Leopold Figl-Observatorium

Tag der offenen Tür, 17. September 2006

Das Adriatief verschont den Norden unseres Landes, es ist ein herrlicher Tag zum Wander, trocken und nicht zu warm. Ich erinnere mich noch an einem Besuch am Leopold Figl-Observatorium im Juni, bei 35°C im Schatten oder mehr, der steile Aufstieg auf den Schöpfl war eine Qual. Es ist schon eine gute Idee, den Tag der offenen Tür in Österreichs größter Sternwarte auf September zu verlegen.

Ein kleines Grüppchen von WAAlern und Freunden hat sich zu Mittag eingefunden, den Schöpl zu besteigen und das Observatorium zu besichtigen. Einige wie ich kennen es schon gut, doch für viele ist es doch der erste Besuch hier.


Aufbruch am Parkplatz "zur Rastbank"

Einen Weg zu kennen hat Vor- und Nachteile. Vorteil: Man weiss, was einen erwartet. Nachteil: Vom Institut wurde ein anderer Weg beschidert. Egal, wir nehem die Direttissima auf den Schöpfl. Bei der heutigen Temperatur (gerade noch) zu schaffen.


In der steilen Südostflanke ...


... des höchsten Wienerwaldberges

Gut, es hätte einen bequemeren Weg gegeben, wir werden ihn für den Abstieg wählen. Belohnung für den wenig begangenen, steilen Weg: Ein paar herrliche Steinpilze. Der steile Weg führt genau zum Observatorium.


Am Ziel! Die Kuppeln des 1,5m (links) und 0,6m Teleskops (rechts).

Wir kommen gerade zu einer der stündlichen Führungen zu recht. Das Mittagessen muss warten.


Prof. Werner Zeilinger begrüßt die Gruppe ...


... und führt durch das Observatorium

Ich spare mir hier viele technische Details, die können auf der Homepage des Leopold Figl-Observatoriums nachgelesen werden.


Der Stein des Anlasses


Vakuum-Aluminisierungsanlage

Nach einer allgemeinen Vorstellung der Sternwarte und der im Erdgeschoß des Turms untergebrachten Vakuum-Aluminisierungsanlage für die Teleskopspiegel steigen wir hinauf zum 1,5m- (60"-) Teleskop. Eine klassische Konstruktion aus den 1960er-Jahren, wuchtig und schwer. Beeindruckend, aber auch schon ein bißchen kultig.


Das 150cm-RC-Teleskop


Die Gruppe ist von dem großen Teleskop sichtlich beeindruckt

Klar, 1,5m sind nicht mehr Spitze, eher untere Mittelklasse (es ist eine Fernrohrdimension, in die, mit modernerem Design, schon Amateure vordringen). Doch mehr hat an diesem Standort mit seinen Wetterbedingungen wirklich keinen Sinn und der Leitsatz "jedes Fernrohr hat seinen Himmel" gilt natürlich auch, oder sogar besonders, in der Forschung. Man muss die Projekte nach dem Instrument wählen, nicht umgekehrt. Dennoch, und das kommt in der Präsentation einmal mehr klar heraus, führt wohl kein Weg vorbei an einer internationalen Zusammenarbeit, und das heisst konkret dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Südsternwarte mit ihren riesigen Teleskopen in Chile.


Dr. Zeilinger am OEFOSC (Oesterreich Faint Object Spectrograph and Camera, eine seltsame Abkürzung, aber angelehnt an das Dänisch Original DFOSC)


Die Steuerzentrale. Kultverdächtig, vor allem der Atari ST!

Nach einem Rundgang auf der Galerie des Observatoriums steigen wir ab und wandern zum nahen Schutzhaus.


Auf der Galerie des Observatoriums


Jetzt aber eine Stärkung!

Nach einem ausgiebigen Mittagessen steigen wir auf dem weniger steilen Weg ab.


Der Abstieg, bequemer und rascher

Schönes Spätsommerwetter begleitet uns. Aber auch der fahle Nachgeschmack, dass dieses Observatorium wirklich die größte astronomische Forschungsstätte ist, die Österreichs Forschern im Regelfall offen steht. So nahe bei Wien, so eingeschränkt vom Wetter, so bescheiden in seinen Dimensionen und vor allem Mitteln im internationalen Vergleich.

Hat Astronomie bei uns wirklich so einen geringen Stellenwert? Höchste Zeit, die Astronomielobby wieder in Schwung zu bekommen; wir müssen alle -- wirklich alle -- noch viel, viel mehr tun ...

Text und Fotos: Alexander Pikhard