. Die Koma war sehr schwer zu begrenzen und verlief diffus im aufgehellten Himmel. Bei 64x erschien der innerste Komateil sehr hell und zeigte einen schwachen sternartigen Kern mit ca. 11mag. Die Gesamthelligkeit eines grossen Kometen ist bei nicht ganz dunklem Himmel schwer zu schätzen: die Vergleichssterne müssen auf den Kometendurchmesser (der nicht gut definierbar ist) unscharf gestellt werden; daher ist die Genauigkeit nicht sehr gut. Mein Ergebnis für die Gesamthelligkeit m1 war 6,8mag.

Bruchstück B stand gleich nordöstlich von M 13 im Herkules. Auch dieser Komet war bei 19x leicht zu sehen: er erschien viel diffuser und weniger verdichtet als C. Die Koma war ebenfalls recht gross, etwa 15 Bogenminuten waren erkennbar. Bei 64x zeigte das Zentrum der Koma ein kleines helleres Gebiet ohne sternartigen Kern. Die innerste Koma war länglich zu sehen, etwa Richtung Südwesten. Von einem Schweif konnte ich nur eine Andeutung sehen. Auch hier war die Helligkeitsschätzung schwierig: mein Ergebnis für m1 lautet 6,7mag.

Die beiden Kometen-Teile bewegen sich jetzt schon ziemlich rasch am Himmel: C war zum Zeitpunkt meiner Beobachtung nur noch 0,107 AE = 16 Millionen Kilometer von uns entfernt. Daher rührt auch die relativ grosse Helligkeit und der grosse Durchmesser der Koma -- wir sehen sie praktisch "aus der Nähe"! Bis zum 12./13.Mai nähern sich die Kometen noch bis auf etwa 0,08 AE der Erde -- aber dann ist Vollmond und die schwache Koma schwierig zu sehen.

Zur Aufsuchung nützlich fand ich wie bei den letzten Beobachtungen die Karten von Michael Hahn auf Winnies Kometenseiten.