Milchstraßenmosaik von Perseus bis zum Kreuz des Südens

Hohe Wand, NÖ / Namibia, 17. 07. 2007

20070717jho22.html

Beobachter:Jo Hoffmann
e-Mail:jo.hoffmann@utanet.at
Datum:17. 07. 2007
Zeit:22.00 bis 03.00 MESZ
Ort:Hohe Wand, NÖ / Namibia
Instrument:Meade 200/2000 Schmidt Cassegrain, Canon EOS 300D
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:gut (2)
Seeing:schlecht (4)
Temperatur:20 °C
Bericht:

3 Iridium-Flares der Helligkeit mag -7 bis mag -5 hat heavens-above.com für diese Nacht angekündigt. Es sollten aber sogar 4 werden, denn offenbar befand sich ein zusätzlicher Nachrichtensallit auf einer nahezu gleichen Umlaufbahn wie Iridium 76, sodass wir in den Morgenstunden des 18. Juli sogar in den Genuss eines Doppel-Flares kommen.


Iridiumflare im Adler

Doch das eigentliche Objekt der Begierde ist heute die Milchstraße. Zwar ist es nicht mehr so klar wie am Wochenende, berichten die beiden Mitbeobachter, die heute auf der Hohen Wand fotografieren, doch obwohl meine Tochter und ich nur heute Gelegenheit haben zum Beobachten, sind wir trotzdem vollauf begeistert von dem großartigen Bogen, den die Milchstraße über uns spannt. Vor vielen, vielen Jahren hatte ich die Gelegenheit, in Namibia ein Milchstraßenpanorama zu schießen (damals mit Kleinbildkamera auf wackeliger Montierung eines kleinen Refraktors, als Film Kodak 103a-E + Wratten 29 Filter - seinerzeit die beste Kombination für Milchstraße und H-Alpha Regionen). Heute will ich endlich ein digitales Pendent vom Nordhimmel fotografieren.


Milchstraße von Sagittarius bis Crux auf Kodak 103a-E

Ein einfacher Trick hilft bei der korrekten Ausrichtung der Kamera für alle Bilder. Da sich die Milchstraße genau durch den Zenit zieht, die Fotos aber rechtwinklig dazu eingerichtet werden sollen, wähle ich kurzerhand einen "Polarstern" in der Nähe des NNO-Horizonts. Die Gabel des Fernrohrs samt Kamera schenkt nun exakt im Großkreis der Milchstraße. Die Nachführfehler sind bei kurzer Belichtungszeit und kurzer Brennweite tolerabel, die Bilder müssen in der Größe sowieso reduziert werden.

Über all dem vergesse ich den 2. Iridium-Flare dieser Nacht. Doch welch ein Glück: um 1:22 h entsteht gerade eine der ersten Testaufnahmen an der richtigen Stelle in der südlichen Milchstraße. "Hey, was ist das - richtig, es ist Zeit für den Iridium-Flare. Aber den hab ich ja nicht im Bild!" (falsch gedacht! siehe Foto). Schnell Kamera neu ausgerichtet und auf Aquila zentriert. Den zweiten Teil dieses kurzen Lichtspiels habe ich dann in der Bildmitte. Vielleicht füge ich die Fotos auch mal zusammen...

Die besten Ergebnisse eines Milchstraßenpanoramas erhalte ich am Ende aus den Fotos, die ich im "Querformat" gemacht habe. 6 Bilder braucht es, den Bogen von Sagittarius bis Perseus abzubilden. So kommt sogar der Andromedanebel mit ins Bild. In dem Foto mit höherer Auflösung ist er leichter zu finden (links "unter" dem Nordhorizont, d.i. der obere Bildrand). Sorry, bei einem Panorama von 180 Grad verliert unsere gewohnte irdischen Orientierung ihre Bedeutung. Aber gerade das macht die Astronomie ja so reizvoll, dass wir für einige Stunden die Erde unter uns zurücklassen können, um die größere Realität des Kosmos zu erleben.


Milchstraße von Sagittarius bis Perseus

Bilder:http://www.uzh.at/_Illustrierte/Material/Milchstrasse_2007-07-18.htm