Komet C/2009 R1 auf der Sofienalpe

24. bis 27. Juni 2010

Berichte:

In Jahren ohne grosse astronomische Ereignisse müssen die kleineren herhalten, um die interessierte Öffentlichkeit für Astronomie zu begeistern. Das ist nicht einfach. Ende Juni 2010 gibt uns der kleine Komet C/2009 R1 (McNaught) eine Chance. Immerhin wird er laut Ephemeride heller als 5 mag, und das wäre ja an sich freisichtig. Leider steht der Komet sehr tief in der hellen Dämmerung. Leicht wird es also nicht. Dennoch entschliessen wir uns, hier öffentlich aktiv zu werden.

Die Ankündigung eines astronomischen Ereignisses in den Medien ist eine heikle Sache. An sich wäre Komet McNaught von unserer Seite keine Erwähnung wert gewesen und wir hätten uns im engsten Kreis der aktiven Beobachter auf die Suche gemacht. Doch Anfang Juni schaffte es eine Agenturmeldung in einem ersten Ausläufer des Sommerlochs in alle Medien. Von einem freisichtigen Kometen war hier die Rede.

Eine solche Chance konnten und wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wenn schon einmal so eine astronomische Medienwelle kommt, dann wollen wir sie gleich ausnützen. Eine kurze Übung in sphärischer Astronomie ergab, dass am Wochenende vom 25. bis 27. Juni Chancen bestünden, den Kometen auch am späten Abend sehen zu können. Vorsichtig formulierten wir eine Presseaussendung, in der die Erwartungen nicht zu hoch geschraubt werden sollten. Wir wiesen darauf hin, dass Komet McNaught nur unter Anleitung erfahrener Expertinnen und Experten aufzufinden sei - was ja auch stimmt.

So kamen die drei Abende, eigentlich vier, denn schon am 24. Juni erfolgte ein erster Versuch. Hauptgegner natürlich das Wetter, denn wenn ein Komet nur ein paar Grad über dem Horizont steht, dann muss einfach alles passen. So blieben die Versuche am 24., 25. und 26. Juni erfolglos und erst am 27. herrschte so gutes Wetter, dass wir Komet McNaught auffinden und sogar fotografieren konnten.

Und wie sah es mit dem Interesse aus? Durchaus gut! Unsere Presseaussendung fand in einigen Medien ein Echo und trotz sehr spät einsetzender Dunkelheit, an drei Abenden nicht optimalen Wetters, Donauinselfest und Fussball-Weltmeisterschaft (in Summe eine überwältigende Konkurrenz) fanden sich an jedem Abend bis zu 20 Interessierte auf der Sofienalpe ein und wir konnten in wirklich guter Stimmung neue Astronomiekontakte knüpfen. In einem Jahr ohne grosse astronomische Ereignisse also eine sehr gelungene Aktion.

Alexander Pikhard