[WAA] OBSERVATION REPORT

Name:Gerhard Bachmayer
e-Mail:bbachmayer@magnet.at
Datum:25./26.6.2000
Zeit:22h45 - 2h45
Ort:Kaltenleutgeben
Instrument:Intes Micro MN76 180mm/F6
Bedingungen:

kuehl(10Grad),windig. Grenzhelligkeit 6.3, sehr gute Durchsicht

Bericht:

Schon am spaeten Nachmittag begann der frische NW-Wind die dichten Wolken auseinanderzutreiben, am spaeten Abend war es dann nahezu wolkenlos. Da es einige Tage vorher notwendig gewesen war das Kollimationssystem des MN76 zu modifizieren, und im Zuge dessen ich das ganze Geraet neu justieren musste, beschloss ich spontan das Teleskop auf der Terrasse zwecks Ueberpruefung am Stern aufzubauen. Gegen 23h hatte es bereits auf 10Grad abgekuehlt, es wehte noch immer ein flotter, manchmal etwas boeiger Wind, der sich aber langsam beruhigte. Aufgrund des Temperaturunterschiedes zwischen Innen und Aussen benoetigte das Geraet eine gute dreiviertel Stunde um auszutemperieren. In der Zwischenzeit zeigte das defokusierte Sternenbild einige Lehrbeispiele aus dem Startestseminar. Tubusturbulenzen wurden zwar effizient vom eingebauten Ventilator unterdrueckt, der thermisch verspannte Spiegel zeigte aber "wunderschoene" sphaerische Abberationen in allen Graden, bis er dann seine gewohnten e! xzellenten Abbildungseigenschaften erreicht.
Inzwischen war schon fast das Ende der astronomischen Daemmerung, und man konnte sehen, dass es eines der Naechte mit ausgezeichneter Transparenz war. Die visuelle Grenzgroesse war etwa 6.3 und die Milchstrasse war im ganzen sichtbaren Verlauf gut strukturiert bis weit zum suedlichen Horizont. Dabei war die Himmelsaufhellung doch recht beachtlich, statt schwarz eher ein mittleres dunkelgrau. Fuer einen Beobachtungsort so Nahe bei Wien wirklich hervorragende Bedingungen%21
So eroeffnete ich, zum wiederholten Male, die Jagd auf PLUTO. Ich hatte Anfang des Monats bereits Merkur freisichtig und mit dem Teleskop "erlegt", somit war Pluto der letzte fehlende Planet in meiner Planettrophaeensammlung. Das Suchfeld war relative bald eingegrenzt, ab dann wurde es etwas schwieriger sich zwischen Sternen 12. Groessenordung und darunter zu orientieren. Letztlich war aber der Ort gefunden, an dem sich Pluto befinden sollte. Ich musste ! die Vergroesserung auf 216x steigern ( mehr war aufgrund des mittelmae ssigen Seeings nicht sinnvoll), um den Hintergrundhimmel genuegend abzudunkeln, dann begann - nach etwas Dunkeladaption am Okular - an der vermuteten Stelle ein Lichtpuenktchen aufzuglimmen - aber halt, das ist doch kein Punkt, eher ein Strich%21 Eine Kontrolle mit Skymap Pro6 ergab, dass sich in nur 11" Abstand zum Planeten der Stern GSC-5633-0588 mit Mag.14.63 befand. Nach laengerem Beobachten liessen sich die beiden Komponenten des "Doppelsternsystems" sauber trennen - ich hatte endlich Pluto zu Strecke gebracht%21
Interessant ist noch zu erwaehnen, das im Gesichtsfeld noch einige Sterne zu erkennen waren, die im GSC-Katalog, der etwa bei Mag15 endet, nicht angefuehrt werden. NIcht Uebel fuer ein 7" Rohr bei nur 30Grad ueber dem Horizont%21
Den Rest der Nacht verbrachte ich dann mit dem entspannten Beobachten einiger "Highlights" des Sommerhimmels, die ich hier nur kurz anfuehren moechte.
M13: wunderschoen wie immer, bei hoeherer Vergroesserung machte sich aber! bereits das Seeing stoerend bemerkbar
M57: hab ich zuvor noch nie so gut gesehen%21 Wie mit einem UHC-Filter, plastisch und kontrastreich. Ansatzweise Strukturen im Ring, das Innere rauchig grau.
M71 und M56: kleine Kugelsternhaufen, fuer sich alleine nicht so toll, wunderschoen aber mit dem 19mm Panoptic ( 57x), wo sie foermlich aus dem Milchstrassenhintergrund "herauszukondensieren" zu scheinen
M27: grosser hantelfoermiger Wattebausch, auch ohne Filter sind ansatzweise die "Ohren" zu erkennen
M17: ohne Filter ist bereits mehr als der uebliche schwimmende Schwan zu erkennen, hinter dem Schwanz ist deutlich eine nebelige Verlaengerung sichtbar. Mit OIII-Filter liegt dann der ganze "Buchstabe" da. Der Omega-Nebel traegt also seinen Namen zu Recht%21
CIRRUS-NEBEL: Im 32mm Ploessl + OIII-Filter sind die beiden Hauptaeste einzeln in ihrer Gesamtheit zu bewundern. Mit dem 19mm Panoptic lassen sich hauchfeine Details im Nebel verfolgen. Schwierig zu beschreiben, m! uss man gesehen haben.
Auch der NORDAMERIKA-NEBEL profitierte von d er hervorragenden Tansparenz und war mit gutem Kontrast im 32mm + OIII-Filter zu erkennen.
Inzwischen war es fast 3h geworden - so lange wollte ich eigentlich nicht durchmachen, ich hatte mich offensichtlich von den guten Beobachtungsbedingungen hinreisen lassen. Also baute ich alles schnell ab, um noch einige Stunden Schlaf zu ergattern.

Gerhard Bachmayer

Bilder:http://