Name: Gerhard Bachmayer
Email: gerhard.bachmayer@philips.com
Datum: 11.04.2000
Zeit: 20h30 - 23h
Ort: Kaltenleutgeben
Instrument: Intes Micro MN76 180mm/F6
Bedingungen: Trocken bei Transparenz, fallweise duenne Wolkenschleier,anfangs exzellentes Seeing, fast windstill, deutlich angenehmere Temperatur als am 9.4. auf der Sofienalpe
Bericht: Gegen Abend klarte der Himmel merklich auf, sodass ich beschloss zur Abwechslung einmal einen Beobachtungsabend ausschliesslich dem Mond zu widmen. Der Mond im ersten Viertel steht im Fruehling ja sehr hoch, die Bedingungen sollten also optimal sein. Mein MN76 wurde daher schon mal zum Austemperieren auf die Terrasse gestellt( der eingebaute Luefter ist dabei eine grosse Hilfe), und als ich um 20h30 mit meinen Beobachtungen begann war alles sehr schoen im termischen Gleichgewicht. Ein erster Blick durchs Okular bestaetigte mir sofort, dass meine Entscheidung goldrichtig war - es herrschte ein fantastisches Seeing, und die Fuelle an Details entlang des Terminators verschlug mir foermlich den Atem! Im 12mm Televue Radian ( 90x) war der ganze Mond schoen formatfuellend abgebildet und gestochen scharf , mit dem 5mm Televue Radian ( 216x) - mit dem ich dann hauptsaechlich beobachtete - nahezu kein Einfluss der Atmosphaere, selbst bei 416x ( 5mm + 2x Barlow) war noch genuegend an De! tails "herauszuholen", wenn auch das Beobachten aufgrund der kleinen Austrittpupille ( 0.4mm) schon etwas muehsamer wurde ( die kleinen Truebungen im Glaskoerper des Auges machen sich fallweise doch recht unangenehm bemerkbar). Da ich am 9.4. das Starttestseminar von Howdii und Walter besucht hatte und die Bedingungen so gut waren, beschloss ich mal einen kleinen Startest einzuschieben. Capella stand noch hoch genug und war daher als Zielstern gut geeignet. Im stark defokussierten Sternenbild war der Fangspiegelschatten schoen zentrisch - also keine starke Dejustierung vorhanden. Auch Zonenfehler waren nicht auszumachen . Also nun das intra - bzw. extra-fokale Beugungsbild begutachtet: Ich verstellte dazu den Fokus soweit, dass sechs schoen konzentrische Ringe zu sehen waren. Unterschiede in den beiden Bildern waren kaum auszumachen, mein Teleskop duerfte also wirklich - wie Howdii schon im letzten Herbst festgestellt hat - einen Wellenfrontfehler zwischen 1/8 und 1/10 haben. ! Auch duerfte es die Justierung , die ich doch schon vor mehreren Monaten vorgenommen hatte, recht gut halten. Im Fokus ( mit 432x Vergroesserung) zeigte sich dann das kleine Beugungscheibchen, umgeben von einigen zarten Ringen - habe ich so noch nie gesehen, ein weiteres Indiz fuer das exzellente Seeing dieses Abends.
Nun aber zu meinen Mondbeobachtungen:
Generell ist zu sagen, dass der Blick auf den Terminator um das erste Viertel herum wirklich atemberaubend schoen sein kann, sind doch gerade dort eine Vielfalt an lohnenden Beobachtungsobjekten vorhanden. Durch den flachen Einfallswinkel des Sonnenlichts heben sie sich besonders plastisch hervor, und die Fuelle von Details uebertrifft die Kartendarstellungen im ausgezeichneten Mondatlas von Ruekl!
Im Norden fallen sofort die beiden markanten Krater ARISTOTELES und EUDOXUS auf. Oestlich davon liegen die ALPEN.Das ALPENTAL ist bereits schoen zu sehen, allerdings ist der Boden noch zur Haelfte schwarz und die beruehmte Rille darin ist daher nicht zu sehen. Drei Berge fallen auf: MONS BLANC, PROM. AGASSIZ und PROM. DEVILLE. Daran schliesst der Krater CASSINI an. Der Westhang des isoliert stehenden MONS PITON sticht grellweiss hervor. Suedlich davon, direkt am Terminator liegen ARISTILLUS und ANTOLYCUS. Die Oberkanten der Waelle sind hell erleuchtet, die Kraterboeden tiefschwarz. Im Sueden dann die stark strukturierten APENNINEN. Im Zentrum liegt dann die Mittagsbucht SINUS MEDII, in der sich einige sehr schoene Rillensystem befinden: RIMA HYGINUS und daran anschliessend RIMA ARIADAEUS. Markant auch der Krater TRIESNECKER mit den westlich davon gelegenen gleichnamigen Rillen. Im suedlich davon beginnenden kraterzerfurchten Hochland wird die Orientierung dann schon um einiges schwieriger und eine oftmalige Konsultation des Mondatlas notwendig. Herausstechend ist der Krater WALTER, in dessen Zentrum anfangs einige Erhebungen schon beleuchtet sind und aus dem umgebenden Dunkel hervortreten. Von Minute zu Minute werden mehr Einzelheiten erkennbar, bis nach zwei Stunden der Krater fast vollstaendig ausgeleuchtet ist. Faszinierend auch der Sonnenaufgang beim Krater PTOLEMAEUS.Ist der Kraterboden anfangs noch tiefschwarz, erscheint ploetzlich ein spotlichtartiges Streiflicht am Boden und wird zunehmend heller und groesser, bis der Lichteinbruch letztlich ueber eine breite Front erfolgt und der Kraterwall sich als gezackter Schatten am Boden abzeichnet.
Sonst noch aufgefallen: auf der hell beleuchteten Mondhaelfte im MARE FECUNDIDATIS die Zwillingskrater MESSIER und MESSIER A, von dem zwei helle Strahlen sich kometenartig weit ostwaerts erstrecken.
Gegen 23h wurde dann das Seeing allmaehlich schlechter, da der Mond einerseits schon merklich tiefer stand, bzw. die naechtliche Abkuehlung zu einer groesseren Luftturbulenz beitrug. Daher beendetete ich diesen Beobachtungsabend, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird!
Gerhard Bachmayer