Name: Alexander Pikhard, Natalie Ebner, Daniela Pikhard
Email: apikhard@eunet.at
Datum: 1. August 2000, 21.30 MESZ, bis 2. August 2000, 00.55 MESZ
Ort: Falkenstein/Steiermark
Instrument: 12" Meade LX-200
Bedingungen: Wie in der Nacht zuvor extrem gute Bedingungen. Wolkenlos, kein Wind, Temperatur rund 15°C, Durchsicht 1+++, Seeing 1-2 (später schlechter), Aufhellung 1+++. Wiederum eine der besten Nächte, an die ich mich erinnern kann.
In der hellen Dämmerung als Überbrückung einige Doppelsterne. An Ep Lyr zeigt sich, daß das Seeing sehr gut ist. Im 21mm Pentax sind beide Doppelsterne ohne Probleme zu trennen. Be Cyg ist sehr schön, wie immer. Mit noch nicht völlig dunklem Hintergrund wirkt der Farbkontrast noch reizvoller als bei völliger Dunkelheit.
Ab 21.45 kann man Deep Sky-Objekte beobachten. M57 ist bereits voll da, auch der Stern am Rand des Nebels ist bereits gut zu sehen. M56 ist auch schon sehr schön aufgelöst. Auf dem noch nicht völlig dunklen Hintergrund ein reizvoller Anblick, sehr kontrastreicht. M29 (21mm Pentax) zeigt 7 helle und zahlreiche schwächere Sterne und erinnert bei dieser Vergrößerung an eine Mini-Ausgabe der Pleiaden. Ca. 1/4 Gesichtsfeld. NGC6910 ist der berühmte "verkehrte Einser". Interessant: Gegenüber der letzten Beobachtung erscheint einer der Ecksterne, am rechten oberen Ende des "Y", merklich heller als ich ihn in Erinnerung habe. Ich muß untersuchen, ob es sich nicht um einen Veränderlichen handelt.
22.00 Die Milchstraße ist jetzt schon sehr deutlich. M71 ist dreieckig und diffus, aber weit bis ins Zentrum aufgelöst, mit einigen helleren Sternen. Sieht aus wie ein unregelmäßig geformter Kugelsternhaufen.
Schwerpunkt des heutigen Abends ist die bisher von mir wenig beobachtete Gegend zwischen Pfeil, Delphin und Atair.
NGC6802 ist ein kleiner OStH in der Nähe des Coathanger, eigentlich direkt an den waagrechten Balken anschließend (im Sucher ist der Coathanger auch deutlich zu sehen). Der Haufen ist extrem dicht, wirkt diffus, bei indirektem Sehen aber gut aufgelöst [P21mm]. Längliche N-S-Erstreckung, in seiner Helligkeitsverteilung unregelmäßig. Interessant. Einer jener OStH, die nicht zur Gänze aufgelöst werden können, sondern in denen ein diffuser Rest bleibt.
NGC6823 ist ein kleiner OStH in Vul, sehr hell, wenige Sterne, gut vom Hintergrund abgehoben. Eingebettet in Nebel NGC6820, mit P40 und UHC vermutungsweise ein diffuser Hintergrund, kann aber auch Einbildung sein. NGC6830 ist ein sternreicher, aber lockerer OStH, wirkt in der Anordnung der Sternreihen "sternförmig": vier Sternreihen laufen von der Mitte radial nach außen. In der Mitte ein hellerer Stern.
M27 [P21] ohne Filter, extrem deutlich, zwei große diffuse Zentren in einer noch größeren diffusen, ovalen Hülle. Das südliche Zentrum wirkt heller als das nördliche. Mit O-III-Filter noch kontrastreicher, jetzt erkennt man Strukturen in den beiden helleren Zentren. Auch der Zentralstern ist blickweise zu sehen. Auch in der äußeren Hülle sind Strukturen zu erkennen.
22.30 Die Milchstraße ist in voller Struktur da: Schildwolke, M24, die Dunkelwolken, nördl. Kohlensack. Ein beeindruckender Anblick.
