Name: | Alexander Pikhard. Weitere Beobachter:
Natalie Ebner, Daniela Pikhard und eine Dame, die sich als unserer treuester Stammgast seinerzeit bei den Hale-Bopp
Abenden erwies. |
e-Mail: | apikhard@eunet.at |
Datum: | 22. Juli 2000 |
Zeit: | 20.30 bis 00.30 |
Ort: | Wien Meidling |
Instrument: | 12" Meade LX-200, Feldstecher, Sucher 8x50 |
Bedingungen: | Durchsicht 2 (auffällig gut), Aufhellung durch Stadtlicht 2-3, Seeing 2, zeitweise stark bewölkt, windstill und warm. |
Bericht: |
Die Chance galt es zu nützen: Das Satellitenbild und - wichtiger! - der Blick zum Himmel ließen auf eine Chance auf einen Blick zum Kometen C/1999 S4 (LINEAR) hoffen. Also: Equipment zusammengepackt und auf zur Sofienalpe, denn diesen Platz kannte ich und weiter weg wollte ich angesichts der labil geschichteten Luft auch nicht. Tatsächlich, um ca. 21 Uhr hatten sich die Wolken fast vollständig aufgelöst, ich konnte mein Instrument anhand der hellsten Sterne bereits einjustieren. Doch dann der von Hale-Bopp und anderen Events sattsam bekannte Sofienalpen-Effekt: Innerhalb von nur fünf Minuten bildete sich von Nordwesten her eine Wolke, die alsbald den ganzen Himmel bedeckte. Das lange Warten begann, und wer die Sofienalpe kennt, weiß, daß man mitunter lange warten muß.
So machten wir uns gegenseitig Mut und es tauchten ja immer wieder in Wolkenlücken einzelne Sterne auf. Das LX-200 hatte ich auf die Position des Kometen gerichtet und wir warteten. Und warteten. Ganze 1 1/2 Stunden lang. Doch dann, als ich schon überlegte, ob ich angesichts des von allen Richtungen näherkommenden Wetterleuchtens abbauen sollte, erblickte ich im Sucher einige Sterne. Wolkenloch! Ein Blick durch das Hauptrohr, und ... Da war C/1999 S4 (LINEAR)! Sehr hell auf den ersten Blick. Die Wolken lösten sich innerhalb von 30 Minuten fast restlos auf und wir konnten den "Star" (wenn Hale-Bopp das hört...) des Abends durchaus länger ansehen. Auffällig war die sehr helle innere Coma, die im Sucher und Feldstecher sternartig wirkte. Um sie herum konnte man zwei bis drei deutlich abgestufte Bereiche (Schalen) sehen, von denen aus der sehr kurze Schweif (visuell geschätzt maximal 20') ausging. Weiter konnte ich den Schweif beim besten Willen nicht verfolgen. Im Sucher schätzte ich die Helligkeit des Kometen an den nahegelegenen Sternen auf höchstens 6 mag.
Deutlich war vor dem Kern eine kleine Schockfront zu erkennen, von der aus ein sehr kurzer Schweifansatz ca. 120° weit geöffnet ausging. Andeutungsweise konnte ich zwei dünne Streamer erkennen, die seitlich vom Kern des Kometen ausgingen und sich an den Staubschweif seitlich anlegten. Vermutlich der Anfang des derzeit wieder aktiven Gasschweifs. Im Feldstecher erschien der Komet zunächst wie ein diffuser Stern, später erkannte man den sehr kurzen Schweif, ebenso im 8x50 Sucher. Freisichtig war den Komet nicht zu sehen. Abschließend belohnten wir uns noch mit den schösten Deep-Sky-Objekten: M13, M57, M8, M11. Sie zeigten deutlich, wie gut die Bedingungen geworden waren. APi |