Venus-Bedeckung

Wien 20, 01. 12. 2008

20081201twe14.html

Beobachter:Thomas Weiland
Datum:01. 12. 2008
Zeit:14:50 bis 16:20 Uhr UT
Ort:Wien 20
Instrument:Freies Auge; Spektiv 30x75 auf Stativ; Maksutov-Newton 127/762 mm, 12-mm-Okular (63,5x)
Bedingungen:
Durchsicht:sehr gut (1)
Seeing:ausreichend (3)
Wind:maessig aus S
Sonstige Bedingungen:Heiter
Bericht:

Schöne Bilder der Venus-Bedeckung gibt es mittlerweile eine ganze Menge, daher sei an dieser Stelle Etwas über die astronomische Bedeutung dieses Ereignisses gesagt. Grundsätzlich sind Venus-Bedeckungen bei Tag nicht allzu selten (sie finden im Schnitt alle paar Jahre statt), jene in der tiefen Dämmerung oder bei Nacht hingegen sehr. Dies liegt daran, dass sich Venus nicht mehr als 47° von der Sonne entfernen kann. Folglich bleibt jener Streifen der Erdoberfläche, der sowohl die Voraussetzung ausreichender Sonnentiefe als auch entsprechender Höhe über dem Horizont erfüllt, meist ziemlich schmal (siehe Abbildung 1; Südgrenze: durch Punkte gekennzeichnet – bei Tag, rote Linie – in der Dämmerung, weiße Linie – bei Nacht; blaue Begrenzung – Nordgrenze bzw. Auf-/Untergangsbereich). Angesichts dessen war bei der Bedeckung vom 1. Dezember, auf den Eintritt der Venus bezogen, der Standort Österreich nahezu ideal.


Sichtbarkeitsgebiet der Venus-Bedeckung 2008 12 01 (OCCULT 3.1.0)

Wie eine diesbezügliche Nachschau im Himmelskalender bzw. mit LOW (Lunar Occultation Workbench) 3.1 ergab, fand für Wien seit Beginn meiner Bedeckungs-Beobachtungen im Jahr 1978 kein vergleichbares Ereignis statt, und auch während des betrachteten Zeitraums bis Anfang 2040 ist mit keiner derartigen Gelegenheit mehr zu rechnen. Es erscheint daher nicht übertrieben, die Venus-Bedeckung vom 1. Dezember 2008 als "Beinahe-Jahrhundert-Ereignis" zu bezeichnen.

Wie viele andere Beobachter auch hatte ich zunächst wenig darauf gegeben, das Ereignis bei guten Bedingungen verfolgen zu können. Je näher jedoch der kritische Zeitpunkt kam, desto mehr klarte es auf. Kurz vor Sonnenuntergang, gegen 14h50m UT, gelang mir ein erster Blick zu Venus und Mond, und im Laufe der Dämmerung gesellte sich noch Jupiter, der an diesem Tag in Konjunktion mit Venus stand, dazu. Ein spektakulärer Anblick!

Wie üblich beobachtete ich von unserer Dachterrasse in Wien 20 aus (λ = -16° 23' 07,0", φ = +48° 14' 06,0", 180 m Seehöhe; WGS84). Auf Grund des kräftigen Südwinds erwies sich das Seeing als ziemlich schlecht, weswegen ich neben dem Maksutov-Newton 127/762 mm (12-mm-Okular; 63,5x) zusätzlich ein Spektiv 30x75 (auf Stativ) benutzte, welches auf Grund seiner geringeren Vergrößerung ein ruhigeres Bild (R=3) bot. Gegen 16h18m UT hatte sich der gut sichtbare dunkle Rand des Mondes dem knapp 17" messenden, zu 67 % erleuchteten Venusscheibchen bereits dramatisch genähert. Kurz darauf begann die Bedeckung. Das vollständige Verschwinden des beleuchteten Teils (nahe der südlichen Hornspitze; siehe Abbildung 2) stellte ich am Spektiv um 16h18m52,9s UTC (persönliche Gleichung 0,3s; abgezogen; Genauigkeit ± 0,2s) fest. Den Austritt am hellen Rand konnte ich infolge der geringen Höhe über dem Horizont von nur 3° leider nicht mehr verfolgen.


Eintritt der Venus am dunklen Rand (Guide 8.0)