Perseidennacht

Sofienalpe, 12. 08. 2007

20070812rgr20.html

Beobachter:Alexander Pikhard, Roland Graf
Datum:12. 08. 2007
Zeit:20.00 bis 01.00 MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:12" Meade LX200 mit Philips SPC 900, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:schlecht (4)
Freis. vis. Grenzgroesse:5.5
Temperatur:17 °C
Luftfeuchtigkeit:hoch
Wind:leicht aus NW
Bemerkungen:Anfangs bedeckt; ab 21.45 Uhr MESZ teilweise wolkenlos. Zeitweise windstill, dann wieder böiger Wind aus NW. Sehr feucht.
Bericht:

Heute würde niemand daran denken, beobachten zu fahren, aber der Medienrummel um die Perseiden und der letztliche Totalausfall der letzten Nacht läßt uns doch die Sofienalpe ansteuern. Dem Wetterbild zum Trotz.


Ein idealer Beobachtungsabend?! Doch ganz am Horizont, da gibt es einen Hoffnungsschimmer.

Uns geht der Medienrummel um die Perseiden gewaltig auf die Nerven. Immer wieder betonen wir, dass ein durchschnittlicher Meteorschauer nicht dermaßen hochgespielt werden sollte. Zu hoch sind die Erwartungen bei der Bevölkerung, zu groß die Enttäuschung, wenn die überzogenen Ankündigungen nicht eintreffen. Von wem die irrwitzige Prognose von 80 Meteoren pro Minuten (das wäre eine ZHR von 2400!) stammt, würde ich nur allzu gerne wissen. 60, also 40 Mal weniger als die Medien behaupten, würde wohl eintreten.

Und wir würden nicht auf die Sofienalpe fahren, wären da nicht genaueste Wettermodelle. Diese sagen für 22 Uhr MESZ einen nahezu wolkenlosen Himmel voraus. Um 21.30 Uhr kommen uns, angesichts der noch immer geschlossenen Wolkendecke, echte Zweifel. Doch zwischen 21.40 und 21.59 Uhr MESZ löst sich die Wolkendecke auf, immerhalb von nur zehn Minuten. Hut ab vor diesen Prognosen.


In der Tat. Freier Blick nach Norden kurz vor 22 Uhr MESZ.

Die letzten Wolken werden im Norden von der untergehenden Sonne rot, im Osten von Wien gelb beleuchtet. Darüber ein wunderbarer Sternenhimmel. Wir haben auch ein paar große Teleskope mitgebracht, denn so viele Meteore würden es nicht werden und es wäre schade, nur wegen ihnen auf eine gute Beobachtungsnacht zu verzichten.

Wir können mit dem einen oder anderen Blick durchs Teleskop zu einem der Klassiker des Sternenhimmels auch die Enttäuschung der Wartenden lindern, so unsere Überlegung. Und so ist es dann auch.


Meteor- und Deep Sky Beobachtung unter dem Großen Wagen

Jupiter ist das erste Objekt im Teleskop. Obwohl er sehr tief steht und das Seeing nicht gut ist, ist der Schatten von Ganymed, der über den Planeten zieht, sehr deutlich. Eine Sonnenfinsternis auf Jupiter entschädigt für die zunächst ausbleibenden Perseiden.


22.12 Uhr MESZ. 32°/35°.


22.40 Uhr MESZ. 49°/52°.

Die Aufnahmen von Jupiter entstehen am 12" LX-200 bei f/10 (F=3m) mit der Philips SPC 900 und IR Sperrfilter. Aufgrund des schlechten Seeings können nur jeweils rund 200 Frames von 600 verwertet werden.

Die Nacht ist erstaunlich klar. Die Milchstraße ist gut zu erkennen und der Blick zu den schönsten Objekten des Sommerhimmels - M13 und M57, um nur zwei zu nennen - ist für die immer zahlreicher eintreffenden Schaulustigen in der Tat ein Erlebnis.

Bis 23 Uhr zählen wir ein halbes Dutzend Perseiden, das ist kaum mehr als in einer durchschnittlichen Sommernacht. Allerdings sind die Meteore sehr hell, teils bis zu -2 mag. Zwischen 23 Uhr und Mitternacht tritt dann ein kleines Maximum des Stroms ein, in diesem Zeitraum kommen wir geschätzt auf unsere ZHR von 60. Einige Perseiden sind so hell, dass sie die Landschaft kurzzeitig erhellen, wie ein schwacher Blitz. Einige ziehen markante Leuchtspuren und werden bis zu -4 mag hell.

