Europa-Transit

Wien 12, 17. 07. 2007

20070717neb21.html

Beobachter:Alexander Pikhard, Natalie Ebner
Datum:17. 07. 2007
Zeit:21.00 MESZ
Ort:Wien 12
Instrument:12" Meade LX200 mit Philips SPC 900
Bedingungen:
Durchsicht:ausreichend (3)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:gut (2)
Temperatur:27 °C
Wind:kein
Bemerkungen:Dunstig.
Bericht:

Wieder so ein wunderbarer, warmer Sommerabend. Unter Tags die schon fast gewohnten 38°C, daher ist es am Abend noch immer sehr warm. Einige Restwolken am Westhorizont sorgen für eine romatische Stimmung mit Mond und Venus.


Mond und Venus in der Abenddämmerung

Das Bild verdeutlicht das Kommen und Gehen am Himmel, das stetig seinen Lauf nimmt. Beide Gestirne gehen infolge der Erddrehung bald im Westen unter. Doch längerfristig nimmt die Elongation der Venus jetzt rasch ab, von Abend zu Abend wird sie zur gleichen Zeit viel tiefer stehen, während der Mond rasch von Abend zu Abend einen Tagesweg weiterzieht. Wenn er vom Abendhimmel verschwunden, zum Neumond abgenommen haben und schliesslich am Abenhimmel wieder aufgetaucht sein wird, wird Venus nicht mehr zu sehen sein. Sie wird dann schon nahe iherer unteren Konjunktion unbeobachtbar nahe der Sonne stehen. So nimmt alles seinen Lauf.

Genug der philosphischen Betrachtungen zur Himmelsmechanik. Ich wende mich dem Teleskop zu und blicke zu Jupiter. Einmal mehr überrascht es mich, dass bei solchen Temperaturen, in so tiefer Lage über der nur langsam auskühlenden Stadt, gutes Seeing herrscht. Und doch, so ist es, und so nehme ich den Riesenplaneten mit der Webcam auf. Um viele begleitende Worte zu sparen sei erwähnt, dass alle Webcambilder am 12" LX-200 mit f/10 (F=3m) und der Philips SPC 900 mit IR Sperrfilter entstehen. Eine größere Brennweite ist doch nicht möglich. Ich nehme jeweils 600 Frames auf (2 Minuten à 5 fps) und stacke rund 500 von ihnen.

Zunächst erscheint Jupiter interessant von den Wolken her, aber noch nicht ereignisreich.


21.23 Uhr MESZ. System I = 218°, System II = 59°.

Die markante Zweiteilung des Planeten ist einmal mehr beeindruckend. Einer weißen Südhalbkugel steht eine sehr dunkle Nordhalbkugel entgegen. Das NEB ist serh dunkel, an seinem Südrand sehe ich seit langem wieder die markanten dunkelblauen Wolken, die die letzten Jahre so dominant waren. Das SEB fehlt komplett. Am W-Rand taucht der GRF auf, das veranlasst mich zu weiteren Aufnahmen.


22.29 Uhr MESZ. System I = 259°, System II = 99°. Links oben der Schatten von Europa.

Jupiter dreht sich enorm schnell. Eine gute Stunde später ist der GRF schon deutlich auf der Scheibe, und er zieht förmlich die dunklen Wolken der EZ in die Südhemisphäre hinein. Im Norden aber ist der Schatten von Europa aufgetaucht. Wo ist Europa? Nun, vor der Jupiterscheibe, doch der kleine Mond kommt selbst vor den dunklen Wolken der nördlichen Halbkugel nicht heraus. Oder doch? Auf der ersten Aufnahme oben ist im Norden ein ganz kleiner, heller Punkt zu sehen, links vom Meridian. Das ist Europa. Auf der zweiten Aufnahme ist dieser kleine Punkt kaum zu erkennen, das Seeing wird eben nicht besser mit fallender Höhe.

Ich beobachte noch das Ende des Europa-Transits.


23.01 Uhr MESZ. System I = 278°, System II = 119°. Jetzt ist Europa gut zu sehen.


23.09 Uhr MESZ. System I = 283°, System II = 123°. Europa taucht als "Warze" auf.


23.18 Uhr MESZ. System I = 288°, System II = 129°. Europa ist wieder da.

Das Seeing wird jetzt immer schlechter, an eine Beobachtung des Endes des Schattentransits ist nicht zu denken. Der Dunst verhindert auch die Beobachtung schwächerer Objekte, also lasse ich diesen warmen Beobachtungsabend eher entspannt ausklingen.