Bedeckungen durch den Mond: Kappa Gem, Saturn und Regulus

Sofienalpe, Wien 20, 20. 05. 2007

20070520twe19.html

Beobachter:Thomas Weiland
Datum:20. 05. 2007
Zeit:19.00 bis 21.15 UT
Ort:Sofienalpe, Wien 20
Instrument:Maksutov-Newton 127/762 mm, 8-mm- und 12-mm-Okular
Bedingungen:
Bemerkungen:Meist heiter, zeitweise Zirren bzw. dunstig
Bericht:

Im Anschluss an das Spezialseminar "Sternbedeckungen durch den Mond", welches ich am 20. Mai 2007 im Hotel Sofienalpe hielt, ergab sich die passende Gelegenheit, gemeinsam eine Bedeckung des +3,7mag hellen Sterns κ Gem zu beobachten. Dazu hatten sich ein paar Seminarteilnehmer sowie einige weitere Interessierte auf der Lagerwiese (λ = -16°13'45,5", φ = +48°14'45,5", 475 m Seehöhe; GPS (WGS84)) eingefunden. Auch das Wetter spielte mit: das Tief über Ungarn, welches während des Nachmittags immer wieder Wolken in Richtung Ostösterreich geschickt hatte, verzog sich zusehends. Allerdings blieb es ziemlich dunstig.

Gegen Sonnenuntergang waren die meisten Geräte aufgebaut, und erste Blicke während der Dämmerung zeigten κ Gem noch ein paar Monddurchmesser von diesem entfernt. Mit zunehmender Dunkelheit gewann der dunkle Mondrand mehr und mehr an Kontur und κ Gem an Brillanz. Es war ein Vergnügen, von einem Teleskop zum nächsten zu gehen und die Annäherung der beiden Gestirne mit unterschiedlicher Optik zu verfolgen. Kurz bevor κ Gem hinter dem Mond verschwand, wurde das schwache Sternchen BD +24°1755, +6,8mag von ihm "verschluckt". Zu meiner Freude durfte ich das ansonsten unscheinbare Ereignis mit dem Dobson von Roland Graf beobachten: 18 Zoll Öffnung und 2057 mm Brennweite machten daraus ein kleines Spektakel (21h05m00,9s UTC; persönliche Gleichung 0,3s; abgezogen)! Zurück an meinem Maksutov-Newton (127/762 mm) kam mir selbst κ Gem nicht viel heller vor. Um 21h11m42,0s UTC (persönliche Gleichung 0,3s; abgezogen) "kollidierte" auch er mit dem Mond, gerade noch rechtzeitig, bevor der Erdtrabant als matte Sichel im Horizontdunst versank.

Tags darauf stand eine Bedeckung des nur +6,6mag hellen 109 B. Cnc auf dem Programm, zu meiner Überraschung entpuppte er sich als ein abseits stehendes Mitglied der Praesepe. Ein Vorgeschmack auf die sich 2007/2008 ereignenden, zentraleren Bedeckungen dieses Haufens! Außerdem erschien 109 B. Cnc doppelt (+7,0mag/+8,3mag; 0,5" Distanz). Nach einem kaum wahrnehmbaren Lichtabfall, hervorgerufen durch den vorangehenden Stern, verschwand die östliche Komponente ca. 1 Sekunde später (21h53m31,7s UTC; persönliche Gleichung 0,4s, abgezogen; λ = -16°23'07,0", φ = +48°14'06,0", 180 m Seehöhe, GPS (WGS84)).

Für die am 22. Mai stattfindende Saturn-Bedeckung waren die Wetteraussichten, wie so oft bei derartigen Ereignissen, nicht sonderlich gut. Als jedoch am frühen Abend der Mond zaghaft durch Wolkenlücken blinzelte, bezog ich auf meiner Dachterrasse in Wien 20 Stellung, in der Hoffnung auf ein Wohlwollen des Wettergottes. Tatsächlich lockerte es auf, so dass bis zum 1. Kontakt nur wenige Zirren übrig blieben, welche im Maksutov-Newton praktisch nicht erkennbar waren. Dafür kam der dunkle Mondrand, der sich dem Ringplaneten bereits dramatisch genähert hatte, mit fortschreitender Dämmerung immer besser zur Geltung. Auch mit dem freien Auge war Saturn bis etwa 1 Minute vor seinem Verschwinden eindeutig zu sehen. Um letzteres besser verfolgen zu können, griff ich zum 8-mm-Weitwinkelokular (95x), dennoch konnte ich die erstmalige Berührung des Ringsystems mit dem dunklen Rand nur auf etwa 1 Sekunde genau bestimmen (19h27m56s UT). Mehr Glück hatte ich dann beim 4. Kontakt der Ringe sowie beim Verschwinden Titans, deren Zeitpunkte sich auf +/- 0,2s genau erfassen ließen (19h29m01,4s bzw. 19h33m48,1s UTC; persönliche Gleichung in beiden Fällen 0,4s; abgezogen). Leider ging der Austritt Saturns am hellen Rand durch Wolken verloren.

Auch bei der Regulus-Bedeckung am 23. Mai war das Wetter nicht ganz ungetrübt, immer wieder zogen Zirren durch, welche sich jedoch zu meiner Überraschung kaum bemerkbar machten (12-mm-Okular; 63,5x). So hob sich Regulus meist einwandfrei vom Taghimmel ab, wodurch sein Eintritt nahe dem Mondsüdpol (4° von der beleuchteten Spitze entfernt) leicht erfassbar war (15h26m33,4s UTC; persönliche Gleichung 0,3s, abgezogen; λ = -16°23'07,5", φ = +48°14'06,5", 180 m Seehöhe, GPS (WGS84)). Da es sich um eine nahezu streifende Bedeckung handelte, dauerte es nicht lange bis er wieder am hellen Rand erschien (15h51m04,1s UTC; persönliche Gleichung 0,4s; abgezogen). Auch beim Austritt war ich von der guten Erkennbarkeit des Sterns beeindruckt!