Kleinplaneten-Astrometrie bei einem halben Meter Brennweite

Wien 21, 22. 04. 2007

20070422wvo00.html

Beobachter:Wolfgang Vollmann
Datum:22. 04. 2007
Ort:Wien 21
Instrument:Refraktor 130/1040mm
Bedingungen:
Bericht:

Meine CCD-Kamera, eine SBIG ST237A, hat nur einen sehr kleinen Chip von 4,7 x 3,6 mm Grösse. Damit erhalte ich ein Gesichtsfeld von nur 16 x 12 Bogenminuten im Fokus meines Refraktors 130/1040mm. Für viele Zwecke ist das zu klein und so verwende ich einen einfachen Fokalreduzierer 0,5x (er braucht ja kein grosses Feld auszuleuchten) um astrometrische Aufnahmen bei einer Brennweite von 480mm (Öffnungsverhältnis 1:4) zu machen. Vorteil ist das grössere Bildfeld von 34 x 26 Bogenminuten -- der Vollmond passt fast ganz hinein! Allerdings misst dann ein 7,4 Mikrometer grosses Pixel der Kamera schon 3,2 Bogensekunden am Himmel. Ist da noch genaue Astrometrie möglich?

Bei einer Grenzgrösse von 15-16mag sind nur wenige Kleinplaneten sinnvoll beobachtbar: die HOP-Anwendung von Bruce Koehn von der Lowell Sternwarte listet mögliche Ziele nach Priorität und Möglichkeiten auf. Im April suchte ich mir vier Kleinplaneten darauf aus. Sie haben auch sehr gut bekannte Bahnen so dass ich meine Genauigkeit auch gut testen konnte: (16) Psyche, (28) Bellona, (348) May und (747) Winchester.

16_02_10s_avg_text
Kleinplanet (16) Psyche am 12.Apr.2007, 20h50-20h53 UT. Der Kleinplanet ist mit einem grünen Strich markiert

747_02_10s_avg_text
Kleinplanet (747) Winchester am 17.Apr.2007, 21h52-21h56 UT. Der Kleinplanet ist mit einem grünen Strich markiert

Die Bilder sind Mittelwerte von 12 je 10 Sekunden belichteten Aufnahmen, nur mit Darkabzug kalibriert. Norden ist immer oben.

Interessant ist die erreichte Messgenauigkeit mit dem Programm Astrometrica von Herbert Raab und dem UCAC2 Referenzsternkatalog. Sie beträgt nur wenige Zehntel Bogensekunden, die Messungen sind also normalerweise auf 1/10 Pixel genau! Mit dem Ephemeridengenerator MPES lassen sich auch die astrometrischen Residuen (Restfehler) der eigenen Beobachtungen ausgeben: bei mir ist der Stationscode A97 (Stammersdorf).

Hier die Ergebnisse: die Werte der 3. Spalte sind die Restfehler in Rektaszension in Bogensekunden, in der 4. Spalte in Deklination in Bogensekunden.

 (16) Psyche am 12.Apr.2007 (11,2mag):
20070412 A97 0.0 0.1-
20070412 A97 0.0 0.1-
20070412 A97 0.1+ 0.1-

 (28) Bellona am 17.Apr.2007 (10,7mag):
20070417 A97 0.1+ 0.2-
20070417 A97 0.1- 0.3-
20070417 A97 0.1+ 0.1-
20070417 A97 0.3+ 0.2-

 (348) May am 17.Apr.2007 (13,8mag):
20070417 A97 1.2+ 0.3+
20070417 A97 0.1+ 0.4-
20070417 A97 0.4+ 0.0

 (747) Winchester am 17.Apr.2007 (13,4mag):
20070417 A97 0.4- 0.4-
20070417 A97 0.3- 0.0
20070417 A97 0.1- 0.3-
20070417 A97 0.1- 0.2-

Die Ergebnisse sind also trotz der geringen Brennweite von nur einem halben Meter gut und geben mir Vertrauen in meine gemessenen Örter von Kometen und Kleinplaneten! Astrometrie geht also auch mit einer einfachen "kleinen" CCD-Kamera gut! Die Beobachtungen liste ich auf meiner Kleinplaneten und Kometenseite auf.