Name: | Tahir Saban |
e-Mail: | tahir.saban@mycity.at |
Datum: | 1.08.2000 |
Ort: | Edelweißspitze |
Bericht: | Seit langem suche ich nach guten Beobachtungsplätzen, die es wert sind zur Neumondzeit aufgesucht zu werden. Am Dienstag den 1.8.00 beschloß ich den weiten Weg ins Auge zu fassen und auf die Edelweißspitze an der Glocknerstraße zu fahren. Zuvor hatte ich auf der Karte nach befahrbaren hohen Plätzen gesucht und in näherer Umgebung nichts versprechendes gefunden. An der Glocknerstraße befinden sich mehrere Hütten, von denen einige leider keine Unterkunft zur Verfügung stellen. Daher wollte ich das Glocknerhaus oder die Wallackhütte ausprobieren. Dann sah ich im Tourenführer, daß auch die Edelweißhütte über 30 Betten (in Zimmern, kein Matrazenlager) verfügt. Über das Internet erfuhr ich die Telefonnummer und bestellte ein Zimmer. Die Wirtin sagte, daß auch andere Astronomen da sein und sich der Parkplatz zur Beobachtung gut eignet. Nach 5 stunden Fahrt mit einem vollbepacktem Kleinwagen kam ich bei Kaiserwetter um 18 Uhr an der Edelweißspitze an (2571m). Der Parkplatz war bereits von den vielen Tagesbesuchern verlassen. Nach dem Abendessen ging ich raus, um meinen 5" Starfire aufzubauen. Fünf andere Gleichgesinnte, alle aus Deutschland, waren schon beim Aufbau ihrer Teleskope. Drei von ihnen hatten je ein 30" (76cm) Dobson, einer ein 9" Binokularteleskop mit zwei Spiegeln. Es wehte leichter Wind bei 12 Grad. In der zweiten Hälfte der Nacht legte sich der Wind total und es kühlte auf nur 7 Grad ab. Das Seeing war gut (7-8) aber nicht perfekt, die Transparenz sehr gut. Da die Luft trocken war, bildete sich kein Tau. Einer der großen Dobsons, verzichtete den Strumpf aufzusetzen. Lichtverschmutzung gab es keine, es störten nur die Lampe vor der Hütte und ein helles Licht in Zell am See. Beide Lichtquellen hätte ich vermeiden können, wenn ich etwas weiter östlich Aufgestellt hätte. Zum Glück, gingen die Lichter zu Mitternacht aus. Nachdem es um 10 Uhr finster wurde, bot sich der Sommerhimmel von seiner schönsten Seite an. Die Milchstraße war so klar und deutlich zu sehen, daß ich mit bloßem Auge mehrere Dunkelnebel ausmachen konnte. Man merkte den Unterschied zum Flachland, es war halt super ca. 2,5km weniger Atmosphäre zwischen Sterne und Teleskop zu haben. Im Dunkeln gesellten sich zwei kleine Kinder zu mir die offensichtlich kein Deutsch konnten. Ich versuchte es mit Englisch und es stellte sich heraus, daß sie aus Israel waren und hier Urlaub machten. Der größere (12J) verblüffte mich mit der Frage, wo denn die Andromeda Galaxie zu sehen sei. Danach fragte er mich nach Supernova. Nachdem noch einige Gäste aus der Hütte bei uns vorbeischauten, verstrich die Nacht sehr rasch. Ich bemerkte, daß alle "deep sky" Objekte heller und detaillierter waren als sonst. So konnte ich z.B. zum ersten mal mit meinem 5" Details im äußeren Bereich von M33 sehen. Ich konzentrierte mich auf schwächere NGC Objekte, hauptsächlich Emissionsnebel und planetarische Nebel. Meine Nachbarn luden mich öfters ein mal durch die großen Dobs "zu kucken". M27 in einem 30 Zöller ist nahe dran die Dunkeladaptierung des Auges zu vernichten. Das Objekt war so hell und detailliert, daß es einer schwarzweiß Fotografie Paroli bot. Da die Dob-Besitzer auch Binoansätze hatten, konnten viele Objekte mit zwei Augen betrachtet werden. Zum ersten mal konnte ich auch das neue 31mm naggler ausprobieren, Fazit: definitiv besser als das 35mm Panoptic. Im 9" Binokularteleskop, genoss ich die beste Beobachtung von M57 bisher. Es war mit zwei 9mm Naglern ausgestattet und ich erinnere mich nicht je so locker und unverkrampft M57 gesehen zu haben. Im Dunkelbereich des Ringnebels waren Strukturen zu sehen. Den Zentralstern konnte ich jedoch nicht sehen. Dadurch, daß der Dobson nicht motorisiert war, zog der Himmel langsam vorbei und man fühlte als ob man in einem Raumschiff aus dem Fenster schauen würde. Ein durch die handliche Dimensionen gegebener Pluspunkt war, daß man bequem auf einem Hocker sitzen konnte und nicht in Schwindel erregender Höhe auf einer Leiter herum Turnen mußte. Ich schaute noch bis halb 5 Uhr. Zuletzt konnte man noch Jupiter und Saturn beobachten. Das waren auch die einzigen Objekte die, bedingt durch das Seeing, in meinem Starfire besser ausschauten als in den 30 Zöllern. Am Tag kann man in der wunderschönen Umgebung wandern, allerdings rollt bei gutem Wetter eine nicht enden wollende Blechlawine über die Straße. Noch ein paar Informationen zu den Kosten: Die Mautstraße hat 175.- gekostet. Einzelzimmer 345.-, Doppelzimmer 330.- pro Person. Das Essen in der Hütte bietet für einen vorwiegend vegetarisch Essenden nicht besonders viel Auswahl, war aber trotzdem gut (leider ziemlich teuer). Obwohl die Entfernung wahrscheinlich für die meisten von Euch den Beobachtungsplatz disqualifizieren wird, bin ich mir sicher, daß ich bei gutem Wetter wieder hin fahren werde. Denn in den nächsten Wochen, wird der Himmel immer dunkler und die Nächte länger. Bis ende Oktober ist die Hütte bewirtschaftet sofern die Straße noch befahrbar ist.
Tahir Saban
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