Beobachtungsabend

Wien 12, 19. 06. 2007

20070619neb21.html

Beobachter:Alexander und Daniela Pikhard, Natalie Ebner
Datum:19. 06. 2007
Zeit:21.00 bis 00.30 MESZ
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX-200, Philips SPC 900, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:ausreichend (3)
Temperatur:27 °C
Wind:kein
Bemerkungen:Fast wolkenlos
Bericht:

Ein wunderbarer Abend heute! Warm und klar. Wir feiern mit meiner Tochter Daniela die äußerst erfolgreich bestandene Matura und nach dem Abendessen ergibt sich immer wieder zwischendurch Gelegenheit für einen Blick zum Himmel.

Abenddämmerung über Wien 12
Nach Sonnenuntergang. Nur mehr ein paar Restwolken.

Schon in der hellen Dämmerung sind Mond und Venus auffällig. Es ist immer wieder erstaunlich, wie lang ein Tagesweg des Mondes ist. Gestern hatte der Mond ja die Venus bedeckt.

Mond und Venus
Der zunehmende Mond und die Venus stehen heute schon weit auseinander

Etwas später ist der Erdschein auf dem Mond schon gut zu erkennen und auch Saturn, in dessen Nähe der Mond heute steht.

Mond mit Erdschein und Saturn
Mond mit Erdschein, Saturn (links oben) und ν Leonis knapp vor dem Mond

Ein Blick zum Mond durchs Fernrohr ist immer wieder schön.

Mond, 19. 6. 2007 abends
Mond. 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Canon EOS 350D, Mosaik aus drei Aufnahmen

Doch nicht nur der Mond selbst mit seinen Ebenen und Kratergegenden beeindruckt. Es gibt eine Sternbedeckung! Der recht helle Stern ν (5,26mag) wird in Kürze vom Mond bedeckt.

Bedeckung von nu Leonis am 19. 6. 2007, 21.58 Uhr MESZ, Wien
21.58 Uhr MESZ

Bedeckung von nu Leonis am 19. 6. 2007, 22.05 Uhr MESZ, Wien
22.05 Uhr MESZ

Bedeckung von nu Leonis am 19. 6. 2007, 22.10 Uhr MESZ, Wien
22.10 Uhr MESZ

Bedeckung von nu Leonis am 19. 6. 2007, 22.14 Uhr MESZ, Wien
22.14 Uhr MESZ

So eine Sternbedeckung ist doch immer wieder spannend. Aufgrund des doch eher familiären Abends habe ich aber auf die Zeitnehmung verzichtet, sondern die Bedeckung hergezeigt.

Kaum ist die Bedeckung vorbei, wartet der nächste Höhepunkt. Die Internationale Raumstation ISS und das Space Shuttle Atlantis fliegen als helles Doppelgestirn über den Himmel.

ISS und Atlantis über Wien, 19. 6. 2007
ISS und Atlantis ziehen ihre eng bei einander liegenden Strichspuren am Abendhimmel

Faszinierend, wie die beiden Objekte in konstantem Abstand ruhig über den Himmel gleiten. Das ist Raumfahrt. Kein "hui", kein "zisch", sondern vom Menschen nutzbar gemachte Astrodynamik. Raumschiffe sind künstliche Himmelskörper.

Nächstes Ziel ist Jupiter, der jetzt hell und ruhig im Süden steht.

Jupiter mit seinen vier Monden, 19. 6. 2007, ca. 23 Uhr MESZ
Jupiter mit Io (links) sowie Ganymed, Europa und Callisto (rechts, v.l.n.r.).
12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Canon EOS 350D, verkleinerter Bildausschnitt.

Bei stärkerer Vergrößerung ist der Anblick des Planeten wie immer faszinierend, auch wenn das Seeing nicht so überragend ist.

Jupiter am späten Abend des 19. Juni 2007, Wien
Jupiter mit Io (links) und Ganymed (rechts). 12" LX-200 bei f/10 (F=3m), Philips SPC 900, IR Sperrfilter.
Ca. 240 von 600 Frames. System I = 190°, System II = 244°.

Das SEB ist immer noch so gut wie verschwunden, bzw. extrem dünn. Es unterscheidet sich vom EB und den STrB eigentlich nur durch seine rötliche Färbung. Auffällig ist der Kontrast zwischen den dunklen nördlichen und den hellen südlichen tropischen Breiten. Der neue Rote Fleck "Red Junior" dürfte ganz am Rand stehen (im Bild links). Für nicht überragendes Seeing gar kein so schlechtes Bild.

Nach Mitternacht ist es so einigermaßen dunkel und wir können sogar ein paar Deep Sky Objekte anschauen, allen voran die beiden schönen Kugelsternhaufen M5 und M13. Und bevor ich abbaue, versuche ich rasch ein paar "schnelle" Astrofotos. Mal sehen, was möglich ist. Ich nehme mit der EOS 350D bei f/6.3 am 12" LX-200 ein paar Kugelsternhaufen mit jeweils 15 Sekunden bei 1600 ISO auf. Bei dieser kurzen Belichtungszeit spielt das Rauschen noch kaum eine Rolle, auch nicht in so einer tropischen Nacht wie heute. Um die Grenzen auszuloten, nehme ich Objekte auf, die nicht allzu hoch stehen. Alle Bilder sind verkleinert.

Messier 5, 19. 6. 2007, Wien
M5, nur 3 x 15 Sekunden bei 1600 ISO.

M5 ist eine Pracht. Kurze Belichtungszeit, tolles Ergebnis. So macht Astrofotografie Spass.

Messier 4 im Streulicht der Stadt, 19. Juni 2007, Wien
M5, 5 x 15 Sekunden bei 1600 ISO. Das Natriumdampflicht der Südautobahn ist ein Showstopper.

M4 steht sehr tief und das helle Licht der Natriumdampflampen, die beim Knoten Vösendorf in enormer Stückzahl herumstehen, sorgt für einen merkwüridgen und vor allem störenden Hintergrundfarbton. Das ist wohl die Grenze. Nebenbei, der Haufen ist sehr gut aufgelöst.

M80, 19. Juni 2007, Wien
M80, 4 x 15 Sekunden bei 1600 ISO. Was ein paar Grad ausmachen!

M80 steht nur wenig nördlich von M4. Was ein paar Grad ausmachen! Der kleine, aber helle Kugelsternhaufen strahlt auf dunklem Hintergrund. Natürlich sind die Bilder bearbeitet und der Hintergrund wurde angepasst, was aber zählt, ist der Kontrast. Der war bei M4 einfach nicht mehr da.

M62, 19. Juni 2007, Wien
M62, 7 x 15 Sekunden. Steht tiefer als M4. Ein Opfer des Hintergrundlichts und des Seeings.

M62 steht noch tiefer als M4. Der an sich sehr große Kugelsternhaufen wird nicht nur ein Opfer des hellen Hintergrunds, sondern auch ein Opfer des Seeings. Aber - aufgelöst ist auch er.

Fazit: Auch zu Hause kann man sehr schöne Beobachtungsabende verbringen.