Weiter in der Sge-Vul-Del-Region. Jetzt ein ganz eigenartiges Objekt: Die beiden Sternhaufen NGC6882 und NGC6885 in Vul. Sie sind ineinander eingebettet (stehen also räumlich hintereinander). Der hellere Haufen (6885) ist sehr groß, weit zerstreut, mit einem hellen Stern im Zentrum. Füllt im P40 fast das ganze Gesichtsfeld. In diesen Haufen eingebettet liegt 6882, der ist kleiner und dichter. Hat allerdings nicht so helle Sterne. Auffällig ist das ganze nicht, aber TheSky hat die beiden Objekte angezeigt und da mußte ich doch unbedingt vorbeischauen. NGC6940 ist ein sehr großer, sehr reicher OStH, der das Feld des P21 sprengt, aber dieses Feld ist voll mit Sternen unterschiedlicher Helligkeit, ohne Konzentration. Im P40 ist der Haufen vom Hintergrung gut abgehoben. NGC6886 ist ein kleiner PlNeb wie ein Stern 12mag, nicht wirklich leicht zu identifizieren. NGC6905 PlNeb in Del ist sehr deutlich, kreisrund, bei indir. Sehen erkennt man einen schwachen Zentralstern, weiters eine zentrale Verdichtung und einen äußeren Ring. Ein sehr interessantes Objekt. NGC6891 ist ein sehr kleiner, sehr heller PlNeb in Del, mit hellem Zentralstern und einer bläulichen Hülle. Ein Objekt für starke Vergrößerungen. NGC6934 KStH in Del, recht klein, diffus auf den ersten Blick, mit starker Konzentration, bei indirektem Sehen aufgelöst in sehr viele sehr schwache Sterne, bis zur Mitte hin. NGC7006 KStH Del, sehr klein, diffus, ein bis zwei Sterne sind zu erkennen, sehr konzentriert.
In der Nähe ist M15, und der ist prachtvoll. Im P14 extrem viele schwache Sterne, sehr kleiner, dichter Kern, kleine diffuse Hülle, Sterne bis zur Hälfte des Gesichtsfeldradius. Ein wunderschöner Anblick!
Ende des Schwerpunktprogramms, weiter zu den "Sehenswürdigkeiten".
M17 [P40, UHC] Der Nebel paßt zur Gänze ins Gesichtsfeld, Zentralteil ("Entchen") ist sehr hell und strukturiert, es ist der gesamte Nebel mit allen Ausläufern und Filamenten zu erkennen. Man sieht auch das "Omega" sehr schön. M16 ist ebenfalls deutlich, man erkennt den "Adler" mit dem Sternhaufen am Kopf und die dunklen Filamente ("Finger") im Nebel. NGC6604 ist ein OStH, bei indir. Sehen etwas Nebel, das kann aber auch Einbildung sein. M22 [P14] bis an den Rand des Gesichtsfelds, im Zentrum extrem weit aufgelöst, am Rand des Zentrums ein eigenartig abgehobenes, v-förmiges Sterngebilde. Ein sehr reizvoller Anblick: Der Haufen verscheindet gerade hinter einigen Bäumen des gegenüberliegenden Hanges (zum ungünstigen Landschaftshorizont siehe Bericht der vorangegangenen Nacht), vor der dunklen Silhouette derBäume wirkt der reiche Kugelsternhaufen fast schon kitschig. Das wäre ein Foto - könnte man M22 so kurz belichten...
NGC6818 PlNeb in Sgr, im P14 sehr rund, leicht oval, bei indir. Sehen eine verdunkelte Mitte, also ein diffuser Ring angedeutet. Sehr hell und bläulich. NGC6822 Gx in Sgr, sehr schwach, diffus, groß, schwierig zu erkennen.
Vom Sgr nach Westen in den Her:
M13 [P14] !!! - mehr kann ich dazu nicht sagen. Das Gesichtsfeld ist ausgefüllt mit feinen, schwachen Sternen, der Haufen ist zum Angreifen plastisch und schimmert bläulich. Aber man muß das gesehen haben, Beschreibung hilft da keine. NGC6207, die kleine Gx bei M13, ist länglich und sehr deutlich, sie hat einen hellen Vordergrundstern. M92 auch !!! - ebenfalls ein traumhafter Anblick. Ca. 1/2 GesFeld im P14 gefüllt mit Sternen, sehr stark konzentriert. NGC6210 sehr heller PlNeb im Her, groß, bläulich, rund, diffus, bei indir. Sehen um den hellen Teil noch eine sehr schwache diffuse Hülle. NGC6229 (KStH Her) klein, diffus, indir. ganz wenige Sterne.
M5 steht schon sehr tief, ist aber immer noch sehr schön. Bis zur Mitte aufgelöst.