Während der Beobachtung der Perseiden wird immer wieder an Rolands 18" Dobson visuell beobachtet. Ich nütze die Gelegenheit für Deep Sky Fotos. Um nicht allzu viele Perseiden visuell zu verpassen, fotografiere ich zunächst in der Gegend der Cassiopeia. Ich wähle die gleiche Konfiguration wie zuletzt aus der Stadt: 12" LX-200 verkürzt auf f/3.3, 10 Sekunden Einzelbilder bei 1600 ISO. Wegen der starken Verzeichnung des für alte CCD-Kameras ausgelegten Reducers verwerte ich nur die Mittelteile der Aufnahmen.


NGC 7789 in der Cassiopeia, ein prachtvoller offener Sternhaufen. 14 x 10 Sekunden.


M103 in der Cassiopeia. 4 x 10 Sekunden.


NGC 457 in der Cassiopeia, "E.T.". 4 x 10 Sekunden.


NGC 663 in der Cassiopeia. 5 x 10 Sekunden.


M52 in der Cassiopeia. 4 x 10 Sekunden.


NGC 188 im Cepheus, ein interessanter, aber schwieriger offener Sternhaufen. 5 x 10 Sekunden.


h + χ im Perseus, Mosaik aus zwei Aufnahmen zu je 6 x 10 Sekunden.


M31 und M32. 11 x 10 Sekunden.


M34 im Perseus. 6 x 10 Sekunden.

Ich wechsle jetzt doch in die Westhälfte des Himmels, um ein paar "Klassiker" auf Chip zu bannen, primär zum Vergleich mit Stadtbedingungen. Hier kämpfe ich mit Gegenwind. Dieser erschwert zwar die Aufnahmen und führt zu mehr Ausschuß, trocknet aber meine leicht beschlagene Schmidtplatte.


M13 im Herkules. 14 x 10 Sekunden.


M27 im Füchslein. 12 x 10 Sekunden.


M57 in der Leier. 10 x 10 Sekunden.

Für nicht so optimales Seeing und Wind sind die Aufnahmen ganz brauchbar. Ein gutes Flatfield besorgte ich mir übrigens an einer kleinen, aber sehr dichten Wolke im Südosten.

Nach Mitternacht ebbt der Strom der Perseiden merklich ab, was die meisten Schaulustigen auch zur Heimfahrt bewegt. Angesichts unzähliger Einzelfotos, die auf Bearbeitung warten, und einer ziemlich feuchten Ausrüstung, bauen Roland und ich ebenfalls ab. Der Strom dürfte dem Vernehmen nach nach etwa 1.30 Uhr MESZ wieder zugelegt haben - von 80 pro Minute aber keine Spur.

Es war eine sehr schöne Beobachtungsnacht auf der Sofienalpe.

Ein paar Bemerkungen: Heute Nacht hat sich wieder einmal herausgestellt, dass die Sofienalpe wirklich schon ein Begriff für alle ist, die den Himmel unter halbwegs guten Bedingungen beobachten wollen. Es gibt nahe bei Wien nichts besseres, und das ist offenbar schon stadtbekannt. Es ist aber auch schon bekannt, dass man auf der Sofienalpe fachkundige Leute treffen kann, die bereitwillig Erklärungen abgeben und Gäste auch durchs Fernrohr schauen lassen. Es dürfte sich aber auch schon herumgesprochen haben, auch zu den Medien, dass wir, die "Astronomen von der Sofienalpe", wirklich kompetent sind. Das freut uns.

Dennoch würden wir uns wünschen, wenn gerade Meteorströme nicht so übertrieben hochgespielt werden, aus besagten Gründen. Wie oft wir heute Nacht die Erwartungen der Schaulustigen dämpfen und die medialen Ankündigungen relativieren mussten, kann ich gar nicht mehr sagen. Dabei hat der Sternenhimmel so viel Phastastisches zu bieten, und das in jeder klaren Nacht. Doch dazu braucht man Fernrohre. Und die stehen in fast jeder klaren Nacht auf der Sofienalpe.