Komet 17P/Holmes

Wien 22, Stadtrand, 05. 11. 2007

20071105jho19.html

Beobachter:Jo Hoffmann
Datum:05. 11. 2007
Zeit:19:00 bis 23:55 MEZ
Ort:Wien 22, Stadtrand
Instrument:20 cm Schmidt Cassegrain / 80 mm Refraktor. Kamera: Canon EOS300D
Bedingungen:
Durchsicht:gut (2)
Grenzgröße:5.0
Aufhellung:ausreichend (3)
Seeing:gut (2)
Wind:kein
Bericht:

Wider Erwarten hat es am Abend aufgeklart. Nur die rauchenden Kamine in der Nachbarschaft könnten die Beobachtung des Kometen Holmes behindern. Aber in einer Ecke meines Gartens finde ich eine geeignete Stelle, das Fernrohr (Meade SC, 200/2000 mm) aufzubauen. Auch der 80 mm Bresser-Refraktor ist für diesen Überraschungsbesucher am Himmel geradezu ideal.

Um 19:00 h mache ich die ersten Aufnahmen. Nur zur Sicherheit. Noch steht der Komet zu tief. Später am Abend werde ich mehr Zeit haben...

22:30 h MEZ. Der Komet steht fast im Zenit. Einige Äste der Tamariske in unserem Garten müssen geopfert werden, um den freien Blick durchs Fernrohr zu erhalten. Mit freiem Auge ist der Komet jetzt deutlicher ein Nebelfleck als noch am 1.11., als ich ihn erstmals sah. Faszinierend aber im kleinen Refraktor bei 12-facher Vergrößerung. Das Foto mit 200 mm Tele gibt den visuellen Eindruck sehr gut wieder. Besonders die Nähe zum reichen Sternfeld um Alpha Persei lässt den Kometen regelrecht "schweben". Die Struktur mit innerer und äußerer Hülle lässt ihn fremd, ungewohnt, wiklich kosmisch erscheinen. An die Strukturen und Formen vieler planetarischer Nebel und Galaxien hat man sich schon irgendwie gewöhnt - doch das hier ist wirklich neu.

Und dann wieder ganz anders präsentiert sich Komet Holmes im 20 cm Cassegrain. Bei etwa 60-facher Vrgrößerung ist die äußere Hülle nahezu bildfüllend. Scharf abgegrenzter Rand nach der einen Seite, etwas verlaufend (ausgefranst???) nach der anderen. Wirkliche Strukturen erscheinen nur in der Nähe des Kerns, an der langgestreckten innersten Koma kann man die Richtung zur Sonne erraten. Ansatz eines Schweifs? Schwer zu sagen, was hier Realität und was nur Wunschsehen sind.

Ich suche Analogien, dieses eigenartige Objekt zu beschreiben. Farblos weiß - ein Erlebnis dichten Bodennebels in einem Moorgebiet an der Nordseeküste kommt mir in den Sinn. Die scharfe Nebelgrenze, angestrahlt von einem Leuchtturm, ist dem Rand der äußeren Hülle nicht unähnlich.

Die zwei ineinanderverschachtelten Hüllen, darin eingebettet die innerste Koma um den Kern, besitzten eine eigenartige Ästhetik. Jedenfalls die Schönheit des Unerwarteten. Seit dem Einschlag der Kometentrümmer von Shoemaker-Levy auf Jupiter vor vielen Jahren und einer geisterhaften hellen Wolke in Form eines "Weihnachtsengels", die sich als abgelassener Treibstoff einer Trägerrakete herausstellte, war ich nicht mehr so sehr überrascht worden von einer Himmelserscheinung, wie in diesen Tagen von Komet Holmes. Vielleicht hat er ja noch mehr Überraschungen auf Lager...

Bildgröße jeweils reduziert auf 750 x 600


200/2000 mm SC, fokal, (ISO 1600, 30 sek, 19.13 MEZ)


200 mm Tele f/5.6 (ISO 800, 30 sek, 23.50 MEZ)