Jetzt wieder der Cirrus-Nebel: NGC6960 [P40, UHC] nördl. von 52 Cyg ein helles, gewundenes Filament, fein geschwungene Welle, die auf einer Seite schärfer begrenzt erscheint als auf der anderen. Bei indirektem Sehen erkennt man zwei ineinander verflochtene Filamente und knapp nördlich von 52 Cyg ein drittes, kurzes. Südl. von 52 Cyg wird der Nebel zunächst schwächer und teilt sich dann in zwei deutlich getrennte Filamente, die in einer feinen fasrigen Struktur auslaufen, bei indir. Sehen erkennt man ein drittes Filament abseits, das mit den ersten beiden nicht verbunden ist. NGC6992, nördliches Ende läuft diffus aus, es kommt nach Süden ein zweites und drittes Filament hinzu (die Filamente erinnern hier an Kometenschweife), in einer deutlichen Verdichtung treffen die drei Filamente aufeinander. Knapp südlich ein weiterer heller Knoten. Südlich dieser beiden Knoten wird der Nebel etwas schächer und dünner. Weiter nach Süden entsteht der Eindruck, daß sich der Nebel wieder in drei ineinander verwickelte Filamente auftrennt, die in einem chaotischen Netz von Filamenten und hellen Knoten enden. Dieses Netzwerk füllt ein Gesichtsfeld im P40 (54') und bis zum Rand des Gesichtsfeldes können noch isolierte Nebelknoten beobachtet werden. Mittelteil, die baumartige Struktur, füllt ein ganzes Gesichtsfeld und bei indirektem Sehen erkennt man auch hier ein feines Netzwerk von Filamenten, es ist allerdings viel feiner und schwächer als bei 6992. Reich strukturiert, einige markante Nebelzentren und viele längliche Filamente, wie eine große Flamme. Mehrere Gesichtsfelder groß. NGC6974 un d NGC6969 sind ebenfalls zu erkennen, flächig, schwach und wenig strukturiert.
Jetzt schwenke ich nach Norden und Nordosten, um einige Objekte in Cepheus und Cassiopeia zu beobachten.
NGC188 (OStH in Cep, nahe dem Polarstern) ist deutlich, sehr schwache Sterne, gut aufgelöst. Wirkt leicht diffus. [P40] M103 ist konzentriet mit einem hellen Stern, locker, einige hellere, viele schwächere Sterne [P40]. NGC663 dichter, konzentrierter OStH, der sich einigermaßen gut von seiner Umgebung abhebt. NGC457 bei zwei sehr hellen Sternen, reicher, konzentriert OStH mit sehr vielen Sternen. NGC281 Neb [P40, UHC] sehr deutlich, strukturiert, eine helle Sterngruppe in der Mitte, an dieser ist der Nebel geteilt, nördlich davon ein kleinerer, südlich davon ein größerer diffuser Teil. IC59 Neb bei Ga Cas, bei indir. Sehen andeutungsweise als diffuser Fleck zu sehen. Sehr schwierig. NGC129 sehr locker, helles Dreieck aus Sternen, in das eingebettet eine Reihe schwächerer Sterne. NGC225 sehr lockerer OStH, relativ groß, gleichmäßig helle Sterne. NGC7788 sehr kleiner, sehr dichter OStH, im P40 fast diffus. NGC7790 sehr reicher OStH, sehr dicht, fast mit diffusem Hintergrund. Beide Haufem in einem Gesichtsfeld P40. NGC7789 sehr groß, sehr dicht, sehr viele schwache Sterne, der schönste OStH in dieser Region. M52 dicht, sehr reich, viele Sterne, ein hellerer, wirkt fast etwas diffus. M31, M32 sehr hell, M31 mit Details (2 Spiralarme angedeutet).
Ein Schwenk Richtung Pegasus. NGC7331 sehr schön, länglich, deutlich. NGC7320 + weitere (Stephen's Quintett) im P21 sind bei indir. Sehen alle 5 Galaxien zu erkennen, vier stehen knapp bei einander, eine fünfte etwas abseits.
Abschluß: Neptun [P7], Triton heute mit indir. Sehen zu erkennen, Seeing ist etwas schlechter geworden. Uranus [P7] mit Titania und Oberon bei indir. Sehen.
Fazit: Eine weitere phantastische Beobachtungsnacht, in der 12" wirklich Sinn machten.
Alexander Pikhard