Venus und Jupiter

Wien 12, 20. 11. 2008

20081120api17.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:20. 11. 2008
Zeit:17:30 bis 17:45 Uhr MEZ
Ort:Wien 12
Instrument:Canon EOS 350D
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Aufhellung:gut (2)
Wind:stark aus NW
Temperatur:5°C
Sonstige Bedingungen:Aufzug von Wolken aus N.
Bericht:

Knapp vor dem nächsten Kursabend unseres Einführungskurses Astronomie, Teil 1 ist der Himmel außerordentlich klar. Nicht nur mir, sonderen vielen anderen Personen fallen die beiden hellen Planeten Venus und Jupiter auf, die strahlend im Südwesten stehen und sich schon ziemlich an einander angenähert haben (Konjunktion am 1. Dezember - mit Mondbedeckung!).


Abendpanorama mit Venus und Jupiter


Venus und Jupiter vor den Sternen des Schützen (links von Venus σ Sgr, Nunki)

So eine Begegnung von Venus und Jupiter um diese Jahreszeit in dieser Himmelsregion stellt für mich immer ein besonderes déjà vu dar; zu meiner Mittelschulzeit war das eine der ersten Konstellationen, die ich vielen Leuten - da sie sehr auffällig ist - erklärt habe.

Wann war das eigentlich?

Konjunktionen von Venus und Jupiter sind recht häufig und wegen der sehr "runden" synodischen Perioden von Jupiter (12 Jahre) und Venus (8 Jahre) wiederholen sie sich im Regelfall alle 24 Jahre zur nahezu gleichen Zeit an der nahezu gleichen Stelle des Himmels (Jean Meeus, More Mathematical Astronomy Morsels, pp. 258). 24 Jahre sind aber zu kurz (2008 - 24 = 1984, da hatte ich mein Studium schon abgeschlossen), 48 Jahre zu lang (da war ich gerade einmal zwei Jahre alt). Es muss also noch andere Perioden geben.

Venus zegt in 8 Jahren (Ishtar-Periode) je 5 Abend- und 5 Morgensichtbarkeiten. Danach wiederholen sich die Sichtbarkeiten fast auf den Tag genau. Die größten östlichen Elongationen (Abendsichtbarkeiten) fallen derzeit in die Monate Jänner, August, März, November und Juni (da die Ishtar-Periode 8 Jahre minus 2,5 Tage beträgt, ergibt sich langfristig eine leichte Drift nach vorne im Jahr).

Gute Abendsichtbarkeiten im November und Dezember ergeben sich bei den größten Elongationen im Jänner (das ist heuer, größte östliche Elongation am 14. Jänner 2009) und November. Diese folgen mit einer Periode von 5 bzw. 3 Jahren auf einander, rückgerechnet: 2008 - 3 Jahre - 2005 - 5 Jahre - 2000 - 3 Jahre - 1997 - usw.

Fällt die größte östliche Elongation der Venus in den Jänner, dann findet sie vor den Sternen des Wassermanns statt. Fällt die größte östliche Elongation der Venus in den November, dann findet sie im Grenzbereich Schlangenträger - Schütze statt. Somit ergeben sich auch zusätzliche Perioden für die Begegnung mit Jupiter in dieser Phase. Die, an die ich mich noch sehr gut erinnern kann, ist jene vom Dezember 1973. Es war keine Konjunktion, sondern eine enge Begegnung. Damals fand die größte östliche Elongation der Venus im Dezember statt (wegen der leichten Drift der Ishtar-Periode).

Faszinierend und ein schönes Beispiel für astronomische Chronologie.