Komet 73P Schwassmann-Wachmann 3

Wien 21, 14. 05. 2006

20060514wvo02.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:14. 05. 2006
Zeit:02.00 MESZ
Ort:Wien 21
Instrument:Fernglas 8x30, Refraktor 130/1040mm
Bedingungen:
Durchsicht:ausreichend (3)
Freis. vis. Grenzgroesse:4.0
Bericht:

In den Nächten vom 10./11.Mai bis zum 13./14.Mai konnte ich jede Nacht zumindest kurz mit dem Fernglas den Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann 3 beobachten. Natürlich störte das helle Mondlicht die Beobachtung sehr (in der Nacht vom 12./13.Mai war Vollmond). Es war aber trotzdem sehr interessant: das bislang hellste Stück "C" des Kometen erreichte am 12.Mai um 7h UT die Erdnähe mit 0,07860 AE Entfernung (11,8 Mio.km), das Stück "B" etwas später am 14.Mai um 6h UT: es war etwas näher mit 0,06688 AE (10,0 Mio.km).

Durch die grosse Erdnähe erschienen die beiden Kometenstücke ziemlich gross: trotz Vollmond und Himmelsaufhellung konnte ich beide Teile im 8x30 Fernglas mit etwa 20 Bogenminuten Komadurchmesser beobachten. Sie erschienen auch zentral verdichtet mit einem helleren Kernbereich. Aussergewöhnlich war die Helligkeitsentwicklung: "C" war bisher immer das hellste Fragment gewesen. Es behielt seine Helligkeit von um die 6,5 bis 7mag auch während der Berichtszeit bei -- natürlich ist bei so hellem Himmel eine Helligkeitsbeurteilung sehr schwierig! Spektakulär war die Helligkeitsentwicklung von "B": vom 10. bis 13.Mai schätzte ich die Gesamthelligkeit in drei Nächten auf m1=5,0mag! Am 14.Mai um 2h MESZ schien "B" etwas schwächer geworden zu sein -- die Gesamthelligkeit war nur mehr ca. 6mag.

Helligkeitsschätzungen von "B" mit 8x30 Fernglas:
DatumUhrzeit MESZHelligkeit m1
2006 Mai 1022h505,0mag
2006 Mai 1200h005,0mag
2006 Mai 1302h005,0mag
2006 Mai 1402h006,0mag
Ich benutzte jeweils 4 bis 6 Vergleichssterne und versuchte sie auf den Kometendurchmesser unscharf zu stellen. Die Unsicherheit der Helligkeitsschätzungen dürfte beträchtlich sein.

Auch im Fernrohr war "B" spektakulär: die Koma zeigte an der Spitze einen sternartigen Kern und fächerte dann dreieckig auf. Hinter dem sternartigen Kern war ein länglicher heller "Fortsatz" erkennbar, allerdings keine weiteren sternartigen Kondensationen (Bruchstücke). Die rasche Kometenbewegung durch die Erdnähe war schon innerhalb kurzer Zeit merkbar, wenn der Komet einen Stern passierte.

"C" zeigte im Fernrohr auch einen sternartigen Kern und eine längliche Koma, war aber nicht so auffallend dreieckig wie "B". Die Fernrohrbeobachtungen machte ich mit 130mm Refraktor bei 35 bis 115x.

Ich versuchte auch wieder CCD Aufnahmen im Fokus meines Refraktors 130/1040mm. Sie gelangen besonders gut bei 10s Belichtungszeit. Hier eine Auswahl von Bildern von "B": sie entstanden am 11.Mai 2006 um 21h44 UT mit einer Belichtungszeit von 4x10 Sekunden. Norden ist bei allen Bildern ungefähr oben. Ich zentrierte die Summenbilder auf den Kometenkopf -- daher sind die Sterne kurze Striche mit vier Einzelabbildungen.

Bearbeitung mit überbelichtetem Kerndetail; sie zeigt die Koma und den Schweifansatz.
Falschfarbendarstellung des gleichen Bilds: Helligkeitsstufen sind durch unterschiedliche Farben dargestellt. Sie zeigen die Struktur der Koma und des Schweifansatzes etwas besser.
Bearbeitung des gleichen Bildes um Einzelheiten in Kernnähe besser sichtbar zu machen: der sternartige Kern mit dem hellen Fortsatz in Schweifrichtung ist erkennbar.

Die kurzen Einzelbelichtungszeiten von 10 Sekunden bewährten sich auch bei der Astrometrie: ich konnte insgesamt 65 Einzelpositionen der Bruchstücke "B" und "C" gewinnen. Die Auswertung machte ich mit dem wunderbaren Programm Astrometrica von Herbert Raab (danke Herbert!). Eine Einzelmessung hat astrometrische Residuen in den Vergleichssternörtern des UCAC2-Katalogs von 0,2 bis 0,4 Bogensekunden -- nicht schlecht! Ich bin schon gespannt wie genau die Messungen im Vergleich mit denen anderer Beobachter sind!