Mond und wieder kein Komet

Sofienalpe, 25. 06. 2010

20100625api20.html

Beobachter:Alexander Pikhard
Datum:25. 06. 2010
Zeit:20:30 bis 23:30 Uhr MESZ
Ort:Sofienalpe
Instrument:6" Skywatcher Refraktor auf EQ5, Canon EOS 350D
Bedingungen:
Aufhellung:ausreichend (3)
Wind:kein
Temperatur:19°C
Sonstige Bedingungen:Stark bewölkt.
Bericht:

Astronomie in unserer mitteleuropäischen Region ist nichts für Pessimisten. Ein solcher würde heute sicher nicht auf die Sofienalpe fahren, um den Kometen McNaught zu jagen. Dass es bei uns nicht viele davon gibt, ist ja bekannt, und daher überrascht der Umstand, dass gerade einmal zwei Beobachter hier sind, nicht weiter. Dabei sind die Wettermodelle nicht allzu schlecht. Größere Wolkenlücken sollten drin.

Nach 20 Uhr präsentiert sich die Sofienalpe allerdings ziemlich düster, düsterer als der ganze Nachmittag zuvor.


Untertags sah es doch deutlich heiterer aus

Das Satellitenbild macht allerdings Hoffnung und der Sonnenuntergang durch Wolkenlöcher auch.


Die Wolkenlöcher werden mehr und größer


Sonnenuntergang

Wenigstens fotogen ist die Wolkenstimmung bei und nach Sonnenuntergang, ansonsten beginnt jetzt das lange Warten auf Dunkelheit - und das geeignete Wolkenloch zur richtigen Zeit am richtigen Ort.


Aufbau


Dieses Wolkenloch wäre an der richtigen Stelle, aber zu früh

Es ist ein langes Hin und Her mit den Wolken, lockere Phasen wechseln mit dicht bewölkten ab, die Wolken quellen auch nach Sonnenuntergang fröhlich weiter, chaotisch und nicht modellierbar. Kurz nach 22 Uhr dann Hoffnung.


Das könnte jetzt was werden!

In der Tat, das Wolkenloch am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Capella ist zu sehen, das ist gut, also auf die Suche. Es ist aber doch noch zu hell und die Wolken ziehen zu rasch. Zu wenig Zeit zum vernünftig suchen. Im Hintergrund, also von Süden, die Musik vom Donauinselfest (als würde ein Auto auf dem nahen Parkplatz die Musik spielen) und über Wien das helle, rötliche Licht vom Fest.


Lichtschein vom Donauinselfest

Die Suche nach Komet McNaught geht halbherzig weiter, doch die Bedingungen am Horizont sind nicht gut genug. Das wird nichts. Doch der Abend ist noch nicht zu Ende. Fast zeitgleich treffen ein liebes Stammmitglied unseres Vereins und eine Gruppe von vier Nachtwanderern ein. Erstere ist erstmals auf der Sofienalpe und bekennt, sich normaler Weise die Berichte lieber im Internet anzusehen, als live dabei zu sein. Zweitere wollten Glühwürmchen sehen. Die possierlichen kleinen Insekten streiken aber, falls es hier überhaupt noch welche gibt (dann und wann sehe ich eines hier), doch dafür gibt der Himmel ein paar seiner Sehenswürdigkeiten frei.


Venus bricht durch die Wolken

Venus, dann auch Saturn kommen heraus. Der Anblick der Venus im Fernrohr beeindruckt unsere Gäste nicht sehr; wen wundert es? Es ist ja wirklich nur ein helles, weißliches Scheibchen mit etwas Phase, für Leute, die zum ersten Mal durch ein Fernrohr schauen, kein wirkliches Erlebnis. Doch die Gruppe, schon mit einer unglaublich heiteren Grundstimmung zu uns gekommen, nimmt es von der heiteren Seite und glaubt uns, dass es am Himmel auch noch sehenswerteres gibt.

Geduldig und mit viel Wortwitz in der Konversation warten wir auf das Auftauchen des Mondes aus den Wolken. Und siehe da, er kommt auch wirklich.


Der Mond bricht durch die Wolken

Jetzt ist endlich was zu sehen im Fernrohr, was auch bloss neugierige Leute beeindruckt. Da sieht man ja wirklich was! Auch wenn der Mond schon sehr voll ist, ein paar Krater sind noch schön zu sehen. Das Spiel der über den tief stehenden Mond ziehenden Wolken ist allerdings noch spannender.


Der schon fast volle Mond

Und dann endlich auch Saturn, der gefällt natürlich auch, trotz seiner fast nur von der Kante zu sehenden Ringe.

Unsere Besucher sind begeistert, die Stimmung ist wirklich gut. Schön, dass die Leute nicht enttäuscht sind, dass es nur so kurze Blicke zu den Sternen gibt, immer wieder unterbrochen von Wolken. Fragen werden gestellt, Fragen werden beantwortet, es wird viel gelacht. So vermittelt sich Astronomie gut!

Unsere Nachtwanderer machen sich auf den Weg. Ich gebe ihnen WAA-Folder mit. Titel wie "Kennen lernen" und "Auf Du und Du mit den Sternen" beeindrucken sie. He, Astronomen sind ja gar nicht so trocken und exzentrisch, wie man immer glaubt. Vielleicht kommen sie ja wieder. Wenn das Wetter besser ist. Oder zu einer anderen Gelegenheit. "Lasst Euch nicht von wilden Tieren fressen!" ist unsere nicht ganz so ernst gemeinte Verabschiedung. Im Weggehen erwähnen sie noch, diese nächtliche Begegung auf ihre Facebook-Seite zu schreiben. Muss mal suchen ...

Was für eine nächtliche Begegnung mit der neuen Zeit. Es ist die, in der wir leben. Schade um jede Minute, der alten nachzutrauern, es ist so, und auch die Astronomie wird damit leben.

Im Abbauen noch eine Passage der ISS. Heller als die Venus, beeindruckend. Wie schon am Vorabend. Wieder so ein Stück der modernen Zeit.


Ein Bericht der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie.
www.waa.at